Lisas Gemüsegärtle voll belegt
Erst vor wenigen Wochen ist das Gemeinschaftsgarten-Projekt von Familie Limberger aus Grüningen an den Start gegangen. In Lisas Gemüsegärtle auf einer Wiese zwischen Grüningen, Brigachtal, Donaueschingen und der Bundesstraße B 27 gelegen, können Interessierte sich immer für ein Jahr eines von 13 Gemüsebeeten pachten, um dort selbst Lebensmittel anzubauen.
„Das Interesse war enorm“, berichtet Tobias Limberger. Ungefähr 30 Menschen hätten sich gemeldet, etwa die Hälfte davon mit konkreten Absichten, sodass mittlerweile alle Parzellen Bewirtschafter haben. „Viele Familien mit Kindern“, verrät Limberger, der hier auf einer größeren Fläche auch selbst Kartoffeln und Zwiebeln anbaut.

Der Start lief so gut, dass Limberger bereits über weitere Beete nachdenkt, Platz dafür wäre vorhanden. Ein paar Schafe und Hühner würde er auf der Fläche irgendwann ebenfalls gerne halten. „Wir haben daher eine Landwirtschaft angemeldet und sind auf der Suche nach einem Hof in der Nähe.“
Erfreut zeigt er sich über den Austausch und die Gemeinschaft, die sich rasch in der Gärtle-Gemeinschaft entwickelt habe. Die Pächter tauschen sich rege in einer Nachrichten-Gruppe aus und es wurden zusammen Setzlinge bestellt. Allen Pächtern haben die Limbergers ein kleines Nachschlagewerk zur Verfügung gestellt, in dem die Grundlagen des Gemüseanbaus beschrieben werden.
Ein Hindernis für zahlreiche Interessenten sei die große Entfernung der Fläche zu ihrem Wohnort gewesen, berichtet Limberger.
Hochbeete in der Stadt
Ein Problem, das beim Projekt „Gemeinsam Gärtnern“ eher nicht ins Gewicht fällt. Seit 2019 existiert das Hochbeet-Projekt mitten in der Stadt und wird von der Stadtverwaltung Villingen-Schwenningen getragen. Angestoßen wurde es von Rudolf Winker und seiner Tochter.
Im März 2019 gab der Technische Ausschuss seine Zustimmung woraufhin insgesamt 29 Hochbeete an zehn Standorten in VS aufgestellt wurden. Zahlreiche Freiwillige und Gruppen nehmen sich seither den Beeten an, bepflanzen und pflegen sie – und teilen sich die Ernte.

Dem Irrsinn entkommen
Einen ganz anderen Ansatz verfolgt der Verein Baarfood, der 2017 in Villingen-Schwenningen von sieben Gründungsmitgliedern ins Leben gerufen wurde, mit dem Ziel, nachhaltiges Biogemüse in einer solidarischen Landwirtschaft anzubauen. Heute hat der Verein rund 300 Mitglieder. 90 Gemüseanteile werden über eine jährliche Bieterrunde vergeben.
Mitglieder, die einen Gemüseanteil erwerben, verpflichten sich, für eine Anbausaison diesen Anteil abzunehmen. Produziert werden die Lebensmittel auf gepachteten Ackerflächen in der Region von zwei angestellten Gemüsegärtnerinnen und zwei Aushilfskräften. Alle Kosten sowie das Risiko von Ernteausfällen werden gemeinschaftlich getragen.

„Wir wollen unser Gemüse anders produzieren“, erklärt Sabine Wagner das Konzept. Sie ist Agraringenieurin, Gründungsmitglied und im Verein verantwortlich für die Finanzen. „Der Anbau erfolgt professionell, aber auf die Landwirtschaft ausgerichtet, nicht auf das einzelne Lebensmittel“, fügt sie hinzu.
Die Produktion der vielen landwirtschaftlicher Erzeugnisse, die heute in Supermarktregalen zu finden sind, nennt sie einen Irrsinn. Dieses Gemüse müsse beispielsweise Normen entsprechen, um überhaupt in den Handel zu gelangen. Durch Normen und Selektion im Geschäft würden viele Lebensmittel einfach im Müll landen. Hinzu kommen lange Transportwege sowie enormer Kostendruck.
Das Umdenken in der Gesellschaft nehme zu. Das kann Wagner nicht nur am steigenden Interesse an Baarfood ablesen. Das Probleme sei nur, dass der Verein nicht den Anspruch hat, immer weiter zu wachsen und noch mehr Gemüse anzubauen. Vielmehr sei es ein Ziel, dass sich parallel weitere Initiativen gründen, um den zentralen, lokalen Charakter sowie überschaubare Strukturen solcher Projekte aufrecht zu erhalten. Die Mitglieder von Baarfood stehen bei Neugründungen mit Rat und Tat zur Seite. „Wir unterstützen solche Projekte gerne.“ In Schramberg hat sich 2018 zum Beispiel die Ackernative gegründet.