Wie steht es um die Jugendarbeit in Vereinen? Bereits vor der Pandemie hatte die eine oder andere Stelle damit zu kämpfen, Nachwuchs an die Angel zu ziehen und diesem die eigenen Angebote schmackhaft zu machen. Wir gehen der Frage nach, wie es aktuell um die Jugendabteilungen bestellt ist – das Ergebnis ist durchaus überraschend. Denn allzu schlecht scheint es trotz Corona gar nicht auszusehen.

Fabian Mauch, Spieler in der Bezirksliga-Mannschaft des SV Obereschach, bei einem Einwurf. Der Verein hofft trotz Corona auf eine ...
Fabian Mauch, Spieler in der Bezirksliga-Mannschaft des SV Obereschach, bei einem Einwurf. Der Verein hofft trotz Corona auf eine weiterhin gut funktionierende Jugendarbeit, damit junge Spieler perspektivisch nach oben rücken. | Bild: Direvi (Archivbild)

Sportverein Obereschach: Dort hat man in den unteren Altersgruppen keine Abgänge im Zuge der Corona-Krise zu verzeichnen, berichtet Jugendleiter Michael Schilling. „Eher einen Zuwachs“, fügt er an. Die Kinder und Jugendlichen kämen gern ins Training und nutzten dementsprechend die Angebote des Vereins. Laut Schilling sind sie einfach nur froh, dass sie nach der langen Zwangspause ohne Sport in Gruppen wieder rausdürfen. Dadurch, dass der SV Obereschach keine Verluste im Jugendbereich zu verzeichnen habe, müsse man die Angebote auch nicht extra bewerben oder neue Wege in der Akquirierung von Nachwuchskräften gehen. Da laufe vieles über Mundpropaganda: „Wenn es jemandem bei uns gefällt, dann sagt er seinem Freundeskreis Bescheid“, verdeutlicht Schilling.

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Wöchentlich könne der Sportverein Kinder begrüßen, die einfach mal in den Trainingsablauf reinschnuppern wollten. „Wir haben auch Anträge für neue Mitglieder“, sagt der Jugendleiter. Der größte Teil kommt Michael Schilling zufolge nicht direkt aus Obereschach: „So viele Kinder haben wir hier gar nicht“, kommentiert er mit einem Schmunzeln. Vielmehr setze sich die Jugendabteilung, die bis zur C-Jugend reicht, aus Jungmitgliedern zusammen, die aus den Villinger Wohngebieten Haslach, Steppach oder Wöschhalde kommen; dazu aus Umlandgemeinden wie Fischbach, Niedereschach sowie Mönchweiler. Woran das liegt? In den vergangenen Jahren habe der OSV eine „relativ gute Jugendarbeit“ gemacht, „wir sind sehr aktiv“. Einziger Wermutstropfen, so Schilling weiter: „Momentan haben wir leider keine B- und A-Jugend.“

Das Training läuft laut des Jugendleiters aktuell recht normal – eben unter Hygienevorschriften und der jeweils geltenden Corona-Verordnung. Auch in Zukunft wolle es der Verein „so hinnehmen wie es kommt“. Sorge vor einem abermaligen Stillstand im Sportbereich habe Michael Schilling hinsichtlich der steigenden Infektionszahlen zwar schon, – gerade wenn es um die Hallensaison geht – aber „solange wir draußen kicken dürfen, ist alles okay“. Weil die Jugendspieler in der Regel ohnehin umgezogen ins Training kämen, sei der SV Obereschach auch beispielsweise von der neuen Regelung nicht betroffen, dass bei Kabinennutzung die 3Gs kontrolliert werden müssen.

Die Stadtmusik St. Georgen präsentiert sich nicht nur in der eigenen Stadt. Auch bei Konzertreisen, wie hier auf einem Archivbild in ...
Die Stadtmusik St. Georgen präsentiert sich nicht nur in der eigenen Stadt. Auch bei Konzertreisen, wie hier auf einem Archivbild in Paris, begeistert das Orchester die Menschen. | Bild: Sprich, Roland (Archivbild)

Stadtmusik St. Georgen: Wie Vorsitzender Patrick Hilpert berichtet, seien die Musikanten „vor Corona auf einem aufsteigenden Ast in der Jugendarbeit“ gewesen. Das Jugendorchester sei gewachsen und habe regelmäßig geprobt. „Das alles ist natürlich vollkommen zum Stillstand gekommen“, so Hilpert. Sämtliche Aktivitäten – er zählt Proben, Auftritte sowie Ausflüge auf – mussten Pandemie-bedingt eingestellt werden.

