Es ist eine kleine Sensation: Der Auerhahn ist wieder auf der Baar. Der Forstrevierleiter von Hubertshofen-Wolterdingen, Hans-Peter Fesenmeyer, geht davon aus, dass sich das Tier dauerhaft im Stadtwald Wolterdingen-Hubertshofen niedergelassen hat. 2023 wurde das Tier das erste Mal auf einer Wildtierkamera festgehalten.

Besorgnis erregende Zahlen

Dass sich der seltene Hühnervogel hier niedergelassen hat, ist eine Erfolgsgeschichte, wie Fesenmeyer, der Leiter des Forstreviers Wolterdingen-Hubertshofen, ausführt. Denn: „Der Vogel ist eigentlich sehr, sehr rar“.

Das bestätigen auch die Zahlen. Laut dem Nationalpark Schwarzwald gibt es nur noch 111 ihrer Art in Deutschlands größtem Mittelgebirge. Auerhühner kommen in Baden-Württemberg fast nur noch im Schwarzwald vor. Immerhin: Beim hiesigen Bestand im Schwarzwald sei sogar ein leichter Anstieg zu verzeichnen, so Fesenmeyer.

Aufnahme einer Wildtierkamera: Der Auerhahn ist das erste Mal im Jahr 2023 wieder in dem Forstrevier von Fesenmeyer gesichtet worden.
Aufnahme einer Wildtierkamera: Der Auerhahn ist das erste Mal im Jahr 2023 wieder in dem Forstrevier von Fesenmeyer gesichtet worden. | Bild: Hans-Peter Fesenmeyer

„Ein Wildtier, das immer vorhanden war“

Der Schutz des Wildvogels ist dem Förster sehr wichtig. „Es ist ein schönes Wildtier, das immer hier war. Und wenn es weg ist, ist es weg“. Daher werden für das Auerwild extra Schutz- und Pflegemaßnahmen getroffen. Die Wälder werden damit dem Vogel angepasst.

„Es werden sogenannte Lücken von 0,1 bis 0,3 Hektar Fläche im Wald geformt“, erklärt der Revierleiter. Das bedeutet: „Es werden Bäume entfernt und so wird Platz für den Vogel geschaffen“, so Fesenmeyer.

Bei Pflegemaßnahmen im Wald wird der Vogel priorisiert. So wird zum Beispiel der Bestand der Fichte reduziert, damit Heidelbeersträucher besser wachsen können. So soll die Nahrungsquelle des Wildtieres gesichert werden, so der Förster. Ebenso werden Flugschneisen für den Vogel geschaffen.

Dem Forstrevierleiter des Stadtwaldes Wolterdingen-Hubertshofen Hans-Peter Fesenmeyer ist der Schutz und Erhalt des Auerwilds sehr wichtig.
Dem Forstrevierleiter des Stadtwaldes Wolterdingen-Hubertshofen Hans-Peter Fesenmeyer ist der Schutz und Erhalt des Auerwilds sehr wichtig. | Bild: Niklas-Marco Dinauer

Habitatpflege mit Erfolg

Seit 2019 widmet sich Fesenmeyer in seinem Forstrevier, das etwa 200 bis 250 Hektar umfasst, der Auerwild-Biotop-Pflege. „Und das mit Erfolg“, so der Förster. Vor 40 Jahren sei der Bestand bei circa drei Tieren gewesen. Vor zehn Jahren war der Vogel in dem Revier des Försters sogar gar nicht mehr vorhanden.

Hoffnung auf Nachwuchs

„Es macht mich stolz zu sehen, dass man Erfolg hat und die Maßnahmen Wirkung zeigen“, sagt Fesenmeyer. Wenn sich ein männliches Auerhuhn hier niedergelassen habe, könne man auch davon ausgehen, dass ebenfalls eine Henne hier sei, so der Förster. Und nun könne man auch auf Nachwuchs hoffen, schmunzelt der Forstrevierleiter. Die große Schwierigkeit bestehe dann darin, den Nachwuchs vor Feinden zu schützen.

Auerhahn-Population steht auf Messers Schneide

Die Gefährdung des Wildtieres und der Negativtrend der Population hat verschiedene Faktoren. Der Verein „Auerhahn im Schwarzwald“ nennt als Gründe hierfür die Abnahme geeigneter Lebensräume, die wachsende touristische Nutzung, die Zunahme von Fressfeinden, zunehmend schlechtere Witterungsbedingungen sowie den Klimawandel.

Im Oktober 2024 wurde der Vogel wieder von einer Wildtierkamera abgelichtet.
Im Oktober 2024 wurde der Vogel wieder von einer Wildtierkamera abgelichtet. | Bild: Hans-Peter Fesenmeyer

Betrunkene erschlagen einen Auerhahn

Durch immer mehr touristische Freizeitaktivitäten im Schwarzwald werde das Auerhuhn immer wieder gestört, schreibt das Wildtierportal Baden-Württemberg online. Vor fünf Jahren kam es zu einem besonders verstörenden Vorfall: Betrunkene haben bei Titisee-Neustadt einen Auerhahn mit einer Flasche erschlagen.