Es ist Ende November – und oben an der Baustelle der künftigen Justizvollzugsanstalt (JVA) des Landes Baden-Württemberg, auf einer Hügelkuppe am nördlichen Rand von Rottweil, ist es kalt.

Nass und matschig glänzt der freigelegte Untergrund des riesigen Baufensters im matten Sonnenlicht. Seit rund einem halben Jahr wird aus Bauplänen nun Realität geschaffen.

Bagger heben Gruben aus

Die Anlage ist so groß, dass man deren Dimensionen nur aus der Luft noch erfassen kann. Überall sind Bagger zu sehen, modellieren das Gelände und heben die ersten Baugruben für eines der vielen Gebäude aus.

Eine weitere Perspektive auf die Baustelle – hier mit Blick nach Westen. Bagger und große Laster nehmen sich vergleichsweise ...
Eine weitere Perspektive auf die Baustelle – hier mit Blick nach Westen. Bagger und große Laster nehmen sich vergleichsweise winzig aus. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Für 280 Millionen Euro soll nun im Gewann „Esch“ zwischen dem Aufzugstestturm und der Autobahn-Neckartalbrücke das modernste und leistungsfähigste Gefängnis des Landes entstehen.

Bis zu 500 Häftling sollen hier auf einer Fläche von 25.000 Quadratmetern untergebracht werden. Wenn alles nach Plan läuft, soll das bisher teuerste Gefängnis Deutschlands 2027 in Betrieb gehen.

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Eckdaten zum neuen Gefängnis

Blick nach Norden mit der Neckartalbrücke der Autobahn A81 im Hintergrund rechts.
Blick nach Norden mit der Neckartalbrücke der Autobahn A81 im Hintergrund rechts. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Am 12. Juni 2023 sind die ersten Bagger auf dem Gelände nördlich von Rottweil angerollt. Als erstes wurde die Humusschicht auf dem Baufeld sorgfältig abgeschoben für weitere Verwendung. Dies ist Teil der notwendigen ökologischen Ausgleichsmaßnahmen.

Aushub wird ebenfalls genutzt

Im August 2023 wurde dann mit den Erd- und Tiefbauarbeiten begonnen. Das Gelände der neuen Justizvollzugsanstalt wird mit dem anfallenden Aushub modelliert.

Aus der Luft ist gut zu erkennen, wo der abgetragene Humus (unten im Bild) vor dem eigentlichen Baubeginn zwischen gelagert wird.
Aus der Luft ist gut zu erkennen, wo der abgetragene Humus (unten im Bild) vor dem eigentlichen Baubeginn zwischen gelagert wird. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Das heißt, dass aller Aushub auf dem Gelände verbleibt. Bei geplanten 160.000 Kubikmetern Erdbewegungen sind das immerhin etwa 16.000 Lastwagenladungen, die nicht abgefahren werden müssen.

Auch jetzt im Winter wird weiterhin an der Baustelle gearbeitet. 20 Bauarbeiter sind derzeit dort tätig, so lange es die Witterung zulässt.

Liegen die Arbeiten im Plan?

Laut Bauleiter Fabio Tedesco läuft derzeit alles nach Plan. Und der Kosten- und Terminplan wird aus heutiger Sicht eingehalten. Bisher kam es auch noch zu keinerlei unvorhergesehenen Vorkommnissen oder Schwierigkeiten.

Die ersten Baugruben sind bereits ausgehoben. Dort entstehen derzeit die ersten Gebäude der Gefängnisanlage.
Die ersten Baugruben sind bereits ausgehoben. Dort entstehen derzeit die ersten Gebäude der Gefängnisanlage. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Wie auf den Luftbildern gut zu erkennen ist, entstehen im Esch bereits auch die ersten Gebäudestrukturen. Insgesamt sind hier 18 Nutzungsbereiche geplant.

Lastwagen kreuzen Radweg

Am Baustelleneingang herrscht reger LKW-Verkehr. Dort kreuzt allerdings auch der Radweg, der direkt ins nahe Neckartal führt und vor allem an den Wochenenden im Sommerhalbjahr stark frequentiert wird.

Der Radweg ins Neckartal führt entlang des Baustelleneingangs.
Der Radweg ins Neckartal führt entlang des Baustelleneingangs. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Besonderen Wert hat man in der Planung des Neubaus auf die energetische Ausstattung gelegt. Mit dem neuen Gefängnis wird das Land ausgehend von den aktuellen Gebäudeenergiestandards, die gesetzlichen Vorgaben etwa um 30 Prozent übertreffen, heißt es vom Landesbetrieb Vermögen und Bau.

Die gesamte Baustelle ist ein eingezäunter Sicherheitsbereich.
Die gesamte Baustelle ist ein eingezäunter Sicherheitsbereich. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Für einen nahezu klimaneutralen Bau soll unter anderem der Einbau von Wärmepumpen- und Hackschnitzel-Heiztechnik sorgen.

So umweltfreundlich wird das Gefängnis

Darüber hinaus sind Biodiversitätsdächer mit Photovoltaikmodulen auf den Gebäuden geplant. Die geplante Leistung der Photovoltaikanlagen wird mit 1,8 Megawatt veranschlagt.

Wenn 2027 das neue Gefängnis in Betrieb geht, sollen in der Folge die bisherigen Gefängnisstandorte in Rottweil, Villingen, Waldshut-Tiengen und Oberdorf geschlossen werden.

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