Das Umsetzen der guten Jahresvorsätze – zumindest häufigeres Sporttreiben – musste 2021 lange warten. Warum? Natürlich ist einmal mehr die Corona-Pandemie schuld, denn Fitnessstudios waren seit vergangenem November durchgehend geschlossen. Folglich musste Sport größtenteils zuhause gemacht werden, doch in den eigenen vier Wänden fehlt vielen Menschen oft die Motivation dazu. Andere wiederum trainieren einfach lieber mit professionellen Gerätschaften oder besuchen fachmännisch geführte Kurse.

Nun hat das Warten ein Ende. Am Montag, 14. Juni, ertönte nach monatelanger Zwangspause der Startschuss in den Fitnessstudios. Auch in Donaueschingen zeigten sich Betreiber sowie Kunden erleichtert über diese wertvolle Lockerung der Corona-Verordnung. So erschienen beispielsweise im Clever fit-Studio an der Hagelrainstraße jene, die sich direkt neu anmelden wollten. Und direkt schritt dann der Auszubildende, Samuel Scherer, zur Tat und kümmerte sich um die Interessenten. Weil das Studio die Zwangsschließung dafür nutzte, um im großen Stil umzubauen (zum Beispiel neue Geräte, neue Lüftungsanlage), waren außerdem nicht wenige über das neue Bild erstaunt, welches sich beim Betreten des Eingangsbereichs ergab.

Das könnte Sie auch interessieren

„Es ist total klasse, dass wieder auf ist. Ich glaube, da ist die Gefühlslage bei Mitarbeitern und Mitgliedern gleich. Wir haben zwar vieles gemacht während der Schließungszeit, aber nicht das, was wir eigentlich gern machen“, gab Alexandra Thomas vom Clever fit einen Einblick in ihre Gefühlswelt. „Das hat uns brutal gefehlt und die Mitglieder trainieren ja nicht nur, sondern hier findet auch ganz viel Sozialkontakt statt, das hat ihnen auch gefehlt“, fügte die 47-Jährige an.

Kunden sind zufrieden und glücklich

Daniele Barone, 41 Jahre, trainiert im Clever fit-Studio in Donaueschingen: „Eineinhalb Stunden laufen, danach 30 Minuten Kraft. ...
Daniele Barone, 41 Jahre, trainiert im Clever fit-Studio in Donaueschingen: „Eineinhalb Stunden laufen, danach 30 Minuten Kraft. Und das Dehnen nicht vergessen.“ | Bild: Singler, Julian

Das Laufband fand Daniele Barone trotz allem zügig. „Eigentlich war ja sogar länger geschlossen als seit November“, sagte der 41-Jährige dem SÜDKURIER. Schließlich sei ein Normalbetrieb schon vorher kaum möglich gewesen. Die Corona-Zeit bezeichnete der Clever fit-Kunde als „Bauchzeit“; jeder habe mehr oder weniger stark damit zu tun gehabt. „Ich hatte noch nie so viel Bauch, bin aber sehr motiviert“, verriet Barone. Die Rückkehr ins Fitnessstudio wolle er einfach nur genießen. „Zuhause geht das nicht mit dem konsequenten Sporttreiben. Da musst du die Kinder beschäftigen oder hast aus anderen Gründen keine Zeit“, sagte er. Komplett zufrieden ist Daniele Barone laut eigener Aussage dann, wenn er keine Maske mehr tragen muss und ohne Corona-Test trainieren kann. Die Pandemie habe ihm offenbart, wie wichtig die Gesundheit ist, und dafür könne er im Fitnessstudio seines Vertrauens etwas tun.

Die 17 Jahre alte Celina Heinrich startet gerade ihr Training im Clever fit-Studio in Donaueschingen.
Die 17 Jahre alte Celina Heinrich startet gerade ihr Training im Clever fit-Studio in Donaueschingen. | Bild: Singler, Julian

Der persönliche und freundliche Umgang war das, was Celina Heinrich am meisten gefehlt hat. Sie sagte: „Ich freue mich total über das Wiedersehen und das spontane Kennenlernen.“ Die 17-jährige Clever fit-Kundin habe sich vor der Schließungszeit angemeldet, um abzunehmen. Und sie sei auch sehr motiviert gewesen, genauso wie heute. Doch im Verlauf der Pandemie habe eben jene Motivation schon etwas gelitten, als es mal hieß, Fitnessstudios könnten bald wieder aufmachen, dann aber doch nicht. Dass sie nur mit einem negativen Corona-Test trainieren kann, sei für Heinrich kein Problem: „Getestet werde ich eh immer in der Schule.“ In den zurückliegenden Monaten habe sie auch mal bei einer Freundin, die zuhause Trainingsgeräte hat, Sport gemacht: „Doch das ist etwas anderes als hier.“

