Dort sollte beim Büro der SPD-Bundestagsabgeordneten Rita SPD-Bundestagsabgeordneten Rita Schwarzelühr-Sutter ein Forderungspapier überreicht werden. Sein Inhalt: Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) soll entlassen werden. Sie mache einen landwirtschaftsfeindlichen Job. Letztlich wurde den Landwirten nicht die Tür geöffnet: Auch wenn die 21 Traktoren, auch aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis, mit heftigem Hupen ihre Ankunft verdeutlicht hatten.
Warum die Tür des Wahlkreisbüros zu blieb? Es könnte damit zusammenhängen, dass die Abgeordnete derzeit während der Sitzungswoche in Berlin weilt.
Enttäuschender Ablauf
Das Forderungspapier wurde eingeworfen, die Traktoren fuhren weiter. Eine Kundgebung war wegen der Corona-Bestimmungen schon im Vorfeld verworfen worden. „Das ist enttäuschend“, sagt Marianne Bäurer im Vorfeld. Die junge Frau aus dem Hüfinger Ortsteil Fürstenberg hat bereits die ersten LsV-Aktionen organisiert. Für die Teilnehmerzahl, die sich am unteren Rand der Vorabschätzungen hat sie Verständnis. „Es ist halt viel Feldarbeit zu tun momentan.“
60 Hektar Flächenverbrauch jeden Tag
Die SPD-Mitglieder sollten mitbekommen, was das Spitzenpersonal treibt, empört sie sich. Über Monate habe Schulze die Landwirteproteste ignoriert und zuletzt im Bericht zur Lage der Natur die Landwirtschaft für das Insektensterben hauptverantwortlich gemacht. Völlig ignoriert werde dagegen der tagtägliche Flächenverbrauch von 60 Hektar durch Siedlung, Industrie und Straßenbau. „Um sich das vorzustellen: Da wird jeden Tag ein mittelständischer Betrieb im Schwarzwald-Baar-Kreis einfach zubetoniert.“
Berufsgruppe wird diffamiert
Die Landwirte machten etwas für Umweltschutz und Insekten, Sie seien extrem abhängig von einer gesunden Diversität, von Insektenvielfalt und gesundem Boden. Stattdessen werden eine ganze Berufsgruppe diffamiert. Dazu kein Gesprächstermin, „unsere Geduld ist am Ende“.
Seit Oktober würden den Landwirten ein Gespräch verweigert. Jetzt könne es durchaus passieren, „das wir uns nicht mehr zufrieden geben, durch die Städte zu fahren. In jedem Fall müsse man jetzt erst einmal die Aufregung dieses Tages sacken lassen.

Im Stich gelassen fühlt sich LsW auch von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Bisher habe sie sich nicht zum Umweltbericht geäußert, sei den Bauern nicht beigesprungen.
Kein Adressat für die LsV-Proteste ist derzeit der Landesumweltminister Franz Untersteller (Grüne) Er arbeite besser als Schulze, ihm fehle aber dennoch die Bereitschaft die Bitten, Ängste und Ideen aus der Landwirtschaft auf die Bundesebene weiterzuleiten.

Erstmals auf sich aufmerksam gemacht hatte LsV Mitte Januar. Damals beteiligten sich Landwirte aus der Region an einer Sternfahrt nach Stuttgart, wo bei einer Kundgebung auf dem Cannstatter Wasen eine Kundgebung mit 250 Traktoren stattfand. Marianne Bäurer, Landwirtstochter und beruflich in einem Gartenbaubetrieb beschäftigt, hatte die Aktion mit organisiert und nahm auch teil: auf dem Traktor ihres Lebensgefährten tuckerte sie bei winterlichen Temperaturen in die Landeshauptstadt.
Land schafft Verbindung
Die Landwirte der „grünen Branche“, wie sie sich nennen, organisieren sich im 2019 gegründeten Verband „Land schafft Verbindung“ (LsV) selbst und unterstehen keinem Verband. Sie sind meist einfache Landwirte, die aus allen Bereichen der Landwirtschaft kommen: aus dem Ackerbau wie aus der Tierzucht. In den Ländern verfügt die junge Organisation über Landesvertreter und Orgateams. Auch in Baden-Württemberg gibt es eine Gruppe.
Auf sich aufmerksam gemacht haben die LsV-Aktivisten mit Demonstrationen: zuletzt im Januar auf dem Cannstatter Wasen. Mit Aktionen wie „Bauer sucht Kunde“ sollen Verbraucher dafür sensibilisiert werden, wer die Landwirte sind, woher die Lebensmittel kommen und warum sie auf der Straße sind.