Im Kurort Königsfeld sind rührige Bürger aktiv: Viel Einsatz im Ehrenamt und schöne Erfolge, wie an zwei Beispielen deutlich wird. Sich um andere Menschen kümmern und eine neue Freizeit-Einrichtung initiieren, lauten dabei die Stichworte.
Nicole Schwenk schenkt anderen Menschen ihre Freizeit
Sie ist Lehrerin, verheiratet, zweifache Mutter und kümmert sich in Königsfeld zusätzlich um Menschen in Not. Nicole Schwenk kann nicht wegsehen, wenn andere Hilfe brauchen. Seit im Februar 2022 Russland in die Ukraine eingefallen ist, prägt diese Weltkrise das Leben der Zinzendorf-Pädagogin.
Als eine Mutter mit zwei Kindern in Königsfeld eine Unterkunft suchte, ging es los. „Mein Mann und ich handeln in solchen Fällen pragmatisch. Wir haben bei uns das Arbeitszimmer ausgeräumt und die drei bei uns aufgenommen“, beschreibt sie. „Das war auch gut für unsere Kinder. Die Gäste waren wie Geschwister.“ Kontakt gebe es bis heute, obwohl die Familie nach einigen Wochen in eine kleine Wohnung im Ort umziehen konnte.

Sie betont: „Ich möchte mit meinem Verhalten auch etwas vorleben.“ Auch ihre eigenen Kinder sollen die Vorzüge von Freiheit und Demokratie nicht nur begreifen, sondern miterleben. Ende 2023 wurde sie mit der Bürgermedaille ausgezeichnet.
Der Einsatz von Nicole Schwenk ist vielschichtig. Es kann jederzeit losgehen, so wie zuletzt an einem Wochenende, als „ein 15-jähriges Mädchen bei mir daheim an der Türe geklingelt hat“. Das Kind habe eine Wohnung für zwei Flüchtlingsfamilien gesucht, die auf der Anreise waren.
Ihre Adresse werde bei den Ukrainern herumgereicht. Weshalb? „Die wissen halt, dass ich aktiv werde.“ Sie frage dann im Ort und bei Bekannten nach freien Räumen, erklärt sie ihr Vorgehen. „Es geht doch um das Miteinander überhaupt bei uns in der Gesellschaft“, prägt sie dazu einen Satz.

Das ist aber längst nicht alles. Fünfmal die Woche habe sie “jeden Nachmittag“ im vergangenen Jahr in den großen Ferien einen Deutschkurs angeboten, für „bis zu 30 Personen“. Ein solches Angebot gibt es auch 2024, sie und eine Kollegin sind dafür aktiv.
Im Alltag begleite sie die Geflüchteten „oft zu Behördengängen oder ins Klinikum“. Anerkennung für sie sei auch der Umstand, dass sie „oft eine Vollmacht“ von den Menschen bekomme, um „etwa beim Job-Center“ rasch für Klarheit sorgen zu können.
In der Kommunalpolitik startet sie ebenfalls. In zwei Fachausschüssen des Rates ist sie „als sachkundige Bürgerin für meine Schule vertreten, die Rektorin hat mich gebeten“. Ob es nun bei „sechs bis sieben Stunden ehrenamtlicher Arbeit die Woche bleibt“, wie sie kurz überschlägig ihr Engagement ausrechnet? Sie weiß, die Dankbarkeit der Menschen ist ihr sicher. „Kuchen und kleine Geschenke für die Kinder“ gebe es öfters.
Joachim Klingner bietet einen neuen Sport, der sich für alle eignet
In Königsfeld macht eine neuartige Sportart Karriere. Discgolf. Joachim Klingner steht als Initiator hinter dem Projekt.

Der selbstständige Fotograf hat seine Neuseeland-Erlebnisse in Königsfeld zu einer funktionierenden Einrichtung geformt. Beginnend beim Freibad, erstreckt sich von hier aus ein Parcours mit Drahtkörben und Abwurf-Stellen. Mit Wurfscheiben aus Kunststoff – der Disc – nähern sich die Spieler den Basketball-ähnlichen Körben an, die in Hüfthöhe auf kurzen Pfosten parat stehen.
Wie im Golfsport auch, sind die einzelnen Strecken auf dem Parcours mit einer Zahl bestückt, die definiert, wie viele Ansätze bis zum Korb ausreichend sein sollten. „Wir haben sieben Strecken für drei Würfe und zwei Bahnen für vier“, erklärt er.

Die Vorteile des Discgolf skizziert er so. „Für jedes Alter und kostengünstig.“ Spaß könnten auch Anfänger haben. Bürgermeister Fritz Link und Gemeinde hätten seinem Vorstoß rasch zugestimmt, das Projekt habe auch mit geringen Baukosten, „1000 Euro pro Bahn“, überzeugen können.
Die Königsfelder haben auch zwei der Wurfstrecken in einem Waldstück platziert. hier gelte es, „auch die Bäume zu umspielen“.
„Zehn Euro kostet eine Scheibe, es gibt sie jetzt auch bei der Tourist-Info hier“, sagt Klingner. Die Scheibe im Korb zu versenken, ist anspruchsvoll. Klingner lacht, als er gefragt wird, was bei starkem Wind geschehe. Seine Antwort: „Wir spielen bei jedem Wetter, übrigens auch im Winter.“

Wir, das ist ein junger Verein mit derzeit 22 Mitgliedern, die sich um den Initiator geschart haben. Der Verein sei bemüht, das Angebot „niedrigschwellig zu halten“. Es soll ganz einfach sein, hier Spaß zu haben.
Der „Black Forest Discgolf Beavers e.V.“ trägt seinen tierischen Namen nicht von ungefähr. Am Rande einer der Bahnen nagt ein Biber an den Bäumen „und sorgt immer wieder für etwas Überschwemmung“. Weiß der Biber, dass er zum Maskottchen der Sportler geworden ist? Unverdrossen nagt er nahe der Landstraße. Ab und zu schwirrt eine kleine, fliegende Untertasse an seinen Damm vorbei.
Königsfeld in Zahlen, Daten, Fakten
- Fläche in ha: 4020
- Einwohner: 5818
- Einwohner pro km²: 145
- Durchschnittsalter: 46,9
- Miete pro qm: 6,74
- Wohnung Kaufpreis pro qm in Euro: 2583,96
- Haus Kaufpreis pro qm in Euro: 2998,24
- Auspendler: 2288
- Einpendler: 1093
- Bildung: Grundschule (3), Zinzendorfschulen (Privatschule mit Internat)
- Bautätigkeiten: Aktuell stehen in der Gemeinde keine freien Bauplätze zur Verfügung.
Fernverkehr: nein
Regionalbahn: nein
Nahversorgung: Supermarkt, Drogerie, Bäcker, Metzger
Schwimmbäder: Freibad
Gastro ja
Hausärzte: 3
Pflegeheime/Seniorenzentren ja
Kitaplätze: 199 Kindergartenplätze Ü3, 17 Krippenplätze U3; keine Auskunft über die Betreuungsquote