Der Schwarzwald-Baar-Kreis hat jetzt ein Klimaschutzkonzept, setzt es aber noch nicht um. Die Kreisverwaltung ließ das Papier diskutieren, setzte aber gleichzeitig durch, dass die einzelnen Maßnahmen noch einmal im Detail in Gremien des Landkreises beraten und beschlossen werden müssen.
Das Konzept listet auf, wie die Region die Veränderungen beim Klima auffangen kann. Vor allem der Energieverbrauch steht dabei im Fokus, er gilt als Hauptursache für den Treibhausgaseffekt. Im Schwarzwald-Baar-Kreis gibt es einen jährlichen Pro-Kopf-Ausstoß von etwa 7,2 Tonnen je Bürger, womit die Region laut den Konzept-Autoren „leicht unter dem Landesdurchschnitt liegt“.
Viele Vorhaben für vier Jahre – aber wann geht was genau los?
Zentraler Punkt des neuen Plans ist dabei die Teilnahme am European Energy Award. Diese Ausschreibung setzt voraus, dass beteiligte Kommunen wie Städte oder eben der Schwarzwald-Baar-Kreis konkrete Maßnahmen wirklich umsetzen.
Ein Punktesystem in einem jährlichen Bewertungsverfahren ist die Grundlage für das Vorgehen. Der Kreistag hat die Teilnahme an dem Programm beschlossen, vier Jahre sind als Umsetzungszeitraum von den Konzept-Autoren definiert.

Die Schaffung weiterer Anlagenstandorte für die Gewinnung von Solarstrom ohne zusätzliche Flächeninanspruchnahme ist ein zentraler Punkt. Das Landratsamt hat dabei eine Fläche direkt am Villinger Hoptbühl vor der Haustüre.
Die Asphaltfläche zwischen Landeszentralbank und Landratsamt ließe sich rasch mit aufgeständerten Kollektoren überbauen. Vorteil für alle: Autos parken dann hier im Schatten. An vielen öffentlichen Gebäuden, auf Firmenparkplätzen und – wie schon in Ländern wie Italien zu sehen – auf Rastplätzen an Schnellstraßen ist das Vorgehen ebenfalls umsetzbar.
Im Müll schlummern Potenziale
Ein weiterer Schwerpunkt wird mit der thermischen Verwertung von Siedlungs- und Gewerbeabfällen benannt. Es gehe hier vor allem um die Effizienz dieser teils schon praktizierten Vorgänge. Deponiegas wird in Hüfingen und Tuningen bereits abgesaugt und energetisch verwertet beziehungsweise verbrannt, um Klimaschäden abzumildern.
„Das Ziel ist die verstärkte Abwärmenutzung. Hierfür sind Anwendungen beziehungsweise Abnehmer zu suchen“, heißt es im Papier.
Aus den Gartenresten lässt sich mehr machen
Weitere Potenziale: Auf den Kompostanlagen im Kreis werden holziges Grüngut und Wurzelstöcke separat angenommen. Außerdem wird am Ende des Kompostierungsprozesses holziges Strukturmaterial abgesiebt, welches als Hackschnitzel thermisch verwertet wird.

Die für die thermische Verwertung geeigneten Anteile sollen in einer örtlichen Heizzentrale für regionale Wärmeversorgung genutzt werden. Auch die Herstellung von marktfähigen Brennstoffen (etwa Pellets) wäre zu prüfen. Hierzu wären eine Machbarkeitsstudie erforderlich. Und: Bei der Nutzung von Biogas sehen die Konzept-Autoren die Potenziale im Kreis als weitgehend ausgeschöpft an.
Im Kreistags-Auschuss wurde nicht nur die Frage nach der Umsetzung in den Details zurückgestellt. Auch die Finanzierung bleibt offen. Landrat Hinterseh: „Haushaltsplanberatung machen wir jetzt nicht.“
Wie Bürger ihren Energieverbrauch reduzieren können
- Bereitschaftsstrom für unbenutzte Geräte im Stand-by-Status ausfindig machen und bei Nichtbenutzung ausschalten oder eine Steckdosenleiste mit Abschaltfunktion installieren.
- Elektrische Haushaltsgeräte wie Kühl- und Gefriergeräte, Herde, Waschmaschinen und Wäschetrockner, Geschirrspüler auf deren Stromverbrauch überprüfen und ineffiziente Geräte austauschen (Energielabels helfen bei der Übersicht).
- Zudem ist ein sinnvoller Umgang mit diesen Geräten notwendig (Beispiel: Eco-Programme, Beladungsmenge bei Wasch- und Spülmaschinen ausnutzen).
- Austausch von alten Leuchtmitteln, beispielsweise mit effizienteren LED-Lampen, die bei gleicher Helligkeit weniger Watt benötigen und sich aufgrund ihrer verlängerten Lebensdauer schnell amortisieren. Hier informieren Energielabels zu den Produkten.
- Die oft elektrische Warmwasserbereitung benötigt einen hohen Anteil an Strom im Haushalt. Aus diesem Grund ist der sparsame Umgang mit Warmwasser (Wassersparbrause, Durchflussbegrenzer) ebenfalls eine energieeffiziente Maßnahme.
Solarnutzung: Potenziale und wo die Region steht
Hier können zahlreiche Dachflächen für die Installation von Photovolatik-Anlagen genutzt werden. Im Schwarzwald-Baar-Kreis sind bereits etwa 6.500 PV-Dachflächen-Anlagen mit einer Leistung von insgesamt circa 115 Megwatt-Peak installiert. Diese erzeugen jährlich etwa 110.000 Megawattstunden Strom.
Das ausgewiesene Dachflächenpotenzial des Landkreises beläuft sich insgesamt auf etwa 2.940.000 Quadratmeter, hiervon werden etwa 1.021.000 Quadratmeter als „sehr gut geeignet“ eingestuft.