Herr Ernst, weshalb interessieren Sie sich für Flusskraftwerke?

Die Nutzung von Flusskraftwerken ist aus meiner Sicht sinnvoll, da die Energie vor Ort zur Verfügung steht, CO2-frei und dezentral ist und mit dem höchstmöglichen Wirkungsgrad, regenerative Energie erzeugt. Weiter wird mit der Nutzung eines solchen Standorts die Durchgängigkeit für Fische auf Kosten des Betreibers hergestellt. Das ist ein aktiver Beitrag zum Klima- und Umweltschutz. Durch die geringe Schwankungsbreite bei der Energieerzeugung ist eine Wasserkraftnutzung grundlastfähig und unterstützt die Stabilisierung der Stromnetze.

Dieses Flusskraftwerk zwischen der Wutachmühle und Aselfingen hat Bernhard Ernst 2014 gebaut.
Dieses Flusskraftwerk zwischen der Wutachmühle und Aselfingen hat Bernhard Ernst 2014 gebaut. | Bild: Lutz, Bernhard

Seit wann überlegen Sie, in Achdorf ein Flusskraftwerk zu bauen und was waren Ihre Beweggründe?

Im Jahr 2009 war ich am Wehr in Achdorf und habe diesen Standort für ein Flusskraftwerk gesehen. In den vergangenen Jahrhunderten wurde hier bereits die Energie der Wasserkraft für eine Mühle, ein Sägewerk und eine Schmiede genutzt.

Bernhard Ernst.
Bernhard Ernst. | Bild: Bernhard Ernst

Welche Dimension hätte ein Flusskraftwerk bei Achdorf, und wie viele Haushalte könnte man damit versorgen?

Die Dimensionen eines Flusskraftwerkes können generell sehr kompakt gestaltet werden, da hier der Standort direkt am Wehr ist. Die Fischtreppe ist größer als das Flusskraftwerk, ähnlich der des Wasserkraftwerks in Ewattingen. Mit Bepflanzungen im Bereich der Fischtreppe wird der Bereich ökologisch aufgewertet und es werden neue Lebensräume geschaffen. Nach unseren Berechnungen würde damit der jährliche Energiebedarf für circa 300 Haushalte abgedeckt, die Energie würde direkt in das Ortsnetz eingespeist.

 

Im September 2007 gab es einen Bürgerentscheid über ein Flusskraftwerk am Achdorfer Wehr. Die Bürgerinitiative, die den Entscheid veranlasste, fürchtete beim Bau eines Kraftwerks um das Landschaftsbild im Tal. Wie würde sich Ihr Projekt in die Landschaft einfügen?

Nach unseren Plänen würden die baulichen Anlagenteile wie Krafthaus und Einlauf auf das Mindestmaß dimensioniert. Eine Verkleidung des Gebäudes zum Beispiel mit Holz und Bepflanzungen im Bereich der Fischtreppe durch Büsche und Bäume machten das Kraftwerk unauffällig im Landschaftsbild. Eine Fischtreppe, die naturnah ausgebildet ist, bereichert das Landschaftsbild durch die attraktive Gestaltung.

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Welche Vorteile hätte ein Flusskraftwerk in Achdorf?

Das ortsprägende historische Wehr bliebe mit dem Mühlenkanal und dem Wasserrad bei der Scheffellinde erhalten. Wir würden uns auch um die Instandsetzung des Wasserrads kümmern: durch eine Sanierung oder ein neues Wasserrad. Durch die Wasserkraftnutzung erhielte die Stadt künftig Gewerbesteuer und der Hochwasserschutz bliebe gewährleistet. Anders als beim Bau einer Rauen Rampe wäre keine Erhöhung der Dämme nötig.

Sie haben schon das Kraftwerk bei der Wutachmühle gebaut. Dort wurde kritisiert, es befinde sich zwischen der Straße und einem instabilen steilen Hang, die Wirtschaftlichkeit stehe in keinem Verhältnis zum ökologischen Schaden. Wie wirtschaftlich ist das Kraftwerk?

Aus meiner Sicht kann man die Wirtschaftlichkeit nicht mit der Ökologie vergleichen. Fest steht, dass die Wasserkraftanlage die kalkulierte durchschnittliche Strommenge von rund 1 216 000 Kilowattstunden jährlich erzeugt und damit ihren Beitrag zur Energiewende leistet. Mit dem Fischaufstieg und dem gesamten Gelände wurde ein ökologischer Mehrwert geschaffen, der noch weiter wächst. Generell gilt es anzumerken, dass im Genehmigungsverfahren alle Umstände durch die Fachbehörden beim Landratsamt in Waldshut und beim Regierungspräsidium in Freiburg im Detail geprüft und genehmigt wurden. Da ich Bauingenieur bin, verlasse ich mich hier auf die Aussage der staatlichen Fachleute für Ökologie.

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Ihr Interesse besteht schon länger, hatten Sie schon Kontakt mit der Stadt Blumberg?

Vor ein paar Jahren hatte ich wegen eines Flusskraftwerks schon ein Gespräch mit Bürgermeister Markus Keller und Stadtbaumeister Uwe Veit. Damals war noch nicht klar, ob eine Ausschreibung für ein Flusskraftwerk erfolgt und wenn Ja in welcher Form.

Stadt und Fraktionen sind für eine Besichtigung willkommen

Der Arzt Adalbert Scherzinger, der dieses Jahr eine Umfrage in Achdorf initiiert hat, hatte das Schreiben, in dem Sie ihr Interesse bekunden, auch den Fraktionen und der Stadt zugesandt. Hat sich daraufhin bei Ihnen jemand gemeldet?

Bisher ist man noch nicht auf mich zugekommen. Ich würde mich darüber sehr freuen, wenn die Stadt Blumberg, der Ortschaftsrat oder Fraktionen auf mich zukämen, um das Thema Reaktivierung fachlich zu diskutieren. Selbstverständlich sind die Stadt, der Ortschaftsrat und die Fraktionen für eine Besichtigung der Wasserkraftanlage in Ewattingen immer willkommen.

Fragen: Bernhard Lutz