Wie sehr die Situation eskalieren würde, das hätte Patrick Meyer vom gleichnamigen Optikergeschäft Optic Meyer in der Karlstraße sicher nicht gedacht. Es hatte zuvor relativ harmlos angefangen, wie er beschreibt. Was sich dann jedoch abspielt, erinnert eher an einen Krimi, samt Verfolgungsjagd.

Aber was ist passiert? Der Vorfall hat sich am Freitagnachmittag, 26. Juli, abgespielt. Ein normaler Arbeitstag im Geschäft. Eine Mitarbeiterin betreut im Laden eine Familie, als ein junger Herr das Geschäft betrifft. Er schaut sich um und hält sich bei den Brillen auf, die etwas mehr kosten. „Unsere Angestellte hat mir dann Bescheid gegeben“, sagt Patrick Meyer. Er habe sich hinten im Geschäft aufgehalten. Als er nach vorne kommt, verlässt der Mann das Geschäft.

„Etwa zehn Minuten später kam dann eine jüngere Frau ins Geschäft – und auch sie ging zu den teuren Brillen“, erklärt Meyer. Er bemerkt nach einer Weile, dass dort plötzlich zwei fehlen. Dann wird er von der Frau angesprochen: „Haben sie noch andere Marken?“ Meyer geht mit ihr nach vorne zur Eingangstür, die zu dem Zeitpunkt offenstand.

Sie hat die Brillen eingesteckt

Zu diesem Zeitpunkt ist ihm schon klar, dass die Frau vermutlich die beiden Brillen eingesteckt hat: „Sie hatte so eine Art Bauchtasche dabei. Und im Regal waren anstelle der teuren zwei andere Brillen platziert – um über das leere Regal hinwegzutäuschen“, sagt Meyer. Als er die Türe des Geschäftes schließen will, merkt die Frau, was passiert – und versucht zu türmen.

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„Sie wollte schnell raus und blieb zwischen der Tür“, sagt Meyer. Seine Mitarbeiterin und er versuchen, die Frau aufzuhalten. Es wird gerangelt, sie versucht, zu fliehen – und sie bekommt Hilfe. Der Mann, der kurz vor ihr im Geschäft gewesen war, kommt angerannt: „Ich bin dann etwas zurück. Ich wusste ja nicht, ob er eventuell eine Waffe bei sich hat, ein Messer oder einen Schlagstock“, sagt Meyer. Es kommt zu einer weiteren Rangelei, die Frau wird an ihrem Pferdeschwanz festgehalten, da können sich die zwei vermeintlichen Ladendiebe befreien und in Richtung Hofapotheke davonrennen.

Mehrere kommen, um zu helfen

Das ganze Spektakel an der Eingangstür des Optikers wird indes auch von gegenüber wahrgenommen. Mehrere Gäste des Eiscafé Vivaldi beschließen zu helfen und wollen eingreifen. „Der Mann und die Frau sind dann in ein Auto mit fremdem Kennzeichen eingestiegen“, sagt Meyer.

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Allerdings nicht ohne Widerstand: Die Mitarbeiterin von Optic Meyer ist immer noch an der Frau und versucht ihr die Tasche zu entreißen. Unter den Vivaldi-Gästen ist auch ein Polizist in Zivil. Er versucht über das Seitenfenster im Auto den Schlüssel abzuziehen und eine Flucht zu verhindern. Das gelingt jedoch nicht, er wird in die Hand gebissen.

Flucht mit dem Auto

Das Auto braust davon, die Mitarbeiterin von Optic Meyer stürzt und verletzt sich dabei. Währenddessen ist Patrick Meyer bereits am Telefon und alarmiert die Polizei: „Die kamen schnell“, sagt er. Man hatte die Kennzeichen und die Situation wurde von den Polizisten aufgenommen. „Eigentlich“, so sagt Patrick Meyer, „bin ich davon ausgegangen, dass die weg sind.“ Mit ihnen Brillen im Wert von 700 Euro. Zudem ist die Uhr der Angestellten bei der Rangelei ins Auto der zwei Diebe gefallen.

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Vor dem Laden habe die Frau bei ihrer Flucht auch noch ein Klemmbrett verloren. Darauf ein Zettel, der zu einer Masche von Trickbetrügern gehört: Sie geben sich als taubstumm aus, um dann Spenden zu kassieren. Wie Meyer später erfährt, sei die Frau zuvor beim Betteln im Nahkauf gesehen worden.

Die Polizei ist schnell

Nur kurze Zeit später kommt tatsächlich der Anruf von der Polizei: „Sie haben sie erwischt!“, sagt Meyer. Die Sache ging also wohl glimpflich aus, auch wenn es dabei Verletzte gegeben habe: „Die Mitarbeiterin ist heute beim Arzt“, sagt er. Für ihren Einsatz soll sie von ihrem Arbeitgeber ein Dankeschön erhalten. Besonders freut sich Meyer über die Hilfsbereitschaft der Menschen, die den Vorfall beobachtet haben: „Manche schauen weg, hier haben sie direkt geholfen“, sagt Ehefrau Tina Meyer.

Patrick Meyer habe schon erlebt, dass sich dubiose Personen im Laden aufgehalten haben und danach habe etwas gefehlt, in der Intensität sei das allerdings noch nie passiert. Die Uhr der Mitarbeiterin habe die Polizei sichern können, von den Brillen hat Meyer noch nichts gehört. Er vermutet, dass es noch mehr Diebesgut gibt.