Die Malteser sind in ständiger Bereitschaft. Sie warten in einem modern sanierten Gebäude neben dem Gasthaus Längehaus bei Blumberg-Riedöschingen auf den nächsten Einsatz. Der Notarzt-Standort liegt direkt an der Landesstraße 185 zwischen Blumberg und Geisingen. Schlägt der Meldeempfänger Alarm, müssen die Retter nach spätestens zwei Minuten im Fahrzeug sitzen und ausrücken.
„In der Regel dauert das bei uns immer weniger als eine Minute. Wir kommen gerade von einem Einsatz zurück, bei dem waren es 48 Sekunden“, berichtet Christian Hagen. Er hat die Wachenleitung seit September 2021 inne und ist neben seiner Mitarbeit als Fahrer auch für die Einhaltung der Einsatzzeiten, den Zusammenhalt sowie administrative Aufgaben verantwortlich. Die Notarztwache ist rund um die Uhr besetzt und das an allen 365 Tagen des Jahres.

Fahrer-Team bringt nötige Ortskenntnis mit
Vor Ort sind immer ein diensthabender Notarzt, der zentral über die vom Schwarzwald-Baar Klinikum genutzte Notarztbörse vermittelt und als Honorararzt gestellt wird sowie ein ausgebildeter Notfallsanitäter, der zudem Fahrer des vor einem Jahr angeschafften Notarzt-Einsatzfahrzeugs (NEF) ist.
Während die Notärzte häufig wechseln, meist für einige Einsatztage am Stück aus dem bundesweiten Einzugsgebiet kommen und daher häufig auch nicht ortskundig sind, handelt es sich bei den fahrenden Notfallsanitätern um ein festes Team aus sechs bis acht Mitarbeitern, die dauerhaft beim Malteser Hilfsdienst angestellt sind und regelmäßig ihre 24-Stunden-Dienste leisten.
Fahrer brauchen Ortskenntnis
„Diese Stabilität ist auch zwingend notwendig“, erklärt Daniel Hierholzer, Leiter Rettungsdienst und zugleich stellvertretender Bezirksgeschäftsführer des Malteser Hilfsdienstes mit Sitz in Freiburg. Die Fahrer müssten auf jeden Fall über eine sehr gute Ortskenntnis verfügen. Das Navigationsgerät könne eine gute Grundlage und Unterstützung bieten. Komme es jedoch zu unvorhergesehenen Änderungen, etwa durch eine Baustelle oder einen Unfall, sei die Ortskunde unabdingbar, um schnellstmöglich zum Einsatzort zu gelangen.

Die Einsätze werden allesamt über die Integrierte Leitstelle des Schwarzwald-Baar-Kreises vermittelt. Alle Notarztfahrzeuge können genau geortet werden. Somit ist es möglich, das Fahrzeug zu beauftragen, das am schnellsten am Einsatzort sein kann.
Über 35.000 Kilometer auf dem Tacho
Das NEF hat gegenüber gewöhnlichen Rettungswagen zusätzliche Geräte wie etwa ein Videolaryngoskop zur Einsicht in den Kehlkopf oder eine automatische Reanimationshilfe an Bord, aber vor allem eine deutlich größere Auswahl an Medikamenten, darunter auch Betäubungsmittel. Nach jedem Einsatz werden die verbrauchten Materialien wieder aufgefüllt und das Fahrzeug bei Bedarf aufgetankt. Der Tank darf nie weniger als halb voll sein, um sicher zum Einsatzort und wieder zurück zu gelangen.
Da der Versorgungsbereich Blumberg auch Hüfingen und Geisingen mit seinen Ortsteilen umfasst und aufgrund der räumlichen Nähe auch Einsätze in Teilgebieten der Landkreise Konstanz und Waldshut gefahren werden, kommen in dem vorwiegend ländlich geprägten Gebiet schnell längere Strecken zusammen. Nach seinem ersten Jahr hat das neu angeschaffte NEF bereits mehr als 35.000 Kilometer auf dem Tacho.

Gesetzliche Hilfsfrist wird unterschritten
Die Notärzte sind gemäß dem landesweiten Rettungsdienstgesetz an die sogenannte Hilfsfrist gebunden. Sie umfasst die Zeit vom Eingang des Notrufs in der Integrierten Leitstelle bis zum Eintreffen des NEFs am Einsatzort und darf maximal 15 Minuten betragen, was in 95 Prozent der Fälle erreicht werden muss.

