Erst vor wenigen Tagen ist Luca Theise aus Mönchweiler von einem einjährigen Aufenthalt in den USA zurückgekommen. Der 18-Jährige nahm am Parlamentarischen Patenschaftsprogramm des Bundestages teil und besuchte dort eine Highschool in Asheville, North Carolina – mitten in der Corona-Pandemie.

Dass es zu diesem Auslandsaufenthalt überhaupt kam, darüber ist Luca Theise noch immer ein klein wenig baff. „Ich hatte eigentlich nie vor, ins Ausland und so weit weg zu gehen“, erzählt er. Auch gehörte Englisch bislang nicht zu seinen Lieblingsfächern. Eine Reise 2019 mit einem Schulprojekt nach Kenia brachte ihn dann aber doch auf den Geschmack.

Luca Theise (Bildmitte) mit seinen Gasteltern Sally Boerschig (links) und Richard Hudspeth (rechts) im Stadion der Highschool anlässlich ...
Luca Theise (Bildmitte) mit seinen Gasteltern Sally Boerschig (links) und Richard Hudspeth (rechts) im Stadion der Highschool anlässlich der Abschlussfeier des Schulhalbjahrs. | Bild: Luca Theise

Im Sommer 2020, die Corona Pandemie bot damals gerade die erste Verschnaufpause, stieß er auf das Angebot des Parlamentarischen Patenschaftsprogramms des Bundestages (PPP), das Schülern und jungen Berufstätigen ein Austauschjahr in den USA ermöglicht.

„Auch meine Mutter glaubte wohl nicht daran, dass ich ausgewählt würde, Nur deshalb hat sie meiner Bewerbung vermutlich auch zugestimmt.“
Luca Theise

Im hiesigen Wahlkreis ist Abgeordneter Thorsten Frei der Pate der Austauschschüler. Er wählt letztlich aus, wer an dem Programm aus seinem Wahlkreis teilnehmen darf. Angesprochen werden durch das Programm vor allem junge, engagierte Menschen, die gerne in die USA gehen möchten, eine andere Sprache sprechen und auch ein politisches Verständnis und Interesse mitbringen.

Noch sind die USA ein ferner Traum

Luca Theise schickte also, weil diese Beschreibung auch im Wesentlichen auf ihn passt, die Bewerbung ab und durchlief ein mehrstufiges Bewerbungsverfahren mit Fragebögen und Gruppeninterviews. Noch immer hielt es der Schüler des St. Georgener Thomas-Strittmatter-Gymnasiums aber eigentlich nicht für möglich, dass er tatsächlich ein Jahr in die USA gehen würde.

Mit einem Augenzwinkern erinnert er sich: „Auch meine Mutter glaubte wohl nicht daran, dass ich ausgewählt würde, Nur deshalb hat sie meiner Bewerbung vermutlich auch zugestimmt.“ Doch alles kam anders.

Eine Tour führte die Austauschschüler des Jahrgangs von Luca Theise nach New York. Am Times Square ist ein Erinnerungsbild obligatorisch.
Eine Tour führte die Austauschschüler des Jahrgangs von Luca Theise nach New York. Am Times Square ist ein Erinnerungsbild obligatorisch. | Bild: Luca Theise

Am 20. Januar 2021 kam die Zusage. Es war der Tag der Amtseinführung von Präsident Joe Biden. Erst kurz vor seinem Abflug erfuhr Luca Theise das genaue Ziel seines Aufenthalts. Die Austauschorganisation hatte für ihn Asheville in North Carolina ausgewählt, eine Stadt mit knapp 100.000 Einwohnern im Osten der USA. Lange war auch ungewiss, ob der Austausch aufgrund der Pandemie überhaupt würde stattfinden können.

