Brigita Hauschel ist verärgert und befürchtet, auf einem Schaden sitzen zu bleiben. Auf ihrer Fahrstrecke zur Arbeit in einem Logistikzentrum an der Hausener Straße in Hüfingen hat sie sich Anfang Mai einen Nagel in ihren Autoreifen gefahren.

Diesen Nagel, ein eher kurzes Exemplar mit breitem Kopf – solche Nägel werden häufig zur Befestigung von Dachpappe verwendet – konnte eine beauftrage Werkstatt zum Glück entfernen und den Reifen flicken. Der Schaden war überschaubar. Doch dabei blieb es nicht.

Ende Mai hatte es ihren Mann erwischt, auf der selben Strecke, denn auch er arbeitet im selben Unternehmen und befährt regelmäßig die Hausener Straße. Er hatte weniger Glück. Gleich vier Nägel steckten in zwei neuen Reifen, die letztlich ersetzt werden mussten.

Eine Reparatur war nicht mehr möglich. Die Kosten belaufen sich für das Ehepaar unter dem Strich auf rund 400 Euro. Ein Schaden, auf dem die beiden wohl sitzen bleiben. Denn: Woher die Nägel stammen, wer sie dort verloren haben könnte oder ob diese vielleicht sogar dort ausgelegt wurden, das ist bislang ein Rätsel.

Brigita Hauschel und ihr Mann haben die Reifenschäden an ihren Autos durch eingefahrene Nägel dokumentiert.
Brigita Hauschel und ihr Mann haben die Reifenschäden an ihren Autos durch eingefahrene Nägel dokumentiert. | Bild: Brigita Hauschel

Betroffen ist laut Brigita Hauschel der Abschnitt von der Bundesstraßen-Brücke bis vor zur Baustelle des neuen Kindergartens. Überall dort hat sie schon nach Nägeln auf der Fahrbahn gesucht und gefunden, alte, neue, verbogene, ganz dünne und auch größere. Manche sind verrostet, andere scheinen fast neu. Auch auf dem Gehweg unter der Brücke lagen schon welche.

Diese Aussage hat sich bei einem Spaziergang zusammen mit Brigita Hauschel am Dienstag, 13. Juni, entlang der Straße bewahrheitet. In nur zehn Minuten konnten am Rande der Fahrbahn – nicht daneben – eine ganze Handvoll Nägel eingesammelt werden. Auch in Vertiefungen, mitten auf der Fahrbahn, zum Beispiel bei Straßenschäden, lagen Nägel.

Die für Reifen gefährlichen Nägel in allen Formen sammeln sich gerne in Vertiefungen und Straßenschäden.
Die für Reifen gefährlichen Nägel in allen Formen sammeln sich gerne in Vertiefungen und Straßenschäden. | Bild: Fröhlich, Jens

Bereits 20 Personen betroffen?

„Ich habe damals Kolleginnen davon erzählt. Dabei kam heraus, dass auch andere Kollegen betroffen waren“, erinnert sich die 39-Jährige und geht von aktuell von 20 betroffen Personen aus, darunter auch ein Motorradfahrer sowie zwei Lastwagenfahrer.

Anfang Mai hatte Hauschel erst an einen Maischerz gedacht, wie sie erzählt. Nachdem aber auch ihr Mann und Arbeitskollegen betroffen waren, war sich das Paar sicher, dass es kein Scherz war. Woher die Nägel stammen, das wissen sie nicht, schließen eine vorsätzliche Tat aber nicht aus. „Vor allem, weil immer wieder auch neue Nägel dabei sind“, so Hauschel.

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„Mein Mann hat dann Anzeige erstattet“, so die 39-Jährige. Auf Nachfrage beim Polizeipräsidium Konstanz teilt Sprecher Jörg-Dieter Kluge mit, dass einzige bei den Beamten registrierte Vorgang die telefonische Meldung eines Verkehrsteilnehmers vom 24. Mai sei.

Dieser habe angegeben, dass sich unter der Brücke der B 31, Höhe des Zentrallagers, Nägel befinden. „Eine Streife hat das zeitnah überprüft, mit negativem Ergebnis“, so der Sprecher weiter. Einen Hinweis auf eine vorsätzliche Tat, was Grundlage für eine Strafanzeige ist, gab es offenbar nicht.

In zehn Minuten aufgesammelt entlang der Hausener Straße. Und noch immer liegen viele Nägel herum.
In zehn Minuten aufgesammelt entlang der Hausener Straße. Und noch immer liegen viele Nägel herum. | Bild: Fröhlich, Jens

Auch die Stadtverwaltung haben die Hauschels informiert. Daraufhin sei in dem Bereich auch einmal die Stadtreinigung tätig geworden, habe sie von einer Kollegin erfahren. Bürgermeister Michael Kollmeier bestätigt, dass vor rund drei Wochen ein Hinweis einer Betroffenen eingegangen sei: „Mit diesem Hinweis wurde berichtet, dass es bei mehreren Betroffenen im Mai zu Reifenschäden nach Durchfahren der Hausener Straße gekommen sei.“

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Zum Zeitpunkt der Meldung habe man dann aber keine Nägel auf der Hausener Straße feststellen können, so Kollemeier weiter. Ein Zusammenhang mit der Kindergartenbaustelle sei nicht gegeben. Dort seien im besagten Zeitraum lediglich Baggerarbeiten für Wasser und Abwasserleitungen getätigt worden.

Auch unter der Brücke liegen zahlreiche Nägel, bereits verrostete und auch neue. Die kleine Ansammlung von Nägel auf dem Bild lagen ...
Auch unter der Brücke liegen zahlreiche Nägel, bereits verrostete und auch neue. Die kleine Ansammlung von Nägel auf dem Bild lagen ursprünglich auf zwei bis drei Metern Fahrbahn verteilt. | Bild: Fröhlich, Jens

Warum sich nicht mehr Menschen beschwert haben

Auf die Frage, warum sich die anderen Betroffenen bislang noch nicht an Polizei oder Verwaltung gewendet haben, sagt Hauschel, dass viele die Mühe gescheut hätten mit der Aussage, dass solch ein Schritt es eh nichts bringe.

Hauschel sieht das anders. Sie möchte nicht auf dem Schaden sitzen bleiben und hofft, dass Bewegung in die Sache kommt und künftig keine Nägel mehr die Fahrbahn unsicher machen.

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Ein weiterer Grund für die bislang überschaubare Beschwerdelage könnte die Tatsache sein, dass bislang nur wenige Menschen von der Gefahr wussten, so wie Julius Bausch, der an der Hausener Straße direkt neben der Brücke eine große Scheune besitzt und dort regelmäßig mit seinen landwirtschaftlichen Fahrzeugen unterwegs ist.

Bislang habe er von dem Problem mit den Reifenschäden nichts bemerkt. Schäden habe er bislang keine gehabt. „Zum Glück.“ Dass das auch so bleibt, nutzt er jetzt einen anderen Anfahrtsweg, denn auch bei ihm haben die am Dienstag gefundenen Nägel Sorgenfalten verursacht.

Die Nägel hat Brigita Hauschel von der Bundesstraßen-Brücke bis zur Kindergartenbaustellen entdeckt.
Die Nägel hat Brigita Hauschel von der Bundesstraßen-Brücke bis zur Kindergartenbaustellen entdeckt. | Bild: Fröhlich, Jens