Der Verein Mensch Natur, eine Bürgerinitiative zum Schutz der Raumschaft Ostrachtal, hatte zu einer Informationsveranstaltung zum Thema Windkraft in Magenbuch ins Dorfgemeinschaftshaus eingeladen. Gastredner war Professor Michael Thorwart, Universitätsprofessor für Theoretische Physik Hamburg/ Haigerloch. Hubert Frank, der an diesem Abend nicht in seiner Funktion als Ortsvorsteher von Magenbuch fungierte, sondern als Mitglied des Vereins, begrüßte die rund 100 Besucher. Der Verein Mensch Natur setzt sich für den Schutz und den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen ein. Dabei widmet er sich den vielfältigen Themen im Natur- und Umweltschutz. Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Auseinandersetzung mit der Energieerzeugung aus der Natur.
Bis zu 20 Windräder auf der Gemarkung befürchtet
Hubert Frank befürchtet, dass bis zu 20 Windkraftanlagen auf der Gemarkung Ostrach installiert werden könnten und dafür ein alter Fichtenbestand abgeholzt werden müsste. Noch seien keine belastbaren Fakten genannt, allerdings werde der Regionalverband im Januar 2024 seine Ergebnisse bekanntgeben, erklärte er.
Anwohner aus Hilpensberg berichten über die dortigen Windräder
Bevor der Hauptredner seinen Vortrag begann, berichtete ein Ehepaar aus Hilpensberg von seinen Erfahrungen nach der Fertigstellung der dortigen Windkraftanlagen. „Unser Leben änderte sich komplett.“ Neben Depressionen und einem Brummschädel führten sie massive Herzbeschwerden, Konzentrationsstörungen und Antriebslosigkeit als weitere Folgeerscheinungen auf. Weiter beschrieben sie, dass diese Beschwerden nicht nur ihnen selbst, sondern auch relativ vielen weiteren Anwohnern widerfahren seien. Die Glaubwürdigkeit unterstreichen zehn eidesstattliche Erklärungen der Anwohner, betonten sie.
Professor will moderne Atomreaktoren
Michael Thorwart will nicht als Gegner der erneuerbaren Energien gesehen werden. Aber in seinem rund zweistündigen Vortrag verwies er unter anderem auf die extrem geringe Energiedichte sowie die nicht vorhandene Versorgungssicherheit bei dieser Energiegewinnung. Neben vielen weiteren negativen Effekten nannte er auch seinen Lösungsvorschlag. Der Professor für Quantenmechanik und-physik sieht in modernen Atomreaktoren der vierten Generation einen besseren Lösungsansatz. Diese Reaktoren stellen auch keine Gefahr für Mensch und Umwelt dar und könnten sogar einen Teil unseres jetzigen Atommülls zur Energiegewinnung nutzen. Er musste allerdings einräumen, dass dieser neue Typus von Reaktoren noch nicht gebaut werde. Hingegen würden rund 20 Unternehmen und Staaten derzeit mit Hochdruck an der Entwicklung arbeiten, so dass mittelfristig mit einem Durchbruch zu rechnen sei.
Bürger kritisiert Bashing gegen erneuerbare Energie
Nach dem Vortrag des Fachmanns zog Hubert Frank sein Resümee: „Wir haben wirklich Angst, was passiert.“ Im Anschluss konnten die Gäste noch Fragen stellen oder auch nur ihre Meinung äußern, wie zum Beispiel Klaus Wiggenhauser: „Wie kann eine Regierung diese ganzen aufgezeigten Fakten ignorieren?“ Susanne Happ wollte von dem Referenten wissen, was in Haigerloch unternommen wurde, damit dort keine Windräder aufgestellt wurden. „Es gibt kein Patentrezept“, erklärte der Fachmann und nannte ein paar mögliche Wege: „Wir haben rund 11.000 Einwendungen an den Regionalverband gerichtet.“ Des Weiteren führte er einen Bürgerentscheid auf, was aber nicht ungefährlich wäre. Zudem sieht er eine Artenschutzprüfung als Möglichkeit an. Und es ginge auch darum, Zeit zu gewinnen, war sein letztes Argument. Rolf Blecher kritisierte das allgemeine „Bashing“ auf erneuerbare Energien und Politiker. Christoph Leinß, ehemaliger Pfullendorfer Forstamtsleiter, brachte die Effekte von Windrädern auf das Mikroklima ins Spiel. Er verwies darauf, dass unter Windrädern weniger Feuchtigkeit auf dem Boden nachgewiesen sei. In der anschließenden lockeren Diskussionsrunde konnten die Gäste weiter mit den verschiedenen Referenten ausgiebig fachsimpeln.
Bündnis „Rettet die Alb“ gegründet
Auf der Schwäbischen Alb haben sich mehr als 20 Bürgerinitiativen aus Gemeinden wie Engstingen, Inneringen, Kettenacker, Mörsingen bis nach Steinhilben und Bernloch zusammengeschlossen. Diesem Bündnis sind auch die Bürgerinitiativen aus Ostrach, Krauchenwies, Rulfingen und Hausen a.A. beigetreten. Sie befürchten, dass in der Region zahlreiche Windräder errichtet werden, und kritisieren, dass die Planungen hauptsächlich auf der Grundlage des Windatlasses der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) erstellt wurde. In einem offenen Brief an Stuttgart wurde das Umweltministerium aufgefordert, den Windatlas zu überarbeiten, da er nach Angaben des Bündnisses „Rettet die Alb“ die Ertragsprognosen der Windräder um bis zu 30 Prozent überschätze.