Eigentlich ist Ute Behrendt, aktive Akkordeonistin im Brigachtaler Orchester, eine ganz ruhige, bescheidende Person. Doch wenn sie am Dirigentenpult steht, wirkt sie ganz anders: Dann ist die Vollblutmusikerin ganz in ihrem Element, schwingt ihren Dirigentenstab schwungvoll mit sicherer Hand. „Ich wusste lange nicht, dass ich das überhaupt kann“, berichtet die gebürtige Vöhrenbacherin, die sich quasi über den zweiten Bildungsweg am Hohner-Konservatorium in Trossingen als damals 46-Jährige einschrieb und innerhalb sechs Jahren zur Musikpädagogin ausbilden ließ. In ihrem früheren Leben war sie Vermessungstechnikerin mit Beamtenstatus. Nach Heirat und zwei Kindern hatte sie ihrem Beruf den Rücken gekehrt. Seit 2012 betreibt sie eine eigene Musikschule in ihrem jetzigen Heimatort Dauchingen. Beim Brigachtaler Akkordeonverein leitet sie seit 2019 mit viel Engagement das Senioren-Orchester, die Phan-Tasten. Nun stehen zwei große Auftritte an, für welche die Dirigentin samt ihrem Senioren-Ensemble, das im Alter zwischen 50 und 86 Jahren liegt, schon fleißig probt.

  • Die musikalischen Anfänge: Ute Behrendt wurde von ihrem Vater Josef Dold, der als Komponist und Dirigent des Harmonikavereins Vöhrenbach und der Linacher Wälderbuebe Bekanntheit erlangte, schon als Fünfjährige auf das Spiel mit dem Akkordeon und der Melodica vorbereitet. Bald spielte das talentierte Kind im Jugendorchester Vöhrenbach und wechselte bereits im Alter von elf Jahren zum Hauptorchester. Viele Jahre blieb sie im dortigen Orchester aktiv. Doch sie wollte weiterkommen, ihre Grenzen austesten. So begann sie im Herbst 2010 ein berufsbegleitendes Studium am Trossinger Konservatorium, das sie im Juli 2016 erfolgreich abschließen konnte. Gerne blickt sie zurück auf diese interessante Zeit: Besonders gern erinnere sie sich an die ehemalige Leiterin des ersten Brigachtaler Orchesters, Sabine Kölz. „Sie hat mir als Dozentin schon damals vermittelt, dass man mit Geduld und viel Einfühlungsvermögen auch in einem gewissen Alter noch vieles erlernen kann“, erinnert sie sich. In einer Kooperation von Verein und der Vöhrenbacher Schule leitete sie später einige Jahre eine Schüler-AG. Hier konnten die Grundschulkinder Melodica und Akkordeon lernen. Später merkte sie, dass ihr die Erwachsenen-Bildung noch mehr am Herzen liegt, deshalb bot sie ab Mai 2014 den Kurs „Akkordeon 50-Plus“ beim Akkordeonverein in Brigachtal an. „Ich bin mir sicher, dass man in jedem Alter noch ein Instrument spielen kann, wenn man es nur will.“
  • Das Senioren-Orchester Phan-Tasten: Im Herbst 2011 startete der Brigachtaler Akkordeonverein unter der damaligen Leiterin des Hauptorchesters, Sabine Kölz, einen neuen Akkordeon-Kurs für Einsteiger oder Wiederanfänger. Durch den SÜDKURIER wurde auf den neuen Kurs aufmerksam gemacht, sodass sich gleich sieben Interessenten anmeldeten. Anno 2013 übernahm Ausbilder Mario Nortmann die überwiegend betagten Schüler und trat beim Jahreskonzert und den Dezemberträumen erstmals auf. Zwischenzeitlich sind die Phan-Tasten fester Bestandteil des Brigachtaler Akkordeonvereins. Seit vier Jahren leitet nun Ute Behrendt die Phan-Tasten. Leider gab es seither nur ein paar Auftritte, dann kam die Pandemie und die Probenarbeit ruhte lange. Doch nun proben die Senioren wieder fleißig, alle zwei Wochen. „Über den Zuspruch freue ich mich sehr, denn alle gehen sehr engagiert zur Sache“, erzählt sie mit einem strahlenden Lächeln. Grundsätzlich sollte weniger der Leistungsdruck im Vordergrund stehen, sondern vielmehr die Freude am Spiel. Auch bei beginnender Arthrose in den Händen sei Bewegung wichtig, weiß sie aus Erfahrung. Auch das passende Instrument müsse gefunden werden, vor allen Dingen von Größe und Gewicht her und am wichtigsten sei es natürlich, die passende Literatur zu wählen, die auch Spielfreude erzeuge. Ihre Literatur umfasst volkstümliche Musik, aber auch Evergreens. „Dazu gehört natürlich auch das Badener-Lied, denn das spielen alle besonders gern“, berichtet Ute Behrendt abschließend.