Eine ganz besondere Entdeckung machte Familie Fetscher aus Hondingen in ihrem Garten: Unter einem Oreganobusch hatte es sich eine Raupe des Totenkopffalters, auch Totenkopfschwärmer genannt, gemütlich gemacht.

Entdeckt hatte das Tier die elfjährige Cäcilia während einer Familienfeier. Im Vorbeigehen war ihr an dem Strauch das leuchtende Gelb ins Auge gefallen. Bei genauerem Hinsehen stellte sich der gelbe Fleck als außergewöhnlich große Raupe heraus.

Was sind das für Raupen?

Sofort berichtete das junge Mädchen der anwesenden Familie von ihrem Fund. Doch zunächst wusste niemand, um welche Raupenart es sich bei dem gefundenen Tier handelte. Die erste Idee, eine Beschreibung der Raupe im Internet einzugeben, stieß auf keinen Erfolg.

Mehr als sieben Zentimeter sind die gelben Raupen des Totenkopffalters in gestrecktem Zustand lang.
Mehr als sieben Zentimeter sind die gelben Raupen des Totenkopffalters in gestrecktem Zustand lang. | Bild: Malena Schwenk

Erst mithilfe eines Fotoscanners im Internet fanden sie die Art heraus: Es handelte sich um die Raupe des Totenkopffalters. Der Name, die außergewöhnliche Größe und zudem die leuchtende Farbe riefen bei den Anwesenden unterschiedliche Gefühle hervor: „Die einen waren sehr erschrocken, bei den anderen war es vor allem Staunen“, beschreibt Bernhard Fetscher die Reaktionen.

Tiere kommen aus den Tropen

Nach einer Internetrecherche siegte dann bei den meisten die Neugier und vor allem die Freude über die doch recht seltene Entdeckung, denn der Totenkopffalter findet sich überwiegend in den afrikanischen Tropen. Durch die leuchtend gelbe Färbung und das auffällige Muster ließ sich die Raupe anhand der Bilder im Internet eindeutig identifizieren.

Für große Erleichterung sorgte schließlich die Tatsache, dass das Tier entgegen seinem Namen und Aussehen vollkommen harmlos und ungiftig ist. Lediglich die Flügelspannweite eines ausgewachsenen Falters von bis zu 13 Zentimetern und der weite Weg, den das Muttertier zurückgelegt haben muss, sorgten für großes Staunen.

Ein ausgewachsener Totenkopffalter.
Ein ausgewachsener Totenkopffalter. | Bild: Alina Boldina/AdobeStock

Zu dem Grund, warum ein solcher Falter gerade in dem Garten in Hondingen seine Eier abgelegt hat, hat Bernhard Fetscher eine Theorie: Ein aus dem Süden stammender Totenkopffalter könnte durch starke Winde nach Süddeutschland gelangt sein.

Da sich die Raupen überwiegend von Nachtschattengewächsen wie Kartoffeln oder Tomaten ernähren, bietet der Garten der Familie einen optimalen Platz für das Tier, um seine Eier abzulegen, weil sich beide Pflanzen im Garten finden.

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Bei dem Falter selbst steht aber etwas ganz Besonderes auf dem Speiseplan: Er ernährt sich überwiegend von Honig. Und damit hatte der Falter einen noch viel besseren Grund, denn bei Familie Fetscher im Garten leben einige Bienenvölker. Dass er beim Eindringen in den Bienenstock nicht von den Bienen angegriffen wird, gelingt ihm, indem er Geruchsstoffe abgibt, die dem Geruch der Bienen sehr ähnlich sind, sodass diese ihn nicht als fremd erkennen.

Von der Raupe zur Puppe

Nach der Entdeckung war es für alle noch einmal sehr interessant, als beim Aufräumen am Tag danach noch eine weitere Raupe aufgetaucht ist. „Ich kann mir gut vorstellen, dass bei uns im Garten noch weitere Raupen sind, weil der Falter sicher noch viel mehr Eier gelegt hat“, vermutet Bernhard Fetscher.

Die beiden gefundenen Tiere wurden genau beobachtet und dabei stellte die Familie fest: Die zwei Raupen können sich nicht nur erstaunlich schnell vorwärtsbewegen, sondern sind auch außergewöhnlich gute Kletterer.

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Mittlerweile hat sich eine der Raupen bereits in die Erde eingegraben, wo sie sich später auch verpuppt. Die Chance für die Raupen, den Winter in Hondingen zu überleben und im nächsten Jahr als Falter hier selbst Eier zu legen, ist allerdings äußerst gering, da das Tier solch niedrige Temperaturen aufgrund seiner Herkunft nicht gewohnt ist. „Auf jeden Fall waren die zwei Gäste im Garten die Attraktion des Tages“, ist sich die Familie einig.

Das sagt der Experte

Das der Fund der Tiere etwas Besonderes ist, bestätigt auch der Experte. „Das ist schon eine große Seltenheit“, sagt der Agraringenieur und Hobbybiologe Franz Maus aus Hausen vor Wald zum Fund im Garten der Familie Fetscher. Damit sich nach der Eiablage Raupen entwickeln, sich verpuppen und die Falter schlüpfen, braucht es Kartoffelanbau als Nahrungsgrundlage. Die Raupen fressen am liebsten Kartoffelblätter.

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Die Falter kommen bei uns im Frühjahr aus dem Süden ins Land. „Und zwar durch aktive Flugbewegung“, wie Maus hervorhebt. Allerdings überleben weder die Falter aus dem Frühjahr noch die Brut, die es tatsächlich noch zum Schlüpfen schafft, den Winter. Die Totenkopfschwärmer teilen damit das Schicksal von Taubenschwänzchen, Distelfalter und Admiral, die bei uns stets nur ein einmaliges Sommergastspiel geben.