Abholen, Komplettöffnung, Termin, und bald wieder abholen? Die Situation für den Einzelhandel bleibt angespannt. Doch zumindest bei Patrick Schmoll, Vorsitzender des Gewerbevereins Donaueschingen und Geschäftsführer von Herrenmode Schmoll in der Karlstraße, wird das voraussichtlich dürftige Ostergeschäft verhältnismäßig wenig Bauchschmerzen auslösen. Vielmehr bedauert er laut eigener Aussage, dass nun schon zum zweiten Mal in Folge die „rentablen Monate März, April und Mai“ stark gefährdet sind.
Der gesamten Bekleidungsbranche fehlten die festlichen Anlässe wie Konfirmationen, Kommunionen oder Abibälle schmerzlich. „Das beschäftigt mich mehr als die Auswirkungen auf das Ostergeschäft, auch mit Hinblick auf das schöner werdende Wetter mit Sonnenschein“, sagt Schmoll. Denn solche Feste seien Big-Points. „Zu Ostern kauft man seinen Liebsten vielleicht mal ein Paar Socken, aber bei Abibällen sind die Menschen auf der Suche nach einem schönen Anzug“, führt er aus. Folglich sei Ostern in seiner Branche nicht ganz oben im Stellenwert anzusiedeln, dennoch merke auch sein Geschäft es, wenn viele Menschen zu diesem Anlass Urlaub und womöglich mehr Zeit als üblich haben.
In Donaueschingen wird aktuell im Click-and-Meet gearbeitet. Patrick Schmoll sei überrascht, wie gut es damit momentan läuft. Er spricht von einer Wonne für die Seele: „Wir werden gebraucht. Die Leute sind diszipliniert, kommen unter Einhaltung der Hygieneregeln zu uns.“ Doch ein Blick auf die Entwicklung der Sieben-Tages-Inzidenz zeigt: Bald könnte die Marke 100 fallen und somit ein Wechsel in das Click-and-Collect nötig sein. „Die Geschäfte sind da, wir halten die Fahne hoch“, sendet Patrick Schmoll als Mutmacher nach außen. Termine seien derzeit recht einfach zu ergattern, etwa von Angesicht zu Angesicht vor der Ladentür. Das müsse nicht zwingend weit im Vorhinein geplant sein.
Bereit für die Luca-App
Durchaus mulmig blickt er jedoch auf den abermals bevorstehenden Wechsel in das Click-and-Collect: Was den Umsatzertrag angehe, könne man dieses Verfahren vergessen. „Bei manchen Geschäften klappt das, bei uns zum Beispiel nicht. Wir müssen für die beste Handhabung eine Lösung auch innerhalb des Gewerbevereins suchen“, erklärt Schmoll, der indes auf einen Einsatz der Luca-App vorbereitet sei: „Wenn grünes Licht kommt, kann es losgehen. Den QR-Code habe ich schon“, so der Geschäftsführer. Die Luca-App, hinter der unter anderem der Musiker Smudo von den Fantastischen Vier steht, soll in Baden-Württemberg landesweit zur Kontaktverfolgung bei Corona-Infektionen angewendet werden. Dafür hat das Land zuletzt die erforderlichen Lizenzen beschafft. Los geht es, wenn das Kabinett zustimmt. Ziel ist etwa, der bisherigen „Zettelwirtschaft“ in Restaurants durch den Einsatz von digitalen QR-Codes zu entkommen.
Das Hin und Her bei der jüngsten Ministerpräsidentenkonferenz hat Patrick Schmoll mit Spannung verfolgt. Am Ende sei er enttäuscht gewesen. „Die Politik dürfte den Bürgern mehr Vertrauen schenken. Ich denke, dass wir mit den Impfungen zwischen Mai und August in einem Bereich sind, in dem wir uns relativ normal verhalten können. Bis dahin gilt es, diese Zeit zu überbrücken, zu akzeptieren, und das Beste daraus zu machen.“ Bundeskanzlerin Angela Merkel verzeihe er, dass sie bei der Osterruhe eine Rolle rückwärts gemacht habe. Aber: „Österreich hat stellenweise eine strikte Osterruhe beschlossen, das hätten wir auch hinbekommen.“ Nachhaltig sei ihm zufolge ein frühzeitig härterer Lockdown besser, als ständig von Woche zu Woche zu schauen und Geschäftstreibenden dadurch die Planungssicherheit zu nehmen.

