Etwas mehr als ein Jahr hat es gedauert, bis die Evangelisch Freikirchliche Gemeinde in Mönchweiler einen neuen Pastor finden konnte. Seit Februar vergangenen Jahres war die Stelle des Pastors vakant. Jetzt ist klar, Nachfolger von Harry Blank wird der 44-jährige Heinz Noche.
Heinz Noche war zuletzt Jugendpastor in Neustadt an der Weinstraße. Der Weg, der ihn dorthin führte, ist bemerkenswert und gewiss nicht alltäglich.
Geboren ist Heinz Noche in Lima. Aufgewachsen ist er im peruanischen Regenwald, in einer deutsch-tiroler Siedlung. „Daher kommt mein deutsch klingender Name“, verrät er.
Im Regenwald verbrachte er seine Kindheit bis zum zehnten Lebensjahr. Dann musste die Familie wieder nach Lima fliehen. Im Regenwald drangsalierten terroristische Gruppen die Menschen. Unter anderen wurde der Vater von Heinz Noche Opfer einer Entführung.
Neuanfang in der Großstadt
In der Stadt musste die Familie neu anfangen. Dem Vater, stark traumatisiert und wohl infolgedessen auch zunehmend alkoholabhängig, fiel es immer schwerer, sich um seine Familie zu kümmern.
In dieser Zeit habe der christliche Glaube für seine Mutter und die drei Kinder eine sehr wichtige Rolle gespielt, erinnert sich Heinz Noche. Als Teenager habe er es in dieser Situation sehr schwer gehabt, sei rebellisch gewesen. In Lima waren die Kultur und die Prägung der Gesellschaft eine andere als im Regenwald. Der Glaube habe die Familie aber getragen und Halt gegeben.
Mit 15 oder 16 habe er sich dann taufen lassen und sei Mitglied einer freikirchlichen Gemeinde geworden, erinnert sich Heinz Noche. Ganz untypisch für Peru, wo der weit überwiegende Teil der Christen der katholischen Kirche angehören.

Bald darauf ging es für Heinz Noche zum Studium an die Uni. Schon damals habe er gemerkt, dass ihm Gemeinde- und Jugendarbeit viel bedeute, berichtet er. Doch ein Theologiestudium ließen die Eltern nicht zu. Also widmete sich Heinz Noche tagsüber der Agrarwissenschaft. Abends belegte er zusätzlich Kurse in Theologie.
„Gerade als ich mit dem Studium fertig war, verlor mein Vater in Folge der Alkoholabhängigkeit seinen Job“, erzählt der neue Mönchweiler Pastor von einer Zeit, die extrem schwer für ihn und die Familie war.
Der Berufung folgen
Für ihn sei die Berufung dennoch klar gewesen. Trotz erfolgreichem Abschluss als Agraringenieur wollte er Pastor werden. Seine Kirchengemeinde habe ihn in diesem wichtigen Glaubensschritt unterstützt und ihn „für kleines Geld“ als Jugendpastor angestellt. Bereits damals mit dabei, sein spätere Ehefrau Lissette. Gemeinsam entschied das Paar, die Stelle anzunehmen und die Familie so gut wie s möglich finanziell zu unterstützen.
Für den Vater ging es suchtbedingt immer weiter bergab. Als er am tiefsten Punkt angelangt war, habe ihn aber dann doch „der neue Geist in der Familie und die gelebte Stärke des Glaubens“ dazu bewegen können, zum Entzug in ein christliches Rehazentrum zu gehen, berichtet Heinz Noche.
Dort habe sich der Vater sehr stark mit der Bibel befasst. Darüber sei etwas wie eine Freundschaft zwischen Vater und Sohn entstanden. Dem Vater gelang es, trocken zu werden. Einige Zeit später fand er auch wieder eine Anstellung.
Heinz Noche konnte sein Theologiestudium, das er neben der Stelle als Jugendpastor weiterverfolgte, mit dem Bachelor abschließen. Der Vater durfte ihm anlässlich der Ernennung zum Pastor die Hand auflegen. Er konnte eine Familie gründen und in eine wesentlich größere Gemeinde wechseln, wo er gemeinsam mit anderen Pastoren tätig war. Diese Gemeinde war stark missionarisch tätig. Sie hatte sich entschieden, die Kurden zu unterstützen.
Im Missionsdienst nach Deutschland
Weil in Deutschland außerhalb Kurdistans die meisten Menschen dieser Volksgruppe leben, beschloss die Gemeinde, ihn nach Deutschland zu entsenden, um die Kurden zu erreichen. Die dank seiner Eltern vorhandene deutsche Staatsangehörigkeit machte dies möglich. Die deutsche Sprache musste Heinz Noche allerdings erst noch lernen. Sie wurde im Elternhaus nicht gesprochen.
Im Ruhrgebiet gründete das Ehepaar Noche gemeinsam mit einem amerikanischen Ehepaar eine freikirchliche Gemeinde, die „GelsenKirche“. Nicht zuletzt die Corona-Zeit, aber auch ein sehr hoher Anteil an in der Gemeinde notwendiger Sozialarbeit sei für ihn, aber vor allem für seine Frau emotional sehr anstrengend gewesen. Irgendwann habe sie nicht mehr weiterkönnen.
Es war Zeit von der Gemeinde in Gelsenkirchen Abschied zu nehmen. „Wir sind dann in der Südpfalz gelandet, wo ich wieder als Jugendpastor tätig war“, berichtet Heinz Noche.
Nach drei Jahren in der Pfalz wurde Heinz Noche klar, dass er für eine neue Herausforderung bereit war. Er wollte Hauptpastor einer Gemeinde werden.
Über einen guten Bekannten aus der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde in Mönchweiler sei er auf die vakante Stelle aufmerksam geworden, berichtet Heinz Noche. Dann gab eines das andere. In einem Auswahlprozess habe er sich der Gemeinde vorgestellt und auch zweimal im Gottesdienst gepredigt.
Viele Übereinstimmungen mit der Gemeinde
Man habe festgestellt, dass möglicher Pastor und die Gemeinde sehr gut zusammenpassen könnten. Es wurden viel Schnittmengen in der Theologie und der Gestaltung der Gemeindearbeit festgestellt. Die Entscheidung war gefallen. Heinz Noche wurde als Pastor der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde in Mönchweiler angestellt.
Ende Juli zog Familie Noche, das sind Lissette und Heinz Noche mit ihren drei Kindern im Alter von 14, zehn und sieben Jahren, nach Mönchweiler. Eine Wohnung haben die fünf in unmittelbarer Nachbarschaft des Gemeindehauses am Weiherdamm gefunden.
Amtseinführung im November
Offizielle Einführung von Heinz Noche als Pastor der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde in Mönchweiler wird am 16. November um 14 Uhr in der Alemannenhalle sein.