Die Fachstelle Sucht des Schwarzwald-Baar-Kreises bietet Unterstützung und Information für betroffene und deren Angehörige. Auch während der Corona-Zeit war die Einrichtung stets geöffnet und bot, in leicht eingeschränkter Form, einen Anlaufpunkt für Therapie und Präventionsprogramme.

Schwere Zeit für Betroffene

„Gruppengespräche waren im vergangenen Jahr wegen der Corona-Einschränkungen leider nicht möglich“ bedauert Inge Häßler, Leiterin der Fachstelle. Für viele Betroffene sei das eine schwere Zeit gewesen. Schließlich sei das Reden über die Krankheit und das Teilen der persönlichen Probleme mit anderen Leidensgenossen ein ganz zentrales Element der Therapie.

Es gibt wieder Präsenzangebote

Um einen Ausgleich zu schaffen, hatte die Fachstelle eine Telefon- und Onlinebetreuung eingerichtet, die neben den unter strengen Hygienebedingungen stattfindenden Einzelgesprächen, ein weiteres Angebot für Hilfesuchende bieten sollte.

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Mittlerweile finden die Selbsthilfegruppen wieder statt und auch Seminare zur Suchterkennung und Prävention, unter anderem für Mitarbeiter von Spielhallen und Arbeitgeber in der Region, werden in den Räumen der Fachstelle in der Villinger Großherzog-Karl-Straße 6 wieder abgehalten.

Die Welle an Hilfssuchenden kommt

„Während Corona hatten wir keinen bedeutenden Anstieg von hilfesuchenden Personen, dafür kommt jetzt, wo wieder etwas mehr Normalität einkehrt, eine große Welle auf uns zu“, fasst Inge Häßler die Situation für die 19 Mitarbeiter der Fachstelle zusammen.

Vor allem Familien hätten jetzt große Probleme mit ihren Kindern und Jugendlichen, die die Belastungen der Pandemie oft nicht gut verkraftet hätten und neben immer größer werdenden Problemen mit Online-Suchtverhalten auch vermehrt anfällig für stoffliche Süchte wie Alkohol oder Cannabis würden.

Soziale Kontakte fehlten

Die mangelnden sozialen Kontakte, die starke Isolation und fehlenden Ablenkungsangebote außerhalb der virtuellen Welt würden für viele junge Menschen, die sich in einer Findungsphase ihres Lebens befänden, zu starkem psychosozialen Druck und Problemen führen, die oft alleine oder im Familienkreis nicht mehr bewältigt werden könnten.

Hobby füllt die Sucht-Lücke aus

Die Lücke, die entstehe, wenn man seine Sucht dann zu bekämpfen versuche, müsse mit etwas Positivem, wie einem neuen Hobby oder Sport gefüllt werden. An dieser Stelle kommt die Fachstelle ins Spiel, die mit ihren vielfältigen Hilfs- und Präventionsangeboten bei jeder Form von Sucht zur Seite stehen kann.

„Vor allem ganz junge Kinder, die mit dem Thema noch wenig oder keine Berührung hatten, brauchen sorgfältige, persönliche Aufklärung über diese schwierigen Themen.“
Pia Wenzler, Sozialpädagogin

Mit dem neuen Angebot FriDA (Frühintervention bei Drogenmissbrauch in der Adoleszenz) bieten Sozialpädagogin Pia Wenzler und ihr Team einen Anlaufpunkt für Familien. Eltern sollen bei dieser neuen Form der Familientherapie in ihren Erziehungskompetenzen gestärkt und Lösungen mit dem gesamten Familiensystem erarbeitet werden.

Gespräche mit Jugendlichen wichtig

Auch für das Thema Information und Vorsorge ist Pia Wenzler zuständig. Sie bereist mit ihrem Präventionsteam die Schulen des Landkreises und redet mit jungen Menschen über das Thema Sucht. „Lange Zeit waren diese Informationsveranstaltungen an Schulen nicht möglich“ sagt Wenzler, die den persönlichen Kontakt braucht um das Thema wirklich sinnvoll und nachhaltig aufzuarbeiten.

Virtuell ist nicht das Gleiche

Virtueller Unterricht könne bei solch wichtigen Themen kein Ersatz für die Diskussion im Klassenzimmer sein. „Vor allem ganz junge Kinder, die mit dem Thema noch wenig oder keine Berührung hatten, brauchen sorgfältige, persönliche Aufklärung über diese schwierigen Themen“ sagt sie.

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Auch die ambulante Rehabilitation lief während Corona weiter. In dieser besonderen Form der Betreuung werden Betroffene, die relativ stabil in ihrem Familien und Berufsleben stehen, von den Mitarbeitern der Fachstelle regelmäßig zuhause besucht und bei der Lebensführung unterstützt. Zehn Personen befinden sich momentan in diesem Programm.

Mehrere Außenstellen im Kreis

Um Menschen im gesamten Kreis ein persönliches Kontaktangebot machen zu können, verfügt die Fachstelle Sucht über Außenstellen in Schwenningen, Donaueschingen und Triberg. „Suchtarbeit verändert sich“ sagt Inge Häßler. So stehe mittlerweile nicht mehr unbedingt die Abstinenz der betroffenen Personen im Mittelpunkt, sondern eine zieloffene Suchtarbeit mit eigenverantwortlichem Konsumverhalten wird als Lösungsweg aus der Abhängigkeit angeboten. Etwa 70 Personen betreut die Fachstelle Sucht im Landkreis momentan in der Nachsorge, denn Sucht sei ein lebenslanger Kampf, trotz aller Fortschritte.