Eine Skischule im Schwarzwald übernehmen und das auch noch hauptberuflich und mit ordentlichen Investitionen gespickt? „Du spinnst doch“, sagten zahllose Freunde und Bekannte zu Marc Doser und schüttelten verständnislos den Kopf. Der Mann mit dem freundlichen Lachen hat sich nicht verunsichern lassen.
Aus Garmisch zurück in den Schwarzwald
Marc Doser hat ganz schön Stress zur Zeit. Kisten einpacken, Kisten auspacken, Möbel aufbauen, Bilder aufhängen. Und vieles mehr. Erst vor einer guten Woche, so erzählt er, ist er aus Garmisch-Partenkirchen wieder in den Schwarzwald gezogen – nach 28 Jahren im schönen Bayern.
Der Grund dafür? Der 48-Jährige hat die in Brigachtal beheimatete Skischule seines Vaters übernommen und nun auch noch deutlich vergrößert: Auch die große Brettle-Akademie am Skilift Waldau gehört ihm inzwischen.

Doch die Geschichte beginnt irgendwie schon viel früher. An jenem Wintertag in den Siebzigern, als Vater Gerd Doser dem kleinen Marc zum ersten Mal die Skier an die Füße schnallt. Die Begeisterung ist groß. „Ich konnte erst Skifahren, dann laufen“, erzählt der 48-Jährige heute und lacht. Diese Leidenschaft begleitet ihn noch immer.
Seine Großmutter hatte eine Skipension in Österreich, sämtliche freie Zeit verbringt er einst dort. Marc Doser war Kaderfahrer, Teil der Skilehrer-Nationalmannschaft und fast drei Jahrzehnte in Garmisch im Skischul-Geschäft. Auf bis zu 260 Skitage pro Jahr kommt er in der Zeit, fährt teilweise bis Hamburg, um als Ausbilder im Norden in Skihallen junge Skilehrer anzulernen. „Das ist wie ein riesiger begehbarer Kühlschrank“, erzählt er.
All das hat er jetzt hinter sich gelassen. Hier, in seiner alten und neuen Heimat, will er sich komplett auf die 1982 gegründete Skischule konzentrieren. Dass dies in zunehmend schneearmen Zeiten im Schwarzwald auch problematisch sein kann, weiß Marc Doser.
Zumindest auf Schnee ist er zwar nicht mehr angewiesen, nachdem die Schule den Trainingsort von der Kalten Herberge auf die Waldau, knapp 1000 Meter über Meereshöhe, verlegt hat. Dort gibt es immerhin Beschneiungsanlagen. Doch wenn die Temperaturen wie im vergangenen Winter einfach zu warm sind, dann hilft auch das nichts mehr.
Warum also dieses Risiko? „Ich weiß, dass das in die Hose gehen kann“, betont Marc Doser. Aber: „Ich mache das aus Überzeugung und nicht, um reich zu werden.“ Wenn am Ende des Winters eine schwarze Null unter dem Strich steht, dann sei er glücklich und zufrieden.

„Die Gründung oder Übernahme einer Skischule ist natürlich ein Wagnis“, weiß auch Melanie Rauch, Geschäftsführerin des Deutschen Skilehrerverbands (DSLV). Die Gründungen von Skischulen seien in Deutschlands Wintersportregionen in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Machbar sei die Sache aber durchaus: „Wir haben natürlich nicht mehr die Verhältnisse wie vor zehn Jahren. Aber man muss sich einfach auf diese neuen Bedingungen einstellen“, sagt Rauch.

Zumindest die Rahmenbedingungen für Marc Doser sind nach der Übernahme der Waldau-Skischule gut: Rund 1000 Skischüler pro Saison, rund 20 Skilehrer, drei Liftanlagen und ein Skiverleih mit 600 Leihgarnituren gehören dazu. Ferienkurse, Wochenendkurse, Zwergelkurse, Skitraining für Fortgeschrittene.
Weil er den Brettlespaß möglichst vielen jungen Menschen ermöglichen will, denkt Marc Doser auch an Skitage an verschiedenen Schulen, „für ganz kleines Geld“. „Skifahren ist ganz a wichtiger Sport für Kinder, es schult Gleichgewicht und Motorik“, betont er. So, jetzt muss halt einfach noch der Wettergott mitspielen.