Hohe Auszeichnung für Jan Ilhan Kizilhan von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW): Der Professor erhielt für seine herausragenden Verdienste in Forschung und humanitärer Arbeit auf dem Gebiet der Psychotraumatologie das Bundesverdienstkreuz am Bande. Das teilt die DHBW in einer Pressemitteilung mit.

Sein Engagement richte sich vor allem an Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten, darunter auch jesidische Frauen und Mädchen. Die Würdigung honoriere seine besonderen Leistungen in Therapie, Forschung und Ausbildung.

Er steht für Menschen ein

„In einer sehr persönlichen Rede ging Laudatorin Annalena Baerbock unter anderem auf Kizilhans herausragendes Engagement in der psychologischen Betreuung traumatisierter jesidischer Überlebender ein“, heißt es. So habe er eine Schlüsselrolle im Landesaufnahmeprogramm Baden-Württemberg gespielt und mit seiner Expertise und interkulturellen Kompetenz auch ein Institut für Psychotherapie an der Universität Dohuk im Nordirak gegründet.

Annalena Baerbock, Laudatorin
Annalena Baerbock, Laudatorin | Bild: AFP PHOTO/HO/Lebanese Presidency

Mit seiner Arbeit – beispielsweise als Leiter des Instituts für Transkulturelle Gesundheitsforschung an der DHBW – helfe Kizilhan den Opfern und stärke gleichzeitig ganze Gesellschaften. „Mit deiner Expertise und deinen wissenschaftlichen Kenntnissen, mit deiner Empathie, mit deiner Menschlichkeit und ja, mit deinem Mut, um einzustehen für andere, um Dinge zum Besseren zu wenden“, sagte Baerbock. Dafür werde Jan Ilhan Kizilhan ausgezeichnet.

Kriege und Krisen hinterlassen tiefe Spuren – nicht nur bei einzelnen Personen, sondern in ganzen Gesellschaften. Die Auszeichnung für Kizilhan unterstreicht laut DHBW, wie wichtig es ist, Forschung und politisches Engagement weiter zu stärken, um traumatisierten Menschen in Deutschland und weltweit beizustehen.

Das könnte Sie auch interessieren

Anerkennung jahrelanger Arbeit

„Diese Auszeichnung bedeutet für mich weit mehr als eine persönliche Ehrung. Sie ist eine Anerkennung meiner Arbeit auf dem Gebiet der Psychotraumatologie und der konkreten Unterstützung von tausenden Überlebenden von Genoziden, Krieg und Flucht. Seit vielen Jahren setze ich mich mit Leidenschaft und Überzeugung für diese Menschen ein – in der Wissenschaft, in der Therapie und in der Ausbildung zukünftiger Generationen“, sagte Kizilhan.

Präsidentin ist tief berührt

Martina Klärle, Präsidentin der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, gratulierte Kizilhan zu der hohen Auszeichnung und würdigte sein außergewöhnliches Engagement: „Ihr Wirken verbindet Forschung und humanitäres Handeln auf eine Weise, die tief berührt und inspiriert.“

Martina Klärle, Präsidentin der DHBW Villingen-Schwenningen
Martina Klärle, Präsidentin der DHBW Villingen-Schwenningen | Bild: Honacker/DHBW

Der Trauma-Experte setze sich mit beeindruckender Entschlossenheit für Menschen in schwierigen Lebenslagen ein und zeige damit, dass Wissenschaft nicht nur Erkenntnisgewinn bedeute, sondern auch Verantwortung. „Ihre Arbeit ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie akademisches Wissen und praktisches Handeln eine bessere und gerechtere Welt mitgestalten können“, sagte Klärle.

Forschung zeigt Wege der Heilung

Kizilhans Forschung beleuchtet die langfristigen Auswirkungen von Krieg, Flucht und Gewalt. Traumata wirken demnach weiter in Erinnerungen, Körpern und Familien – selbst wenn der Konflikt längst vorbei ist. Das könne ganze Gesellschaften verändern. Zugleich zeige seine Arbeit, dass Heilung möglich ist, so die DHBW.

Neben medizinischen Verfahren spielen kulturelle, soziale und gemeinschaftliche Faktoren eine zentrale Rolle, um Betroffene wirksam zu unterstützen. Insbesondere die ganzheitliche Kombination aus Therapie, Forschung und Ausbildung bezeichnet Kizilhan dabei als entscheidend: „Mein größtes Anliegen ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse nutzbar zu machen und langfristige Strukturen zu schaffen.“

Das könnte Sie auch interessieren

Das gelang ihm mit dem Institut im iranischen Dohuk. Dort haben Absolventinnen und Absolventen der Dualen Hochschule nach ihrem Master begonnen, selbst zu unterrichten. „Das ist der Traum eines jeden Professors: dass ehemalige Studierende zu Kolleginnen und Kollegen werden und diese Arbeit fortführen“, sagte Jan Ilhan Kizilhan.