Am Samstag, 22. Mai, werden im Schwarzwald-Baar-Kreis erste Lockerungsschritte vorgenommen, weil der Inzidenzstatus von unter 165 und 150 erzielt wurde. Hierzu hat das Gesundheitsamt am Donnerstag, 20. Mai, die Unterschreitung der Werte an den vergangenen fünf Werktagen öffentlich bekannt gegeben. Dennoch reichen die sinkenden Inzidenzzahlen derzeit noch nicht aus, um bereits für das kommende Pfingstwochenende die Bundesnotbremse außer Kraft treten zu lassen. Weitergehende Lockerungen gelten erst, wenn der Inzidenzwert an fünf aufeinanderfolgenden Werktagen unter 100 liegt:

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Leergefegte Innenstädte, leergefegte Geschäfte und nicht zuletzt existenzbedrohende finanzielle Einbußen: Seit Monaten läuft der Einzelhandel auf der letzten Rille, der Alltag der Geschäftstreibenden ist von vielen Sorgen und Ängsten geprägt. Doch weil die Inzidenz im Schwarzwald-Baar-Kreis – wenn auch mit etwas Verzögerung im Vergleich zur bundesweiten Entwicklung – stark rückläufig ist, stellen wir uns die Frage: Kommt nun die Phase der Entspannung? Kann der Einzelhandel nach langem Bangen endlich durchatmen und künftig mit mehr Sicherheit planen?

Schauen wir uns zunächst die nackten Zahlen an: Als die Sieben-Tage-Inzidenz im Schwarzwald-Baar-Kreis am Sonntag, 2. Mai, den Wahnsinnswert von 279,1 erreicht hatte, war an Lockerungen nicht zu denken. Aber wenig später, nämlich am Dienstag, 18. Mai, betrug der Wert lediglich noch 109,2. Und somit liegen eben jene Lockerungen plötzlich in greifbarer Nähe.

Steht in den Startlöchern: Gerhard Werb
Steht in den Startlöchern: Gerhard Werb | Bild: Lou Awe

Entsprechend zuversichtlich äußert sich Gerhard Werb, Vorsitzender des Gewerbevereins Donaueschingen, im Gespräch mit dem SÜDKURIER: „Die Inzidenz sinkt rapide, das ist erfreulich. Ich habe die Hoffnung, dass wir gegen Monatsende in Richtung Normalität steuern.“ Zwar müsse man sich momentan noch durch das „Dickicht der Verordnungen wursteln“, wann genau unter welchen Bedingungen gearbeitet werden darf, der positiven Grundstimmung tue dies jedoch keinen Abbruch. „Ich denke schon, dass im Einzelhandel die Zuversicht überwiegt. Man hat eine Perspektive, gerade in der Rückschau auf die jüngere Vergangenheit“, so Werb. Er rechnet mit einem guten Sommer, unter anderem, weil man die Erfahrungswerte des vergangenen Jahres heranziehen könne. Bleibt darüber hinaus die Inzidenz beziehungsweise das Infektionsgeschehen dauerhaft niedrig, und die Impfungen nehmen weiterhin Fahrt auf, sei der Inhaber des Haushalts- und Spielwarengeschäfts Thedy in der Karlstraße nachhaltig froher gestimmt. „Wir müssen die volle Hoffnung darauf setzen. Ich hoffe, dass bis zum Herbst viele Menschen durchgeimpft sind und alles zügig weitergeht.“ Nach wie vor seien seine Mitarbeiter aber noch in Kurzarbeit.

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Gemeinsames Testkonzept

Wie es in der baden-württembergischen Corona-Verordnung heißt, können bei einer konstanten Inzidenz unter 100 pro 40 Quadratmeter zwei getestete, geimpfte oder genesene Kunden zugelassen werden. Und zwar ohne vorherige Terminbuchung, wenn der Laden ein Testkonzept hat. Ohne Testkonzept ist im Click-and-meet-Verfahren mit Anmeldung ein Kunde pro 40 Quadratmeter Fläche möglich. Um erstere Variante anwenden zu können, wollen sich die Einzelhändler in Donaueschingen Gerhard Werb zufolge wappnen. „Wir sind da schon am eruieren, da ist etwas in Planung, was wir auf die Beine stellen möchten“, verrät er. Gemeinsam mit dem Citymanagement um Christine Neu wolle man mehr Angebote für Teste schaffen. „Das Schnelltestzentrum des DRK kommt schnell an seine Kapazitätsgrenze. Wenn Bürger einkaufen wollen, macht es Sinn, zusätzliche Möglichkeiten einzurichten“, sagt Werb.

