Schon auf dem Weg in den Weißwald wurde der Generalinspekteur mit dem Protest aus Tannheim und Brigachtal konfrontiert. Auf der Ortsdurchfahrt von Überauchen waren nämlich extra für den Besuch von Eberhard Zorn entsprechend viele Fahrzeuge abgestellt worden. Alle hatten etwas gemeinsam: Plakate in der Heckscheibe, die sich deutlich gegen die geplante Erweiterung des Standortübungsplatzes aussprachen. „Kein Übungsplatz in Brigachtal. Bleibt doch in der Stadt, wo CDU-Frei wohnt“, war auf dem letzten Schild zu lesen.

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Und genau das stößt gerade vielen Tannheimern und Brigachtalern auf. Die Donaueschinger Soldaten des Jägerbataillons 292 sollen auf ihrer Gemarkung üben. Wie genau das aussehen soll, das war der Termin, zu dem Bundes- und Landtagsabgeordnete, die (Ober-)Bürgermeister der betroffenen Kommunen und die Leitung der Nachsorgeklinik Tannheim eingeladen waren.

Bild 1: „Es ist noch längst nicht entschieden, ob wir den Standortübungsplatz so realisieren, wie er auf dem Papier skizziert ist.“ Generalinspekteur besucht den geplanten Standortübungsplatz
Bild: Roland Sigwart

Was für Drohnen sollen dort genutzt werden? Welche Fahrzeuge sind unterwegs? Und mit welchen Waffen wird geschossen und wie sieht der Waldkampf aus? Vieles gab es zu sehen – oder auch nicht, wie beispielsweise die Scharfschützen, die das Vorrücken der Einheit sicherten. Die konnte nämlich zuerst niemand entdecken. Erst als sie sich erhoben, gekleidet wie der Schnee- und der Waldboden, wurden sie bemerkt.

Erst als die Soldaten sich vom Waldboden erheben, sind sie zu entdecken. Mit verschiedenen Übungen wird den Gästen aus der Politik und ...
Erst als die Soldaten sich vom Waldboden erheben, sind sie zu entdecken. Mit verschiedenen Übungen wird den Gästen aus der Politik und den beiden Nachsorgeklinik-Geschäftsführern demonstriert, was im Weißwald bei Brigachtal später einmal geübt werden soll. | Bild: Roland Sigwart

Für den Generalinspekteur ein wichtiger Termin. Zum einen, um in dem Verfahren Transparenz zu schaffen, zum anderen hatte er auch von der Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer den Auftrag bekommen, sich das Ganze vor Ort anzuschauen und ihr dann zu berichten. Zorn spricht von einem „offenen und und sachgerechten“ Austausch, bei dem die verschiedenen Positionen dargelegt worden seien. „Wir wollen an dem Standort Donaueschingen festhalten und dieses Waldgebiet eignet sich für die Übungen“, erklärt der Generalinspekteur. Denn die Bundeswehr möchte eine Übungsmöglichkeit möglichst „nahe an den Truppen“ schaffen, wo die Soldaten nicht nur für ihre Auslandseinsätze ausgebildet werden, sondern auch für die Landesverteidigung.

Doch es gibt ein Aber

„Natürlich werden auch der Umweltschutz, die Lärmemission und die Belange der Öffentlichkeit berücksichtigt“, so Zorn. Und da würde es eben um die Nachsorgeklinik Tannheim und Brigachtal gehen. Noch stünden die Planungen ganz am Anfang. „Es ist noch längst nicht entschieden, ob wir den Standortübungsplatz so realisieren, wie er auf dem Papier skizziert ist.“

Generalinspekteur Eberhard Zorn (rechts) nimmt nach Berlin auch die Statements der Politiker und der Nachsorgeklinik Tannheim mit.
Generalinspekteur Eberhard Zorn (rechts) nimmt nach Berlin auch die Statements der Politiker und der Nachsorgeklinik Tannheim mit. | Bild: Roland Sigwart

Mit einer Vorstellung, was auf dem geplanten Standortübungsplatz angedacht ist, geht der Bundestagsabgeordnete Thorsten Frei nach Hause. „Ich glaube, dass den Kritikern heute klar geworden ist, dass ihre Belange vollumfänglich berücksichtigt werden“, sagt Frei, der von zwei Seiten einer Medaille spricht. Natürlich gebe es auch Bedenken vor Ort, aber man müsse alle Interessen betrachten und in dem Fall gehe es auch um die Sicherheit des Landes. „Man kann nicht einfach sagen, das geht nicht so“, sagt Thorsten Frei.

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Bild 4: „Es ist noch längst nicht entschieden, ob wir den Standortübungsplatz so realisieren, wie er auf dem Papier skizziert ist.“ Generalinspekteur besucht den geplanten Standortübungsplatz
Bild: Roland Sigwart

Für Donaueschingens OB Erik Pauly war es ein „toller Termin“, der zur Transparenz beigetragen habe. „Es wurden ja viele Ängste geschürt, aber es wurde gezeigt: Bei dem, was hier geübt wird, ist die Belästigung sehr überschaubar, wenn überhaupt vorhanden“, so Pauly. Sollten aber die Gutachten zeigen, dass die Beeinträchtigungen das Maß des Vertretbaren überschreiten, werde sich auch Donaueschingen gegen das Projekt aussprechen. Diese Entscheidung stehe aber am Ende des Prozesses und nicht am Anfang.

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„Das sich der Generalinspekteur die Mühe gemacht hat, sich alle vor Ort anzusschauen, war ein fairer Zug und sehr offen und transparent“, sagt Brigachtals Bürgermeister Michael Schmitt. Am Sachverhalt habe sich allerdings wenig verändert. „Uns erschließt sich die Sinnhaftigkeit nicht“, so Schmitt. Es gebe viel zu viele Beeinträchtigungen: Lärmbelastung, keine Naherholung mehr, Natur- und Umweltschutz. Außerdem wird in Brigachtal bezweifelt, dass sich die Bundeswehr auch nach anderen Standorten umgesehen hat, um dann wirklich abwägen zu können. Wie es nun weitergeht, würden die Gutachten zeigen. Durchaus hat Schmitt auch den Protest entlang der Fahrtroute wahrgenommen. „Man darf als Bürger durchaus seine Meinung so zum Ausdruck bringen.“

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Nach dem offiziellen Termin stand für Zorn noch ein Besuch in der Nachsorgeklinik Tannheim an. „Informieren, nicht provozieren“, war das Motto der beiden Geschäftsführer Roland Wehrle und Thomas Müller. Gut drei Stunden war der Generalinspekteur da und sei „sehr interessiert“ gewesen. „Er hat mit allen Mitarbeitern gesprochen und die Sache sehr ernst genommen“, sagt Wehrle. Es sei kein Pflichtbesuch gewesen, der einfach nur absolviert worden sei. „Wir haben im Generalsinspekteur eine Persönlichkeit gefunden, die uns ernst genommen hat.“ Klar sei auch, dass Zorn die Belange der Bundeswehr berücksichtigen müsse. „Aber der Besuch lässt uns hoffen und erwarten, dass im Sinne unserer Einrichtung Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es uns ermöglichen, unsere medizinisch-therapeutische Arbeit machen zu können.“