Weg mit den überflüssigen Corona-Pfunden: Daniel Roth, 21 Jahre, schuftet für seine Sommerfigur.
Weg mit den überflüssigen Corona-Pfunden: Daniel Roth, 21 Jahre, schuftet für seine Sommerfigur. | Bild: Singler, Julian

Der 21-jährige Daniel Roth hat es ebenfalls vermisst zu trainieren: „Ich mache einfach gern Sport.“ Zuletzt habe er es zuhause mit Workouts probiert, aber sich damit nicht wohlgefühlt. Auch der junge Mann möchte nun erst einmal die Corona-Pfunde loswerden und seine Grundfitness zurückerlangen. Dafür kann er nun wieder im Fitnessstudio schuften – nach monatelanger Zwangspause.

Betreiber sind motiviert, aber auch realistisch

„Unser Azubi stammt aus München und hat dort Kontakt zu Fitnessstudios. Er hatte uns prophezeit, dass es in den Studios überall leer sein wird“, berichtete Alexandra Thomas, Mitarbeiterin im Clever fit. Entgegen dieser Vorhersage sei am Montag jedoch mehr los gewesen als gedacht. Normalerweise, so Thomas, ist vormittags lediglich ein Beschäftigter plus Putzfrau vor Ort, am ersten Öffnungstag waren es neben der Putzfrau drei Beschäftigte. Dennoch könne sie mit Blick auf den reichlichen Mehraufwand Gastronomen verstehen, „die sagen, wir öffnen noch nicht, weil es sich nicht rentiert“. Nach Einschätzung Thomas‘ kommen wegen der 3G-Pflicht weniger Mitglieder, auf der anderen Seite benötige man mehr Personal zur Überwachung sowie Durchsetzung der Regeln.

Das könnte Sie auch interessieren

Wie wichtig die Fitnessstudios für deren Kunden sind, verdeutlichte die Aussage des Clever fit-Inhabers, Ahmad Alsaghrji: „In dieser Zeit haben wir normalerweise am wenigsten Kundschaft, aber weil die Leute seit sieben Monaten nicht im Studio waren, haben sie Fitness-Heimweh. Ein gestandener, trainierter Mann kam mit Tränen in den Augen zu uns, weil er sich so gefreut hat.“ Ein anderer junger Mann, der sich Ende Oktober angemeldet habe und seither nur dieses eine Mal da war, sei direkt am ersten Tag gekommen. „Die Mitglieder haben nicht mit so vielen Lockerungen gerechnet. Kurzhantelbereich, Bauch-Beine-Po, Cardio oder Kurse: alles ist möglich“, so Alsaghrji.

Was Alexandra Thomas durchaus Sorgen bereitet, sei der gesundheitliche Zustand der Menschen: „Ich will nicht wissen, was wir in einem halben Jahr oder Jahr für Spätfolgen gesundheitlicher Natur haben. Ich kenne bislang keinen Corona-Toten, aber einen Kollateraltoten, der gestorben ist, weil eine wichtige Vorsorgeuntersuchung verschoben wurde“, erzählte sie. „Und ich wette, dass wir auch noch ein paar Herzinfarkte, Diabetesfälle und andere Dinge dazu bekommen, weil die Menschen wenig oder gar keinen Sport getrieben haben. Das gibt noch einen richtigen Rattenschwanz.“ Es sei lange und oft genug nachgewiesen worden, wie wichtig vor allem Krafttraining für das Immunsystem ist; Thomas verweist auf eine entsprechende Studie der Weltgesundheitsorganisation.

Das könnte Sie auch interessieren

Zuversichtlich, aber dennoch nicht überschwänglich, möchte Klaus Frankenberg, Geschäftsführer im TC Training Center, in die kommenden Tage gehen. Zu Beginn ginge es bei ihm noch sehr verhalten zu. „Das gute Wetter spielt uns dabei nicht in die Karten“, fügte er mit einem Schmunzeln an. Dass Mitglieder wieder zum Sporttreiben kommen dürfen, wurde ihm zufolge allerhöchste Zeit. „Sie freuen sich auf das Training, keine Frage“, so Frankenberg. Bis heute habe das TC Training Center keine Unterstützung bekommen: „Das wurde schon eng und die liquiden Mittel sind soweit aufgebraucht.“ Kann die Testpflicht bei einer weiter konstant sinkenden Sieben-Tage-Inzidenz aufgehoben werden, rechnet der Geschäftsführer damit, dass sich alles noch mal besser einpendelt und es besser wird. Das Prozedere erfordere einen größeren Aufwand und gehe gleichzeitig auf Kosten der Betreuungszeit für die Kunden.