Die offizielle Auswertung für den gesamten Landkreis Schwarzwald-Baar erfolgt erst im Mai, doch Daniel Hierholzer kann schon jetzt für den Versorgungsbereich Blumberg zufrieden sagen, dass diese Frist sehr gut eingehalten werde und die Einsatzzeiten sehr kurz seien.
Fortbildung in der einsatzfreien Zeit
Nicht nur im Hinblick auf die Einsatzzeiten, auch insgesamt sei man mit dem neuen Standort höchst zufrieden. „Wir haben richtig Glück gehabt, am Längehaus eine tolle Immobilie bekommen zu haben und sowohl den Notärzten wie auch unseren Fahrern optimale Rahmenbedingungen anbieten zu können“, freut sich Daniel Hierholzer. Die Mitarbeiter seien durchweg hoch zufrieden, was auch für die Honorarärzte zutreffe. Der Dienstplan sei immer gut gefüllt, was stets ein positiver Indikator für das Klima und die Bedingungen vor Ort sei.
Auch Wachenleiter Christian Hagen lobt die außergewöhnliche Ausstattung. Die Wache verfügt über moderne Räume, darunter eine Küche, ein Bad, ein Aufenthaltsraum sowie für jeden Mitarbeiter im Dienst ein eigenes Zimmer mit Schreibtisch, Computer und Bett. Die einsatzfreie Zeit während der Bereitschaft werde häufig zur Fortbildung mittels Online-Angeboten genutzt.
Zahlen zu den Einsätzen
„Die Notwendigkeit für den Notarzt-Standort ist definitiv gegeben und dieser ist auch ideal platziert“, erläutert Daniel Hierholzer im Gespräch weiter. Das zeigt ein Blick auf die Einsatzzahlen.
- Erwartung: Ein vor fünf Jahren auf Landkreisebene erstelltes Gutachten ging noch von etwa 530 Einsätzen pro Jahr für den Versorgungsbereich Blumberg aus.
- Realität: Im ersten Jahr seit Bestehen des Standortes fuhren die Notärzte zu 850 Einsätzen.
- Verteilung: 70 Prozent der Einsätze lagen im Schwarzwald-Baar-Kreis, wovon wiederum etwa 60 Prozent der Einsätze im Stadtgebiet Blumberg erfolgten und der Rest in den umliegenden Ortsteilen Blumbergs und Hüfingens. Die restlichen rund 30 Prozent verteilten sich auf die Nachbar-Landkreise Tuttlingen und Konstanz und etwas seltener auch auf den Landkreis Waldshut.
- Anlässe: Die häufigsten Einsatzursachen sind internistische Notfälle, wie etwa Schlaganfälle oder Herzinfarkte, aber auch traumatologische oder chirurgische Notfälle, wie beispielsweise bei Verkehrs- oder Freizeitunfällen, rufen die Notärzte häufig auf den Plan, gerade im ländlichen Einzugsgebiet, das im Fall von Blumberg auch Teile der unfallträchtigen B 31 sowie einen Abschnitt der A 81 umfasst.
Patienten warten zu lange ab
Insgesamt sei die Nachfrage in allen Bereichen deutlich gewachsen. Daniel Hierholzer sieht einen Grund im Wegfall vieler niedergelassener Ärzte. Wenn diese nicht mehr erreichbar seien, warteten viele so lange ab, bis es gar nicht mehr anders ginge und wählten dann den Notruf.
In der Bevölkerung habe sich im Laufe der letzten Jahre auch ein Stück weit eine Mentalität entwickelt, das Rundum-Sorglos-Paket häufiger und mit niedrigerer Hemmschwelle in Anspruch zu nehmen.
Bürgermeister lobt professionelle Idealbesetzung
Neben den Maltesern selbst schätzt sich auch Blumbergs Bürgermeister Markus Keller sehr glücklich, dass solch eine professionelle Lösung für den Notarzt-Standort gefunden worden sei. „Die Einsatzzahlen zeigen deutlich, dass der Bedarf vorhanden ist. Die Malteser machen hier einen tollen Job“, resümiert er zum einjährigen Bestehen des neuen Standortes.