Fünf Jahre zusammengefasst in acht Minuten: In einem außergewöhnlichen Video stellt Silas Stein den Bau des Fahrstuhl-Testturms in Rottweil auf nur wenige Minuten komprimiert dar. Ein Video, das nicht nur zeigt, wie der futuristische Bau entstand, sondern auch ungewöhnliche Perspektiven anbietet und mithilfe von Fotos die Schönheit dieses einzigartigen Projektes herausstellt.
Doch das Video fasst nicht nur fünf Jahre Testturm-Bau zusammen, sondern ist auch das Resultat von fünf Jahren harter Arbeit. Fünf Jahre, die jede Menge Schweiß, Herzblut und schlaflose Nächte gekostet haben. Für den jungen Fotografen hat sich die viele Arbeit dennoch gelohnt.
Faszination für den Bau von Beginn an
Schon von Beginn an habe das Bauvorhaben den 25-Jährigen fasziniert. Im Frühjahr 2015, damals war er noch in der Ausbildung zum Fotografen, sei er das erste Mal auf der Baustelle gewesen und habe Fotos geschossen. „Das sah aus wie ein Ufo“, sagt Stein. Die Idee zum Film war geboren. Von da an verbrachte Stein viele Tage auf der Baustelle, manchmal tagsüber, oft auch nachts. Machte ein Foto nach dem nächsten, um später Zeitraffer-Videos produzieren zu können. Er war bei sengender Hitze auf der Lauer nach Bildmaterial, bei Gewitter und Nebel. Mehr als 14 000 Menschen haben das Video mit dem Namen „Tower of Light Rottweil„ auf der Plattform YouTube bereits gesehen.
Umzug erschwert Projekt
War Stein anfangs jeden oder jeden zweiten Tag auf der Baustelle auf der Suche nach der nächsten besonderen Perspektive, wurde das ab 2017 schwieriger. Denn damals begann er ein Foto-Volontariat bei der Deutschen Presse Agentur. Dafür zog er nach Berlin, Hannover und Frankfurt. Doch weil er sein Film-Projekt nicht aufgeben wollte, pendelte er immer wieder viele Kilometer nach Rottweil, nahm sich dafür sogar Urlaub. „Es war mir wichtig, den Film fertig zu machen“, sagt er. „Auch wenn es eine stressige Zeit war.“
Doch es war nicht nur Stress. Auch an tolle Erlebnisse kann sich der 25-Jährige erinnern. „Das Tollste war, als ich mit hoch auf den Kran durfte“, verrät er. Mit einer Art Korb sei er am Kranhaken nach oben gehievt worden. Die letzten Meter in die Krankabine habe er klettern müssen. In mehr als 250 Metern Höhe habe er dann filmen dürfen. „Wenn man von dort oben runter schaut, sehen die Menschen aus wie Ameisen“, findet der Fotograf. Dort hoch sei er gekommen, weil er sich schon früh mit den Bauarbeitern der Baustelle angefreundet habe, auch mit Leuten, die etwas zu sagen haben. Die hätten ihn dann mitgenommen.

Stein ist stolz auf den Film und die tolle Resonanz. „Ich hatte schon gehofft, dass das Video gut angenommen wird“, sagt er. Diese Hoffnung hat sich bestätigt. Denn Stein hat dadurch bereits Foto-Aufträge von Unternehmen erhalten. Und genau das war sein Ziel. Mit dem Video direkt Geld verdienen wollte er nicht. Im Gegenteil, das Fünf-Jahres-Projekt habe ihn viel Geld gekostet. Allein für die Anschaffung von Foto-Ausrüstung habe er mehrere tausend Euro ausgegeben.
Viel Arbeit für wenige Sekunden Film
300 Gigabyte an Material sind laut Stein in den fünf Jahren der Turmfotografie und des Filmens zusammen gekommen. Wie viele Stunden das an Sichten, Schneiden und Zusammenfügen gewesen ist, das weiß Stein heute nicht mehr. Viel Zeit, sagt er. Für eine Zeitraffer-Szene von vier Sekunden habe er beispielsweise rund fünf Stunden gebraucht. Der Grund: Über Stunden hinweg schoss er immer wieder Fotos von einem Motiv, so dass es am Ende aussieht, als habe er eine Bewegung gefilmt.
Mittlerweile steht der 246 Meter hohe Test-Turm in Rottweil seit rund drei Jahren. Stein hat den Film aber erst vor Kurzem fertig gestellt, weil er auch Impressionen aus dem fertigen Turm in den Film mit einbringen wollte. Und das habe seine Zeit gebraucht.
Vorerst kehrt der Fotograf seiner Heimat den Rücken
Heute ist der 25-Jährige selbstständig, fotografiert bei verschiedenen Anlässen. Dafür zog er im April 2019 nach Rüsselsheim. Weil viele Anlässe zu Fotografieren aufgrund der Corona-Krise jedoch weg gefallen sind, kam er im Juni dieses Jahres wieder zurück in seine Heimat Rottweil. Hier bleiben will er allerdings nicht. Schon in wenigen Tagen steht der Umzug zurück nach Rüsselsheim an. Was dann auf ihn wartet, weiß Stein noch nicht. Fest steht aber: Ein so großes Projekt wie der Film zum Turmbau wird es nicht mehr geben. Dafür aber vielleicht viele kleine.