Die Öffnung des Einzelhandels war ein kurzes Vergnügen. Denn die Sieben-Tage-Inzidenz liegt nun drei Tage in Folge über 50, die aus der Landesverordnung hervorgehenden Lockerungen entfallen wieder. Am Sonntag betrug der Wert im Schwarzwald-Baar-Kreis 50,4 und am Montag 51,8. Dienstag liegt dieser bei 53,6.
Dass die Geschäfte ins Termin-Shopping wechseln müssen, kommentiert Patrick Schmoll, Vorsitzender des Gewerbevereins Donaueschingen, so: „Nur nach Terminen zu arbeiten, das mache ich auch. Es ist zwar ein bisschen komplizierter, funktioniert in anderen Städten aber gut.“
Wichtig für die Moral
Über das Signal, welches durch die Öffnung gesendet wurde, freut er sich: „Wir werden wieder gesehen. In der vergangenen Woche wurde uns die Seele gestreichelt, man hat uns moralisch zurückgebracht. Es war eine wahre Freude, mit Menschen umzugehen und zu sprechen. Wenn man monatelang nicht gebraucht wird, stellt man sich abends schon die Sinnfrage.“ Lange hätten die Beschäftigten nur zuhause gesessen, „haben Büroarbeit gemacht, Bestellungen und Auslieferungen erledigt“. „Jetzt kam eine Woche, die wichtig war, und natürlich die Hoffnung auf einen dauerhaften Zustand geschürt hat.“ Seit dem 8. März sind die Geschäfte komplett geöffnet, es lief Schmoll zufolge „richtig gut“. Es seien gute Umsätze erzielt worden „und auch das Wochenende war stark“.
Politikfrust macht sich breit
Trotz aller positiver Aspekte sinke seine Politikzufriedenheit. Ein dritter Lockdown über mehrere Wochen wäre eine Katastrophe: „Wir Geschäftsleute eiern seit Ende Oktober rum. Ich bin politikfrustriert, wünsche mir Macher.“ Die Situation sei so langsam – auch mit Blick auf den nächsten Herbst – unkalkulierbar. „Ich hätte mir mehr Mut gewünscht. In Deutschland gehen wir sehr konservativ vor.“
Nach einem Jahr Corona fordert er, dass „uns das Hygienekonzept zugetraut“ wird. In seinem Bekleidungsgeschäft würden sich die Menschen vorbildlich benehmen. Man solle weniger verwalten, stattdessen bei den Entscheidungen mehr Individualität zulassen. Überprüfungen, so Schmoll, sollen aber schon stattfinden dürfen. „Die Politik versucht, es richtig zu machen, aber mir fehlt der praktikable Ansatz. Da macht man auch Fehler, ist aber näher an der Wirklichkeit.“
Flächendeckendes Impfen als Voraussetzung
„Impfen, Impfen, Impfen“ lautet Schmolls Wunsch. Da werfe eine Botschaft wie die Aussetzung der Astrazeneca-Impfungen natürlich sämtliche Bereiche, sämtliche Zuversicht zurück. Er spricht sich dafür aus, dass es Hausärzten überlassen werden soll, wen sie impfen. Denn diese würden ihre Patienten und deren Gesundheitszustand am besten kennen.
Optimismus nutzen
Die Öffnung des Einzelhandels sei richtig gewesen, kam in Schmolls Augen aber „einen Ticken zu früh“. Jetzt müsse man aus den vergangenen Tagen Optimismus schöpfen: „Die Leute haben sich gefreut. Beim Click-and-meet werden wir in Donaueschingen ganz sicher da sein, aber das bedeutet auch wieder, dass sich das Geschäft halbiert oder sogar drittelt.“
Wie Termin-Shopping funktioniert? Kollegen von Patrick Schmoll machen das seinen Angaben zufolge in anderen Städten: „Man kann einen Termin auch kurzfristig vor der Tür vereinbaren, das muss nicht alles zwingend über das Internet gehen. Wir müssen dann den Kontakt des Kunden erfassen. Aber ich befürchte, dass das Verfahren viele Leute abschreckt.“