Erfreulicherweise, so der Vorsitzende weiter, „haben wir keine großen Abgänge im Jugendbereich. Sprich die Kinder und Jugendlichen haben nach wie vor Interesse an der Musik.“ Im Jugendorchester sind Hilpert zufolge derzeit 18 Musikanten aktiv. Mehr ginge immer, lautet seine Einschätzung: „Wir haben vor drei Jahren ein dreistufiges Modell gemeinsam mit der Robert-Gerwig-Schule und der Jugendmusikschule etabliert. Von einer Bläserklasse geht es in ein Vororchester und schließlich in das Jugendorchester“, führt er aus. Die ersten Früchte jedoch würden wohl erst in zwei bis drei Jahren geerntet, die St. Georgener seien aber zuversichtlich, „dass der eingeschlagene Weg gut ist für unsere Nachwuchsarbeit“.

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In den Probenbetrieb sei die Stadtmusik ein paar Wochen vor der Sommerpause eingestiegen. Nach den Schulferien soll unter Einhaltung aller Corona-Regeln weiter geprobt werden. Stand jetzt blicke man auf das Jahreskonzert im Dezember sowie gegebenenfalls auf ein Konzert im November. „Wir sind absolut zuversichtlich, was den Herbst und Winter angeht. Ein erneuter Stillstand wäre allerdings sehr hart. Wir hoffen auf eine gewisse politische Flexibilität bezüglich der Auslegung künftiger Regelungen“, sagt Patrick Hilpert.

Aktuell kann der Bogensport-Club Blumberg im Außenbereich beinahe normal trainieren. Das Bild zeigt von rechts: Marla Flaig, Morgaine ...
Aktuell kann der Bogensport-Club Blumberg im Außenbereich beinahe normal trainieren. Das Bild zeigt von rechts: Marla Flaig, Morgaine Flaig, Remo Elsäßer, Nikolay Schulz, Kasimir Flaig und Trainerassistent Roland Elsäßer. | Bild: Mario Schulz

Bogensport-Club Blumberg: „Das größte Problem war und ist, dass kein regelmäßiges beziehungsweise zuverlässiges Training stattfinden kann“, berichtet Vorstand Clemens Benzing. In der Vergangenheit seien viele Corona-Regelungen so konfus gewesen, dass selbst Verwaltungen den Durchblick verloren hätten. „Es gab Zeiten, in denen wir von der Landesregierung, der Kreis- und der Ortsverwaltung drei verschiedene, widersprüchliche Aussagen bekommen haben. Einige Eltern waren besorgt und verunsichert, haben infolgedessen ihre Kinder nicht ins Training geschickt“, sagt Benzing.

Trotz allem Frust gibt es dem Vorstand zufolge eine überraschende Botschaft: „Im Bereich der Jugendarbeit hat uns Corona in Bezug auf die Mitgliederentwicklung glücklicherweise eher einen Zulauf gebracht.“ Mehr als zehn Anfragen für ein Probetraining habe der Verein erhalten. Diese Kinder und Jugendliche lade man nun nach und nach ein. „Insoweit kann unsere Jugendabteilung nach Corona unter Umständen etwa ein Drittel größer als zuvor sein“, vermutet Benzing. Aber: „Da das Vereinsleben komplett stillstand und wir zeitweise nicht einmal allein auf dem Bogenplatz trainieren durften, ist das Vereinsleben im sozialen Bereich komplett eingeschlafen und muss jetzt im Prinzip neu aufgebaut werden.“ Corona habe den Blumberger Bogensport-Club dahingehend um Jahre zurückgeworfen.

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Der Trainingsbetrieb läuft aktuell wieder fast normal, sagt Clemens Benzing. Rund die Hälfte der üblichen Turniere sei jedoch bereits abgesagt worden, viele andere hielten sich mit der Planung noch stark zurück. Dies treffe vor allem die Jugendabteilung des Vereins, die in der Vergangenheit sehr erfolgreich an Turnieren und Meisterschaften teilgenommen habe. Womit der Vorstand im Herbst und Winter rechnet? „Natürlich blicken wir zuversichtlich in die Zukunft. Wir versuchen alles, den Verein als Gemeinschaft wieder zusammenwachsen zu lassen, ein abermaliger Stillstand würde unseren Verein vermutlich stark schädigen.“