Ob eine langfristige Planung möglich ist, das könne der Thedy-Inhaber noch nicht beurteilen. Nichtsdestotrotz sei sein Gemüt von Zuversicht geprägt und er hofft, das Gröbste überstanden zu haben. Im Gegensatz zur Gastronomie könne der Einzelhandel kurzfristiger aufmachen, „unsere Mitarbeiter sind auf Abruf und gewillt, wieder loszulegen“, sendet Gerhard Werb ein klares Signal.

Das Herrenmodengeschäft Schmoll, gelegen in der Karlstraße in Donaueschingen. Für ein Außerkrafttreten der Bundesnotbremse und damit ...
Das Herrenmodengeschäft Schmoll, gelegen in der Karlstraße in Donaueschingen. Für ein Außerkrafttreten der Bundesnotbremse und damit weitergehende Lockerungen ist ein konstanter Inzidenzwert von unter 100 nötig. | Bild: Singler, Julian

Ähnlich motiviert gibt sich Patrick Schmoll, ebenfalls Vorsitzender des Gewerbevereins Donaueschingen. Er sagt: „Es ist der Punkt da, an dem ich aufatme. Ich glaube fest daran, dass wir bald aufmachen und dann nicht bald wieder zumachen.“ Die Gründe für seinen Optimismus seien vielfältig: Einerseits steigen laut Schmoll in den kommenden Tagen und Wochen die Aufenthalte der Menschen im Freien, die Geschäftstreibenden hätten ein funktionierendes Hygienekonzept, und nicht zuletzt würde die Zahl der Impfungen steigen. „Das waren fünf lange Monate, mit einer kurzen Unterbrechung von drei Wochen, in denen die Geschäfte zu waren. Wenn mir das jemand früher so erzählt hätte, dann hätte ich das nicht gedacht“, fügt der Inhaber des Herrenmodengeschäfts Schmoll in der Karlstraße an.

Sieht Licht am Ende des Tunnels: Patrick Schmoll
Sieht Licht am Ende des Tunnels: Patrick Schmoll | Bild: Wursthorn, Jens

Patrick Schmoll sieht die Ansteckungsgefahr „mittlerweile entspannt“, sagt er. Schmoll selbst habe die erste Impfung bereits bekommen. Aus seiner Sicht war die Ansteckungsgefahr im Einzelhandel und in der Gastronomie „nie ein Riesenthema“. Vielmehr habe sich gezeigt, dass die Hotspots in Kindergärten und Schulen lägen.

Aufgabe: Die Menschen zurück in die Innenstadt bringen

Die größte Herausforderung liegt nach Einschätzung Schmolls darin, die über lange Zeit leere Stadt jetzt wieder zu beleben. „Wir stellen den alten Zustand bald wieder her, die Gastronomie zieht dann nach. Außerdem ist die Baustelle in der Karlstraße weg, die hätte uns sicher auch Einbußen gebracht.“ Nur die Kunden müssten nun also nachziehen und ihren Beitrag leisten. „Ich hoffe, dass die Bürger kommen, auch wenn sich der eine oder andere vielleicht an das Online-Klicken gewöhnt hat“, sagt der Händler. Er ergänzt: „Wir müssen unsere Vorteile ausspielen und das Signal senden, dass wir wieder da sind und Leben in die Stadt zurückkehrt. Aber das Wichtigste ist, dass die Kunden an uns denken.“

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Gerade die Textilbranche musste die vergangenen Monate extrem leiden, schließlich wird weit im Voraus Ware eingekauft – wegen der lange fehlenden Perspektive quasi ins Blaue hinein. „Wir sind vorbereitet, haben Polohemden, kurze Hosen und T-Shirts da“, berichtet Patrick Schmoll. Im Februar und März bekomme er viel Ware, das habe im März, als sein Geschäft drei Wochen lang öffnen durfte, gut getan. Im April sei dann die Hochsommerware gekommen. „Jetzt heißt es abverkaufen. Wir müssen theoretisch alles aufholen, was bei diesen enormen Ausfällen aber kaum bis nicht möglich ist.“ Immerhin habe er auch ein paar Termine für Hochzeiten in seinem Kalender vermerkt; die betroffenen Herren seien zuletzt eher etwas unruhig gewesen, da sie ihren Anzug erst kurz vor der Trauung bekommen statt wie üblich einige Monate zuvor.