Halloween ist erst in fünf Monaten, dann werden mancherorts in den Vorgärten Sträucher mit Spinnennetzen dekoriert. Was derzeit entlang von Straßen oder Bächen mit Sträuchern in der ähnlichen Weise passiert, hat jedoch einen anderen Hintergrund.
Millionen gefräßiger Raupen
Es ist ein Millionenheer an gefräßigen Raupen der Gespinstmotten. Die haben an der Gemeindeverbindungsstraße Drei Lärchen fast 30 Büsche eingehüllt. Gruslig oder traurig wirkt, dass nur noch das Gerippe der Pflanzen zu sehen ist.

Vor einigen Jahren war dieses Bild am Donaualtarm in Geisingen und an der Holzbrücke in Gutmadingen zu sehen und immer wieder in der freien Flur. Oft halten Autofahrer an, und machen von den Büschen ein Erinnerungsfoto.
Was ist zu tun? Nichts. Sieht man zuhause einen so befallenen Busch, vorwiegend Pfaffenhütchen, kann man das Gespinst mit einem harten Wasserstrahl zerstören und die Raupen herunterspritzen.
Die sichere Methode ist das Einsammeln der Raupen, das mag zu Hause bei einem kleinen Befall noch funktionieren aber bei der geballten Masse ein unmögliches Unterfangen.
Das bestätigt auch Winfried Schwarz, „Da hilft eigentlich nur zusehen und hoffen, dass sich natürliche Feinde der Gespinstmotten einfinden“, sagt der Dezernent für den Ländlichen Raum beim Landratsamt Tuttlingen.

Inzwischen haben auch Vögel eine für einige Wochen fast unerschöpfliche Nahrungsquelle entdeckt, spätestens wenn aber die Raupen größer werden und das Gespinst als Schutz immer dichter, ist auch da Schluss.

Die gepunkteten Raupen fressen alles kahl, und wenn sie wie bei diesem Vorkommen an der Straße den Strauch kahlgefressen haben, seilen sie sich ab und fressen entweder am Gras weiter oder wandern auch zum benachbarten Busch. Da wechseln sie auch mal den Wirtsbaum, von einem Pfaffenhütchen zu einem Flieder.
Die dünnen Fäden bieten Schutz
Das Gespinst schützt die Raupen nicht nur vor Fressfeinden, sondern auch vor Regen. Weitere Feinde der Raupen sind Schlupfwespen oder Raubwanzen. Sie sind eigentlich auf bestimmte Pflanzen und Bäume fixiert. Die Gespinstmotten existieren inzwischen in 75 verschiedenen Arten. So sind nicht alles Traubenkirsch-Motten. Silberweiden-, Apfel- und Birnbaum-, Pfaffenhütchen- oder Fettkrautmotten sind einige der Arten. Äußerlich sind sie sich alle ähnlich, lediglich die Wirtspflanze ändert sich.
Oft wird die Frage gestellt, was passiert mit den Sträuchern, sterben diese nun ab? Sobald die Raupen groß genug sind und sich an seidenen Fäden abseilen, beginnen die Pflanzen mit dem sogenannten Johannistrieb. Das Ende der Fresszeit ist 2025 etwas früher, nach und nach verpuppen sich die Raupen, daraus schlüpfen dann die Motten, die zu den Schmetterlingen gehören.
Der Kreislauf beginnt von Neuem
Diese legen dann auch gleich wieder Eier aus denen noch im selben Jahr kleine Raupen schlüpfen, die am Stammfuß überwintern. Im folgenden Frühjahr beginnt dann dasselbe Spiel wieder: Die Raupen wandern auf die Bäume und Sträucher und beginnen an den jungen Knospen zu fressen. Werden sie größer, spinnen sie wieder ihr Gespinst.
Während die meisten Bäume und Sträucher den Kahlfraß überleben und durch den Johannistrieb kompensieren, sieht es mit den Obstbäumen kritischer aus. Ob die solche Fressattacken vielleicht über mehrere Jahre überstehen ist sehr fraglich. Da hilft nur ein Leimring im Frühjahr der neben den Gespinstmotten auch noch andere Schädlinge einfangen kann rät Schwarz.
Kein großflächiger Befall im Kreis
Im Landkreis Tuttlingen sind dem Landratsamt keine großflächigen Befallsituationen bekannt, es ist meist nur punktuell, wenn auch an diesen Stellen dann massiv. An Obstbäumen, im Kreis handelt es sich um Streuobst, ist ebenfalls kein größerer Befall bekannt, im Gegensatz zum Landkreis Konstanz, führt Schwarz weiter aus. Dort gibt es Befall durch die Apfelbaumgespinstmotten. Für dieses Jahr gehe nun keine Gefahr mehr aus. Mit dem Verpuppen, dem Schlüpfen der Motten, der Eiablage und dem Schlüpfen der Raupen für das nächste Jahr ist die Mottensaison beendet.