Wenn man sich Timo Schwarz heute anschaut, dann ist es kaum zu glauben, welche Transformation er in den vergangenen vier Jahren gemacht hat. Auch für ihn selbst nicht. Zu Spitzenzeiten brachte er 196 Kilogramm auf die Waage, mittlerweile sind es um die 100 – „mal mehr, mal weniger“, sagt er.

Nachdem Diät um Diät zwar anfangs funktioniert hatte, schließlich aber wieder zu einer Gewichtszunahme führte, entschied sich Schwarz zu einem drastischen Einschnitt: Er ließ sich operieren.

„2019 habe ich einen Schlauchmagen bekommen“, erklärt er. Das ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem ein Großteil des Magens entfernt wird. Dabei wird der Magen in eine schlauchartige Form gebracht.

Der Sinn dahinter: Das Fassungsvermögen des Magens wird deutlich reduziert. Dadurch passt weniger Essen hinein, man wird schneller satt und isst weniger.

Warmes Nutella trinken

Nicht immer wird es dann für die Patienten auch besser, erklärt Schwarz. Weil das Fassungsvermögen des Magens gerade für feste Nahrung kleiner ist, komme es dann manchmal vor, dass sich manch Hungrige sogar Nutella erwärmen und trinken, um trotz kleinen Magensvolums die Kalorien aufzunehmen.

Wann bekommt man eine Magen-Operation?

Nach der Operation gab es für Schwarz erstmal nur Suppe, später dann Brei. Die erste feste Nahrung sei dann ein Apfelschnitz gewesen: „Ich musste austesten, wie der Magen reagiert.“ Zudem könne sich etwa das geschmackliche Empfinden ändern.

Tatsächlich waren Umstellungen nötig. Bei Weißmehlprodukten muss Timo Schwarz jetzt vorsichtig sein, die verträgt der kleinere Magen nicht so. Und wie geht es ihm nach der Zeit?

Früher und heute: Von 196 Kilogramm ist Timo Schwarz bis auf etwa 100 Kilo gekommen. Seine Kleidung zeigt diese Entwicklung eindrucksvoll.
Früher und heute: Von 196 Kilogramm ist Timo Schwarz bis auf etwa 100 Kilo gekommen. Seine Kleidung zeigt diese Entwicklung eindrucksvoll. | Bild: Timo Schwarz

„Ich fühle mich mit Schlauchmagen immer noch pudelwohl“, erklärt er. Es sei allerdings immer noch irritierend, wie wenig er esse, bis er satt sei: „Besonders andere Leute finden das komisch. Ich werde dann gefragt, ob mir die Kinderportion tatsächlich reicht.“

Der Kopf-Hunger

Was früher zu seiner starken Gewichtszunahme geführt habe, das sei auch der „Kopf-Hunger“ gewesen, wie Timo Schwarz das nennt. Die Lust, etwas zu essen, obwohl man eigentlich schon satt sein sollte.

„Jetzt muss ich mich animieren, zu essen. Ich weiß, dass ich essen muss, damit mein Körper funktioniert.“ Sein Trainer rät Schwarz dazu, auch mal eine Cola zu trinken, etwas mit vielen Kalorien.

Was auch noch im Kopf festsitzt, das sei das eigene Körperbild von früher: „Ich renne beim Kleidungskauf immer noch in Richtung der Übergrößen. Die haben einen gewissen Stil. Da reicht es schon, dass ich die Klamotten sehe, um das zu erkennen.“

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Dank Schlauchmagen und regelmäßiger Besuche im Fitnessstudio hat sich sein Körper inzwischen auf ein Gewicht um die 100 Kilo eingependelt.

„Ich glaube, jeder Körper hat so eine Art inneres Wohlgefühl. Ich denke, ich bin an dieser Grenze“, sagt Timo Schwarz. Für ihn ist das Wichtigste: „Gesund zu existieren. Ich schätze das sehr – und da bleiben wir.“

Ein großer Fan von Achterbahnen

Das neue Gewicht hat für den Chemisch-technischen Assistenten, der im Labor beim Dögginger Farben- und Lackhersteller Freilacke arbeitet, auch viele Türen aufgestoßen, die früher für ihn verschlossen waren.

Als großer Achterbahnfan war es ihm noch vor einigen Jahren kaum möglich, dieses Erlebnis auf den Anlagen, die Gewichts- und Größenbeschränkungen haben, zu genießen.

Jetzt freut er sich schon darauf, wenn der Europa-Park in Rust wieder eine neue Attraktion eröffnet: „Ich verbringe dann gleich zwei Tage im Park.“

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Wenn andere Menschen sich über korpulente Personen lustig machen, dafür hat er überhaupt kein Verständnis: „Sowas ist extrem schmerzvoll. Und die Leute wissen nicht, wie verletzend so etwas sein kann, wenn es unüberlegt eingesetzt wird. Man weiß ja nicht, was die Ursache für das Übergewicht des anderen ist.“

Ersatzhandlung für das Essen

Gönnt sich Timo Schwarz heute etwas Süßes, dann ist es meist etwa ein Proteinriegel. Was bei ihm früher das Essen war, wurde heute durch den Sport ersetzt: „Ich mache sehr viel im Ausdauerbereich. Das ist wie eine Ersatzhandlung für das Essen“, erklärt er.

Hier muss er sich zum Innehalten zwingen: „Ich merkte etwa, dass ich die Einheit auf einem Crosstrainer abbrechen musste, weil ich sonst eine Verletzung riskierte. Mein Trainer sagte mir, ich muss weniger Ausdauer machen – und ich versuche, das umzusetzen.“

Schwarz ist online in Foren zum Thema und Adipositas-Gruppen aktiv: „Wenn jemand Fragen zum Thema hat, dann kann ich aus der Praxis berichten.“