Am 14. Juli 1973 wurde das neue Gymnasium mit Turnhalle in Anwesenheit von Landrat Freiherr von Gleichenstein aus Stockach eingeweiht. In die frei werdenden Räume in der Schlossstraße zog die im Aufbau befindliche zweizügige Realschule mit sechs Klassen ein, später übernahm sie das wegen der Kreisreform 1973 freigewordene Gebäude der Kreisberufsschule am Feldweg.

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Der Gymnasiumsneubau war notwendig geworden, weil die Schülerzahl in den 60er Jahren rasant angestiegen war. 1961 hatten noch die einzügige Volksschule mit acht Klassen und das ebenfalls einzügige sechsklassige Progymnasium zusammen in einem einzigen Gebäude Platz, in der Conradin-Kreutzer-Schule von 1904.

Schülerzahl stieg schnell

Wie schnell die Schülerzahl anstieg, zeigt die Statistik: Am Progymnasium gab es im Schuljahr 1960/61 insgesamt 81 Schüler in sechs Klassen. 1966 zählte das Progymnasium 235 Schüler in zwölf Klassen. 1973 zogen 536 Gymnasiasten, darunter 116 Fünftklässler, in vier Parallelklassen und 33 Lehrkräfte in das neue Gebäude um.

Das Meßkircher Gymnasium heute.
Das Meßkircher Gymnasium heute. | Bild: Günther Brender

Dass die Notwendigkeit eines Schulhausbaus früh erkannt wurde, ist das Verdienst des damaligen Schulleiters Günter Lode und von Bürgermeister Siegfried Schühle. Beide haben ab 1964, zum Teil gegen Widerstände aus ihren eigenen Parteien, hartnäckig und geduldig den Ausbau des Schulwesens verfolgt. Ostern 1964 zog das Progymnasium mit 125 Schülern in die renovierte Alte Schule in der Schlossstraße um, damit sich die Volksschule im ganzen alten Gebäude ausbreiten konnte. Durch die 1965 eingeführten und vom Land bezahlten Schülerbuslinien und die Schließung von Hauptschulen in den Dörfern kamen immer mehr Schüler vom Land nach Meßkirch.

Ausweichräume im Herz-Jesu-Heim

Ab 1966 mussten Ausweichräume im Herz-Jesu-Heim (wegen der vergitterten Fenster von den Schülern „der Bärenzwinger“ genannt), im Probenlokal der Stadtmusik, im Schloss (da waren nur die Turmzimmer geeignet) und in der Kreisberufsschule angemietet werden. Im Februar 1967 schlagen Kultusminister und Oberschulamt Südbaden den Ausbau des Progymnasiums Meßkirch zur Vollanstalt vor. So nannte man das damals wirklich.

Schon im September des gleichen Jahrs erhielt die Stadt den Genehmigungsbescheid für die Aufstockung. Nachdem das Oberschulamt die im Schloss vorgesehenen Räume für ungeeignet abgelehnt hatte, entschied der Gemeinderat im Januar 1968, nicht zuerst die ursprünglich vorgesehene Nachbarschaftshauptschule zu bauen, sondern dem Gymnasium mit Turn- und Schwimmhalle den Vorzug zu geben. Als Bauplatz wählt das Oberschulamt ein Gelände im „Goldösch“ am Bichtlinger Sträßle in der Nähe der Kreisberufsschule.

Zu einem beschränkten Wettbewerb wurden fünf Architekten eingeladen, darunter zwei aus Meßkirch. Das Preisgericht vergab zwar am 16. Januar 1969 den ersten Preis an die Architekten Gäßler und Böhmer in Sigmaringen, der Gemeinderat beauftragte aber mit großer Mehrheit den einheimischen Architekten Fritz Braun mit Planung und Bau des Gymnasiums. Um keine Zeit zu verlieren, wurde an der Turnhalle auch im Winter 1971/72 in einem heizbaren Großbauzelt weitergearbeitet.

Umzug ins neue Gebäude

In den Osterferien 1973 zog das Gymnasium unter tätiger Mithilfe der Schüler in das neue Gebäude um. Am 2. Mai 1973 lief der Unterrichtsbetrieb in sämtlichen Räumen des Neubaus voll an. Später kamen noch Grünanlagen, ein großer Parkplatz, Omnibus-Haltestellen, eine Aula und eine Mensa dazu.

1976, nach dem Tod des Philosophen Martin Heidegger, eines ehemaligen Schülers der Vorgängerschule (Höhere Bürgerschule), stellte die Stadt den Antrag, das Gymnasium „Martin-Heidegger-Gymnasium“ zu nennen. Nach dem Protest der Witwe Heidegger, die nur „Heidegger-Gymnasium“ erlauben wollte, fuhr man zweigleisig: Am Gebäude wurde der Schriftzug „Heidegger-Gymnasium“ angebracht, Schulverwaltung und Oberschulamt verwendeten dagegen die Bezeichnung „Martin-Heidegger-Gymnasium“.

Das Richtfest für das neue Hallenbad fand am 28. Mai 1975 statt. Damit die Bevölkerung sich besser vorstellen konnte, wie das einmal ...
Das Richtfest für das neue Hallenbad fand am 28. Mai 1975 statt. Damit die Bevölkerung sich besser vorstellen konnte, wie das einmal sein wird mit dem großen Becken, hatte man Wasser einlaufen lassen. Wohl auch um festzustellen, ob das Becken dicht ist. In den nachfolgenden Jahrzehnten gab es da immer wieder Probleme. | Bild: Stadtarchiv, Günther Brender

Drei Gründe für richtiges Hallenbad

Ursprünglich war die Stadt bei der Planung, wie in allen umliegenden Schulen, von einer Turnhalle mit Lehrschwimmbecken ausgegangen. Aber bald mehrten sich Stimmen, die auf die Errichtung eines richtigen Hallenbades drängten – aus drei Gründen: Im Freischwimmbad am Buhlen war durch einen Erdrutsch eine Mauer beschädigt worden, die Reparatur hätte eine halbe Million Mark gekostet. Erfahrungsgemäß gab es in Meßkirch durchschnittlich nur 50 Badetage und mit einem Hallenbad konnte man gleichzeitig die Forderung nach einem Lehrschwimmbecken wie nach einem ganzjährigen Badeangebot für die Bevölkerung nicht nur von Meßkirch, sondern auch des Umlands erfüllen. Im Juni 1969 sprach sich der Gemeinderat mehrheitlich für dieses Projekt aus.

Derzeit wird das Bad mit großem Kostenaufwand saniert. Schließlich sollen sich die Meßkircher nicht schlechter stellen als in den 70ern.
Derzeit wird das Bad mit großem Kostenaufwand saniert. Schließlich sollen sich die Meßkircher nicht schlechter stellen als in den 70ern. | Bild: Günther Brender
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Mosaik zeigt Badeszenen

Wegen der Beanstandung des Haushaltsplans 1971 durch das Landratsamt Stockach wird der Schwimmhallenbau zurückgestellt und erst nach Fertigstellung des Gymnasiumneubaus angegangen. Im Innern sponsorte die Firma Dual, die damals noch ein Zweigwerk in Meßkirch betrieb, das große Mosaik, Badeszenen aus der Zimmerschen Chronik darstellend. Vormittags benutzen die Schulen das Bad, nachmittags die Bevölkerung, abends Vereine. Eine von vielen als unanständig beanstandete Sauna vervollständigte das Angebot.

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