Kurzarbeit, Verdienstausfälle, Unsicherheiten: Die Corona-Situation hat zweifellos weitreichende Auswirkungen auf die wirtschaftliche Lage vieler Bürger. In kritischen Zeiten überlegen manche Interessierte möglicherweise doppelt, ob sie in eine Immobilie investieren möchten. Doch wie ist die Situation auf der Baar?
Großer Wunsch nach eigenem Wohnraum
„Wir merken nichts, denn unabhängig von Corona läuft es in der Immobilienbranche gut“, sagt Daniel Guisa, Inhaber von Reichmann Immobilien in Donaueschingen. Grund dafür seien die mangelnden Anlegemöglichkeiten, der günstige Zinssatz sowie die hohen Mietpreise. Laut Guisa beeinflusse die Corona-Krise den Markt kaum, denn der Wunsch nach eigenem Wohnraum sei größer. „Das Angebot ist sehr knapp und die Nachfrage ist riesig“, sagt er. Doch Donaueschingen habe bereits vor Corona unter sehr knappem Wohnraum gelitten. Die Corona-Krise sei aber noch zu jung, um Prognosen aufzustellen, „die Auswirkungen werden erst später spürbar sein“, so Guisa. „Wenn die Wirtschaft, wie Handel und Industrie, aber unverletzt aus der Krise kommen, gibt es nichts zu befürchten.“ Daher erwartet Guisa auch keine Immobilien-Blase, diese Problematik könne nur bei höheren Zinsen entstehen. Ob Immobilienportale im Internet eine Gefahr für die Branche sind? Auch das dementiert er, denn insbesondere ältere Generationen würden auf ortsansässige Makler zurückgreifen.
„Im vergangenen Jahr war vermutlich aufgrund der vielen Unsicherheiten bei Verkäufern und Käufern eine gewisse Zurückhaltung zu bemerken“, sagt Arnold Heizmann, Geschäftsführer von Heizmann Immobilien in Donaueschingen. Im laufenden Jahr erfahre er keine Einschränkungen, denn seit Ende 2020 bis heute sei das Geschäft gut gelaufen – auch wenn die Besichtigungen der Immobilien aufgrund den Kontaktbeschränkungen aufwendiger seien, sagt Heizmann.

Corona eher zweitrangig?
Laut Heizmann hänge die Investitionslust auf Immobilien nicht mit Corona, sondern mit den kaum erzielbaren Zinseinnahmen auf Geldanlagen zusammen. „Denn bei entsprechenden Guthabenzinsen würden viele Anleger in Geldanlagen investieren.“ Auch habe das Virus keinen Einfluss auf die stark gestiegenen Preise. „Das geringe Angebot und die starke Nachfrage lassen die Preise steigen“, sagt er. Wie sich der Immobilienmarkt nach Corona entwickelt? Heizmann erwarte keine großartigen Veränderungen. „Die Nachfrage wird bei gesicherten Arbeitsplätzen ohne Kurzarbeit eher noch steigen.“
„Der Immobilienmarkt ist aufgewirbelt“, sagt Anja Zahn von Tvs Immobilien in Donaueschingen. Denn die Preisspirale der Verkaufsimmobilien drehe sich stetig weiter und mittlerweile sei der Markt bei teilweise „utopischen“ Preisvorstellungen und Preisen angelangt, die nicht mehr den Zustand der Substanz wiedergeben würden. „Die derzeit günstigen Zinssätze bei der Finanzierung und eine nicht mehr ausreichende Verzinsung der herkömmlichen Geldanlagen begünstigen die Nachfrage stark“, sagt sie. Der Mietwohnungsmarkt sei insgesamt verhaltener, die Menschen vorsichtiger, dadurch die Nachfragen für bestimmte Wohnungsgrößen geringer. „Bei einem stärkeren Einbruch der Wirtschaft werden Auswirkungen auf das Preisbild sowohl bei der Kaufimmobilie als auch im Mietbereich die Folge sein“, so Zahn.
Stadt stellt hohe Nachfrage fest
In Donaueschingen sei bereits seit einigen Jahren ein Anstieg der Nachfrage an Wohnbauflächen festzustellen, sagt Beatrix Grüninger, Pressesprecherin der Stadt: „Im vergangenen Jahr hat sich hieran nichts geändert.“ Im Umkehrschluss bedeute dies, dass die Corona-Pandemie aktuell eher keine Auswirkungen auf die Bauland-Nachfrage habe. Unabhängig von Corona herrsche in Donaueschingen bereits seit einigen Jahren eine sehr hohe Nachfrage an Immobilien- und Wohnbauflächen. „Die Stadt betreibt sowohl in der Kernstadt als auch in den Ortsteilen mit der Ausweisung verschiedener Baugebiete, wie ‚Am Buchberg‘, eine aktive Baulandpolitik, sagt Grüninger.
Durch die hohe Nachfrage sinke das Angebot verfügbarer Objekte, dies führe zwangsläufig zu einer Preissteigerung. Die Stadt sehe ein Risiko, dass Käufer durch die Pandemie unerwartet in finanzielle Schwierigkeiten geraten und dadurch ihre Kreditraten nicht mehr begleichen können. „Dies könnte dazu führen, dass wieder einige Objekte auf den Markt kommen, also das Angebot steigt“, so Grüninger.