Als durchweg angenehm wurde die Kühle des Waldes von den gut 150 Personen, die am Freitagnachmittag ihren Unmut über den geplanten Standortübungsplatz für das Donaueschinger Jägerbataillon 292 mit einem Waldspaziergang zum Ausdruck brachten, wahrgenommen. Unüberhörbares Vogelzwitschern begleitete die Redebeiträge, die an der Weißwaldhütte zu vernehmen waren. Das Regionale Friedensbündnis VS sowie Bürger aus den betroffenen Ortschaften hatten diesen Waldspaziergang organisiert.

Unter Einhaltung der gebotenen Hygienemaßnahmen startete die langgezogene Spaziergänger-Gruppe von der Kreisstraße in Richtung Weißwaldhütte. Allerdings durfte erst nach gut 350 Meter Wegstrecke der Protest offiziell starten, da dieser nördliche Teil des Weißwaldes Christian Erbprinz zu Fürstenberg gehört. Dieser hatte die Kundgebung auf seinem Grund untersagt. Nach Aussagen der Veranstalter haben sich die Förster sowie das Landratsamt ausgesprochen kooperativ bei der Genehmigung des Waldspaziergangs gezeigt. Für das Regionale Friedensbündnis ergriff zunächst Ekkehard Hausen das Wort und umriss die Planungen des Verteidigungsministeriums für den neuen Standortübungsplatz.

Da bislang über eine Suche nach alternativen Standorten nichts bekannt ist, mutmaßt Hausen, dass die Eigentumsverhältnisse im Weißwald mit ausschlaggebend für diese Standortwahl gewesen sind. Ein Teil der Waldfläche gehört zum Fürstlich Fürstenbergischen Forstbereich, beim anderen ist das Land Baden-Württemberg Eigentümer. Somit würden langwierige Eigentumsverhandlung oder gar Enteignungsverfahren entfallen.
„Wenn dieser neue Standortübungsplatz gebaut wird, wäre es das erste neue Militärgelände in Deutschland nach Ende des Kalten Krieges“, so Hausen weiter. Besonders aufgestoßen sei den Beteiligten, dass die betroffenen Kommunen sich zu den Bauabsichten äußern dürfen, die Entscheidungen alleine beim Verteidigungsministerium liegen.

Nicht an dieser Stelle
Für die Bürger nahm Helmut Gerlach aus Überauchen das Mikrophon in die Hand. Er sieht im regionalen Bundestagsabgeordneten der CDU, Thorsten Frei, die Schlüsselfigur bei der Wahl des Weißwaldes für den geplanten Standortübungsplatz. Entsetzt zeigte er sich über die Aussagen der Bundeswehrgeneräle anlässlich der Infoveranstaltungen vor einiger Zeit in der Region. Mit den Worten „Wir setzen um, was die Politik verlangt!“ sei wohl schon alles gesagt, so Gerlach weiter. Tannheims Ortsvorsteherin Anja Keller betonte: „Wir sind nicht gegen die Bundeswehr, wir wollen diesen Standortübungsplatz aber nicht an dieser Stelle!“
Der Geschäftsführer der Tannheimer Nachsorgeklinik, Thomas Müller, zitierte indes den Generalinspekteur der Bundeswehr Eberhard Zorn, der anlässlich eines Besuchs in der Klinik auf die Geräuschbelästigung angesprochen wurde: „Es könne ihm niemand erzählen, dass man das Übungsschießen in der Klinik nicht hören würde!“ „Auch dass das Jägerbataillon bis zur geplanten Fertigstellung im Jahr 2030 dann 17 Jahre lang ohne den Standortübungsplatz im Weißwald hat auskommen können, versieht der General mit einem Fragezeichen!“, berichtete Thomas Müller von dem Gespräch mit dem Generalinspekteur.

Brigachtals Gemeinderat und ehemaliger Förster für den Weißwald, Jens Löw, beschwor die Gegner des Standortübungsplatzes, dass nur auf politischer Ebene das Projekt zu verhindern sei. Sachliche Argumente gegen diesen Standort würden bei der Bundeswehr eher nicht zählen. Zum Abschluss des Waldspaziergangs besuchten die Teilnehmer noch die letzten Spuren des ehemaligen Treibstoff- und Munitionslager aus den 70er und 80er Jahren. Im Weißwald lagerten seinerzeit sogar Atomsprengköpfe, die im Falle einer entsprechenden Order von französischen Abschussrampen abgefeuert worden wären.