Mit Blick auf die jüngsten Aussagen Merkels, als sie in Erwägung zog, das Infektionsschutzgesetz zu ändern, sieht er einen weiteren harten Lockdown dennoch kommen. „Wenn er kommt, werden wir ihn schaffen müssen. Ohne eine vierte Corona-Hilfe kommt die Branche Klamotte/Schuhe nicht wirklich durch den Sommer“, befürchtet Schmoll. Wenn er überlege, was ihm weggebrochen ist, sei das wahnsinnig. Er spricht von einer ordentlichen Portion Glück, „dass wir noch da sind“. In der Branche häuften sich die Insolvenzmeldungen. „Ich habe im August für dieses Frühjahr eingekauft. Damals dachte ich nicht, dass wir Corona dann noch haben, trotzdem habe ich vorsichtig eingekauft“, sagt er. Nun sei seit geraumer Zeit das Warenlager ein Problem.
Perspektive nur mit flächendeckenden Helfern
„Wir müssen einen Weg finden, dass Schnelltests und Impfungen in ordentlichem Maße da sind“, lautet der zentrale Wunsch Patrick Schmolls. Wenn diese Basis geschaffen sei, könne auch die bereits bestehende Öffnungsstrategie umgesetzt werden. Den 8. März als Öffnungstermin habe er für zu früh befunden, auch für Friseursalons. Sind die Schnelltests dann auch im Städtedreieck verlässlich vorhanden, könne das Modell Tübingen, für welches sich die Südbaar beworben hat, laut Schmoll funktionieren. Wird dieses Vorhaben bewilligt, könne auf Grundlage eines Tests mit Tageskarte eingekauft werden.
Anders als Patrick Schmolls Bekleidungsgeschäft sind Buchhandlungen stärker vom eingeschränkten Ostergeschäft beeinträchtigt, wie Simone Zimmermann, Leiterin der Buchhandlung Osiander in Donaueschingen, bestätigt: „Weihnachten ist unsere Hauptzeit, danach kommen Ostern und die Erstkommunionen als zweitwichtigste Säule.“ Alles konzentriere sich auf die letzten Tage vor dem Fest – ähnlich wie an Weihnachten, wenn noch kurzfristig ein Geschenk besorgt wird.
Sie begreift es als „total anstrengend, wenn Beschlüsse in letzter Minute umgesetzt werden“ und auch persönlich zehre das ständige Hin und Her kräftig, gewährt Zimmermann einen Einblick in ihr Inneres: „Das ist sehr anstrengend.“ Zurzeit arbeite die Buchhandlung noch im Click-and-Meet, doch „der Aufwand ersetzt nur in Bruchteilen den Umsatz, der damit möglich ist“, so Zimmermann. Darüber hinaus sei beim Kunden die Hemmschwelle, sich in eine Liste einzutragen, hoch: „Bei uns kommen manche Menschen normalerweise nur kurz in das Geschäft, um eine Postkarte oder eine Zeitung zu kaufen.“ Von politischer Seite sei zudem schlecht kommuniziert worden, dass Termine spontan möglich sind; es sei immer von vorheriger Terminvereinbarung gesprochen worden, was impliziere, dass alles mit einigem Vorlauf ablaufen müsse.
Inzidenz bereitet Sorgen
Unverständnis ruft bei der Buchhändlerin hervor, dass in einigen Bundesländern eine Art Sonderstatus vorherrsche und eher über Öffnungen statt über Schließungen diskutiert werde: „Das ist eine bittere Pille.“ Simone Zimmermann hofft auf die Einführung des Projekts „Südbaar öffnet mit Sicherheit“, doch das stehe derzeit in den Sternen. Aktuell blicke sie ohnehin mit bangem Zittern auf die Inzidenz im Schwarzwald-Baar-Kreis: „Click-and-Meet ist schon ein Tropfen auf den heißen Stein, aber Click-and-Collect ist noch ein kleinerer Tropfen.“
Dieses Ostergeschäft ist bereits das zweite mit großen Einschränkungen, so Zimmermann. Umso schlimmer sei das unter der Berücksichtigung, dass auch schon das Weihnachtsgeschäft „fast weggebrochen ist“. Immer noch sitze die Buchhandlung Osiander auf Weihnachtsware, obwohl schon längst neue da sei. „Wir haben Bücher, das sind Frühjahrsneuheiten, eingekauft, die im Lauf der Woche eintreffen, und auf denen wir dann womöglich sitzen bleiben“, sagt Zimmermann.