Pandemie spielt keine entscheidende Rolle

Anfang August brach Luca Theise dann aber tatsächlich zu seiner großen Reise auf. „Ich habe mich riesig über die Chance gefreut, aber bis zum Reiseantritt habe ich mir ehrlich gesagt noch überlegt, ob ich wirklich fliegen und so lange von zuhause und den Freunden weg sein möchte“, erinnert er sich. Erst kurz zuvor war für Jugendliche seines Alters die Impfung gegen Covid möglich geworden. Bei seinen Zweifeln sei die Pandemie aber nicht so sehr ausschlaggebend gewesen, so der Schüler.

Asheville wird zur zweiten Heimat

In den USA angekommen, musste er sich zunächst mit der Sprache zurechtfinden. Ein wenig habe es geholfen, dass an seiner Schule insgesamt drei deutsche Austauschschüler waren, sagt Luca Theise.

Das Jahr in der Gastfamilie und an der Highschool habe vor allem von vielen kleinen Begebenheiten gelebt. Der Schulalltag, Treffen mit Freunden, Ausflüge mit der Gastfamilie – all das ließ Asheville für den jungen Mann aus dem Schwarzwald über die Monate zu einer zweiten Heimat werden.

Community Service, also eine ehrenamtliche Tätigkeit für die Gemeinschaft, wird in den USA groß geschrieben. Hier im Bild arbeitet Luca ...
Community Service, also eine ehrenamtliche Tätigkeit für die Gemeinschaft, wird in den USA groß geschrieben. Hier im Bild arbeitet Luca Theise im Gemeinschaftsgarten. | Bild: Luca Theise

Dennoch gab es natürlich den ein oder anderen Höhepunkt. Mit einer Reiseorganisation ging es für drei Tage nach New York. Mit der Gastfamilie blieb ein Besuch in einem Waldgebiet in ganz besonderer Erinnerung. Dort flogen nachts leuchtende Glühwürmchen. Dass ein Bär eines Tages den Heimweg des Schulbusse versperrte, gehört natürlich ebenfalls erwähnt.

Politikkurs ist doch zu schwierig

Als politisch interessierter Jugendlicher entschied er sich gleich im ersten Halbjahr für einen Politikkurs an der Schule. Der sei aber aufgrund der Sprache doch zu schwierig gewesen, musste sich Luca Theise eingestehen.

Ukraine-Krieg ist kaum zu glauben

Einschneidend war für ihn der Tag des Kriegsbeginns in der Ukraine. „Es war wohl gut, dass ich an diesem Tag sowieso nicht in der Schule war“, erinnert sich Luca Theise. Ein Krieg in Europa, nur relativ wenige Kilometer von seinem Zuhause entfernt, sei schwierig zu begreifen gewesen.

Im Alltag in den USA seien politische Themen aber ansonsten eher selten zur Sprache gekommen. Das sei so in den USA einfach nicht üblich und manch einem musste er auch erst erklären, wo Deutschland überhaupt liegt. In Gesprächen mit Freunden wäre bei politischen Themen wohl auch die Gefahr der Polarisierung zu groß gewesen, überlegt Luca Theise. Mit der Gastfamilie habe er aber durchaus zum Beispiel über den Krieg in der Ukraine gesprochen.

So sieht Luca Theise alles im Rückblick ...

Rückblickend ist Luca Theise sehr froh, dass er in dieses Abenteuer USA quasi irgendwie hineingestolpert ist. Die Erfahrung möchte er auf keinen Fall missen. Die Sprachkenntnisse hätten sich ganz erheblich verbessert und auch selbstständiger sei er wohl geworden, sagt Luca Theise. Die Gastfamilie sei zu seiner zweiten Familie geworden.

...und das könnte die Zukunft bringen

Zunächst allerdings möchte er im kommenden Jahr sein Abitur ablegen. Danach soll möglichst ein Duales Studium im gehobenen Dienst des Auswärtigen Amtes erfolgen. Auch eine politische Karriere kann sich der 18-Jährige durchaus vorstellen. Und irgendwann möchte Luca Theise dann auf jeden Fall auch einmal wieder in den Flieger in Richtung USA steigen.