Die Corona-Lage im Schwarzwald-Baar-Kreis wird immer dramatischer. Allein das Pflegeheim Luisenhof in Vöhrenbach hat in der Zwischenzeit 17 Covid-19-Tote zu beklagen. Auch andere Heime haben mit dem Virus zu kämpfen. Kreisweit vermeldete das Gesundheitsamt am Freitag mit neun Corona-Verstorbenen die größte tägliche Zunahme. In der Zwischenzeit sind im Kreis 78 Menschen Covid erlegen. Und sie könnten nicht die letzten gewesen sein.
Im Schwarzwald-Baar-Klinikum werden derzeit 85 Corona-Patienten stationär behandelt – zwölf davon auf der Intensivstation. Insgesamt stehen 55 Intensivbetten zur Verfügung. Das Klinikum ist überlastet und hat daher angekündigt, den Normalbetrieb – wie schon im Frühjahr – herunterzufahren. Heißt: Ab sofort werden schwerpunktmäßig nur Notfälle und besonders dringliche Fälle behandelt. Geplante, nicht dringliche Eingriffe werden abgesagt beziehungsweise verschoben.
Dabei sah die Lage im Kreis Anfang Oktober noch gut aus. Es gab 25 aktive Covid-19-Fälle, die Sieben-Tages-Inzidenz lag bei 7,1. Infektionen konnten nachverfolgt werden, die Situation schien im Griff. Im Laufe der anschließenden zwei Wochen vervierfachte sich die Zahl der aktiven Fälle aber auf 103. Anfang November lag sie dann bei 252, ehe am 1. Dezember 694 aktive Corona-Fälle vom Gesundheitsamt gemeldet wurden. Die Sieben-Tages-Inzidenz lag bei über 200. Die Zahl aller Corona-Fälle, zu denen auch die Genesenen gezählt werden, stieg von 316 Anfang April, über 695 Anfang Oktober, auf 3394 Mitte Dezember.
e enorme Zunahme der Corona-Fälle hatte Landrat Sven Hinterseh auf ein Ereignis in einer Schwenninger Freikirche zurückgeführt. Dort hatten sich Ende Oktober 89 Menschen infiziert. Diese trugen das Virus, so Hinterseh weiter, „in die Mitte der Gesellschaft“.
Um diesem Trend entgegenzuwirken, hatten vor einer Woche der Landrat, Jochen Früh, der Leiter des Gesundheitsamts, und die beiden Oberbürgermeister von Villingen-Schwenningen und Donaueschingen, Jürgen Roth und Erik Pauly, im Rahmen einer Pressekonferenz strengere Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie im Kreis bekannt gegeben.
Zu diesen gehörten unter anderem eine Maskenpflicht in den Innenstädten von Villingen, Schwenningen und Donaueschingen. Außerdem dürfen sich seither im öffentlichen und privaten Raum nur noch maximal fünf Menschen aus höchsten zwei verschiedenen Haushalten treffen. Die Maßnahmen sollten entweder bis zum 20. Dezember dauern oder aber vorzeitig enden, wenn die Sieben-Tages-Inzidenz für sieben Tage unter 200 bleibt.
Ausgangssperre ab Samstag
Eine nächtliche Ausgangssperre war vor einer Woche nicht verhängt worden. Diese hätte in Kraft treten können, wenn der Inzidenz-Wert drei Tage am Stück über 200 gewesen wäre. Dieses Gedankenspiel ist seit Freitagmittag aber obsolet. Denn: Ministerpräsident Winfried Kretschmann verkündete, dass es ab Samstag in ganz Baden-Württemberg eine Ausgangsperre zwischen 20 und 5 Uhr gibt – für die nächsten vier Wochen. Länger darf eine Landesregierung solche Maßnahmen von Gesetzeswegen nicht verhängen. Ausgenommen von der Regelung ist nur die Zeit vom 23. bis 27. Dezember.
Ob sowohl die Kreis-, als auch die Landesmaßnahmen Wirkung zeigen, wird man sehen. Am Sonntag, wenn sich Kanzlerin Merkel und die Ministerpräsidenten treffen, könnten weitere Regelungen hinzukommen.