Mit dem Plan, das Münchner Fußball-Stadion für die EM-Partie Deutschland gegen Ungarn (2:2) mit Regenbogenfarben zu schmücken, wollten Deutschland, die Stadt München und der Deutsche Fußball-Bund ein Zeichen für Offenheit und Toleranz setzen. Die Aktion wurde vom europäischen Fußball-Verband Uefa abgelehnt. Der SÜDKURIER spricht mit Funktionären von Fußballvereinen auf der Baar über das Thema und fragt gleichzeitig nach, was die Vereinsvertreter der deutschen Elf nach dem Einzug in das Achtelfinale jetzt noch zutrauen.
Kai Sauser, Vorsitzender des Schellenbergsportclubs (SSC) Donaueschingen, kann die Entscheidung der Uefa nicht nachvollziehen. „Ich hätte es genehmigt. Immerhin hat die Diskussion doch einiges bewegt. Es wurde tagelang über das Thema gesprochen und rückte so in den Mittelpunkt der Berichterstattungen. Es ist fast um die ganze Welt gegangen und hat viel Aufmerksamkeit erreicht“, so Sauser. Nach dem Einzug in das Achtelfinale hält der SSC-Chef sportlich für die deutsche Mannschaft „alles möglich“. Vom schnellen Aus bis zum Titelgewinn.
Mehr Offenheit und Akzeptanz von der Uefa hätte sich Patrick Gemeinder, Vorsitzender des FC Bräunlingen, gewünscht. „Die Diskussion ging in den vergangenen Tagen rauf und runter. Eine Genehmigung der Regenbogenfarben am Münchner Stadion wäre sicherlich ein wichtiges Zeichen gewesen“, so Gemeinder. Der Bräunlinger hofft nun auf eine Leistungssteigerung der deutschen Elf gegen England.
Ausdrücklich ist Rainer Hall, Vorsitzender des SV Aasen, „für Vielfalt, Toleranz und Integration“ in der Gesellschaft. Auch er hätte es verstanden, wenn das Stadion in den Regenbogenfarben erleuchtet. „Wir sind im Jahr 2021 und da sollte man die Menschen leben lassen, wie es ihrer Art und Weise entspricht.“ Vom Spiel der Deutschen gegen Ungarn sah Hall wegen des eigenen Pokalspiels des SV Aasen am Mittwochabend nur die zweite Halbzeit. „Deutschland war und ist immer eine Turniermannschaft. Darauf ist auch diesmal zu setzen. Mit etwas Glück und einer sportlichen Steigerung sollte für unsere Elf zumindest das Halbfinale machbar sein“, ergänzt Hall.
Für Peter Allaut, Vorsitzender des SV Mundelfingen, wurde das ganze Thema rund um die Regenborgenfarben in den vergangenen Tagen zu sehr aufgebauscht. „Ja, ich wäre dafür gewesen, wenn das Stadion in den Farben geleuchtet hätte. Ich hätte es gut gefunden. Ich finde es lächerlich von der Uefa, es abzublocken. Man hätte ein klares Zeichen setzen können. Andererseits kann ich nicht ganz nachvollziehen, dass sich fast 83 Millionen Bundesbürger drei Tage lang über die Kapitänsbinde von Manuel Neuer unterhalten.“ Für den weiteren Turnierverlauf ist Allaut bezüglich der deutschen Elf nicht so euphorisch. „Ich fürchte, wir werden nicht so weit kommen. Gegen England kann die Elf zeigen, was wirklich in ihr steckt.“
Wegen der geplanten Regenbogenfarbenaktion am Münchner Stadion kann Dennis Faller, stellvertretender Vorsitzender des FC Hüfingen, „beide Seiten verstehen“. Faller: „Das Stadion in den Regenborgenfarben zu beleuchten, das wäre ein Zeichen gewesen. Anderseits hat das Thema auch so viel Aufmerksamkeit bekommen.“ Der deutschen Elf traut Faller „maximal den Einzug in das Halbfinale zu“.
Für Walter Fürderer, Vorstand für Sport und Spielbetrieb bei der DJK Donaueschingen, steht fest: „Man hätte die Regenbogenfarbenaktion am Stadion machen können. Es wäre nicht schlecht gewesen, diesbezüglich ein Zeichen zu setzen.“ Was die Erwartungen an die deutsche Elf betrifft, ist sich Fürderer nicht sicher. „Die Leistungsstärke der Mannschaft ist ganz schwer einzuschätzen. Aktuell würde ich sie als launisch bezeichnen.“