Zukunftsträchtige Perspektiven für die Entwicklung von Bahnstrecken in Baden-Württemberg wurden am vergangenen Mittwoch vom Landesverkehrsministerium präsentiert: Verkehrsminister Winfried Hermann stellte die Ergebnisse einer Studie für den Einsatz lokal emissionsfreier Schienenfahrzeuge vor. 16 nicht elektrifizierte Streckenabschnitte wurden untersucht hat.

Auch auf Strecken ohne Oberleitung

Dabei stellten sich in den meisten Fällen Batterie-Hybrid-Züge als die beste Lösung heraus, sogenannte BEMU, vom Englischen battery-electric multiple unit. Diese werden auf Strecken ohne Oberleitung vom Strom aus einer Batterie angetrieben, die auf Streckenabschnitten oder Bahnhöfen mit Oberleitung wieder aufgeladen wird. Weiterer Vorteil ist, dass die Batterien auch beim Bremsen aufgeladen werden.

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Interessant für den Bereich Blumberg ist dabei, dass die Strecke von Immendingen über Hintschingen nach Blumberg-Zollhaus unter langfristigem Bedarf ebenfalls in der Studie aufgeführt ist, und zwar im Teilnetz „Donautalbahn Plus“. Dieses umfasst insbesondere die Hauptstrecke zwischen Ulm über Sigmaringen nach Tuttlingen.

Regionen können Stellung nehmen

Das Landesverkehrsministerium hält hier weitere Untersuchungen für erforderlich. Bis Ende des Jahres können sich die Regionen einbringen und Stellung zu der Studie nehmen. Somit könnten also bei einem positiven Untersuchungsergebnis in einigen Jahren Elektrotriebwagen nach Blumberg-Zollhaus fahren.

Christian Brinkmann, Eisenbahnbetriebsleiter bei den Bahnbetrieben Blumberg.
Christian Brinkmann, Eisenbahnbetriebsleiter bei den Bahnbetrieben Blumberg. | Bild: Matthias King // sptmbr designagentur

Denn aktuell sind auf der Strecke Dieseltriebwagen unterwegs, die schon seit 2003 eingesetzt werden. Im Bahnhof Immendingen sind bereits seit Jahrzehnten Oberleitungen für einen „Tankstopp“ vorhanden. Sollte die Batterieleistung für Fahrten von Immendingen bis Blumberg-Zollhaus und zurück nicht ausreichen, könnte zusätzlich der Ringzug-Bahnsteig in Blumberg-Zollhaus mit einigen Metern Oberleitung versehen werden.

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Der Vorteil dieser Methode: Kostensparend müssten nur wenige Meter Oberleitung installiert werden anstatt auf der Gesamtstrecke mit 18 Kilometern Länge. Schon im Dezember 2023 wird das erste vollwertige BEMU-Netz in Baden-Württemberg auf fünf Bahnstrecken in der Ortenau rund um Offenburg den Betrieb aufnehmen.

Unabhängig davon soll voraussichtlich am 9. November im Waldshuter Kreistag ein Reaktivierungskonzept für die „Untere Wutachtalbahn“ von Weizen nach Lauchringen und Waldshut-Tiengen vorgestellt werden. Dieses sieht bei positivem Ausgang einen täglichen Stundentakt ab Dezember 2025 vor.

Einnahmemöglichkeit für Bahnbetriebe

Die Bahnbetriebe Blumberg könnten hierbei durch die sogenannten Trassenpreiseinnahmen profitieren, vergleichbar mit der Lkw-Maut auf Autobahnen, und somit die eigenen Kosten der Reaktivierung decken. Diese Reaktivierung kann auch den Anstoß geben, darüber nachzudenken, den Bereich Blumberg besser anzubinden, indem beispielsweise die Schnellbuslinie 900 von Donaueschingen nach Blumberg bis nach Weizen verlängert wird.

Es gibt auch schlechte Nachrichten

Neben diesen durchaus positiven Nachrichten hat Eisenbahnbetriebsleiter Christian Brinkmann aber auch einen schweren Schlag für die Eisenbahnbetriebe zu verzeichnen. Es handelt sich um einen versagten Landeszuschuss in Höhe von 414.000 Euro. „Wir hatten bereits eine Unbedenklichkeitsbescheinigung des Landes erhalten und mit den für den Saisonstart notwendigen Arbeiten begonnen, als uns die Mittel dann doch noch versagt wurden. Aufgrund gesetzlicher Vorgaben steigen somit die Trassenpreise für die gesamte Strecke, um diese Verluste zu kompensieren.

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Ebenfalls negativ wirkte sich die Streichung zahlreicher Ringzüge zwischen Leipferdingen und Blumberg-Zollhaus vor einigen Jahren aus,“ so Christian Brinkmann. „Die Kosten für die Bahnstrecke werden auf die Anzahl der gefahrenen Kilometer umgelegt. Je mehr Züge fahren, desto niedriger der Trassenpreis, je weniger Züge fahren, umso höher der Trassenpreis.“