Fast vier Wochen ist es her, dass ein 52 Jahre alter Mann aus Villingen-Schwenningen im Riedsee ertrunken ist. Das Unglück geschah im Riedsee II, einem der großen Baggerseen, die den Gewässerkomplex Riedseen bilden.
Der Riedsee II liegt auf Hüfinger Gemarkung und zieht besonders im Sommer jede Menge Freizeitnutzer an. Und wenn die Wassertemperaturen passen, tummeln sich dort auch Badegäste. Sie schwimmen nicht nur in einem nicht ungefährlichen Gewässer, sondern auch in einer rechtlichen Grauzone.
Widersprüchliche Beschilderung
Der Riedsee II ist nicht als Badesee ausgewiesen. Denn dort findet durch das Kieswerk Jäggle Kiesabbau statt. Dem Schwimmbagger im See darf sich kein Schwimmer nähern, auch wenn am Ufer Schilder darauf hinweisen, dass hier das Baden auf eigenen Gefahr erfolge. An anderen Stellen aber ist Schwimmen und Hereinspringen verboten. An der Geländesituation lässt sich die jeweilige Gebotslage nicht ablesen.

Dieser Widersprüchlichkeit ist auch dem neuen Hüfinger Bürgermeister Patrick Haas bewusst. Am dritten Tag seiner Amtszeit wurde er mit dem genannten Badeunfall konfrontiert, seither ist die Problematik Riedsee auf seiner Agenda.
Keine Spontanaktionen
„Das ist ein großes Thema, das in den Gemeinderat muss“, sagte er auf Anfrage. Dabei stellt er eine grundsätzliche Verständigung zum Riedsee über spontane Maßnahmen gegen Ende des Sommers. Nein, Rettungsringe oder gar Rettungsinseln seien als Reaktion auf das tragische Badeunglück nicht am Uferrand installiert worden.
Haas geht es um die grundsätzliche Frage: Wird der Hüfinger Riedsee zum Badesee? Die Überlegung fuße auf einer Entwicklung, die sich aktuell auf dem See vollziehe. Der Kiesabbau rücke zügig nach Norden, was ein Badesee-Konzept ermöglichen könnte.
„Ich weiß noch nicht, ob wir da groß drangehen möchten“, gibt sich Haas betont neutral und kündigt zwei Termine an, bei denen sich der Gemeinderat mit der Frage befassen wird. Übrigens unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die erste Aussprache findet im nichtöffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung am Donnerstag, 26. September, statt. Vertiefend geht es dann am Wochenende 11./12. Oktober bei der Klausurtagung weiter.
Bei der zweiten Gemeinderatssitzung nach der Sommerpause – die Sitzung am 12. September ist allein der Amtseinführung von Patrick Haas gewidmet, soll sich in einer ruhigen, offenen Diskussion klären, wie sich die Fraktionen positionieren und wo eventuelle Mehrheiten verortet sind.
Aber wie positioniert sich Haas selbst? „Ich habe selbst Ideen, möchte die Themen aber nicht durchdrücken“, sagt er. Ihm ist das Miteinander wichtig. Das heißt aber nicht, dass die Diskussion ohne Leitplanken anläuft.
Bisheriger Sachstand wird aktualisiert
Dazu gehört die Rechtslage. In der Vergangenheit habe es bereits rechtliche Überprüfungen zum Thema Riedsee gegeben.
Haas hat nun veranlasst, dass diese Übersicht aktualisiert wird. „Denn die rechtliche Grundlage zum Thema Badegewässer muss sauber aufbereitet sein.“
Vielleicht auch ein interkommunales Thema
Und die Nachbarstadt? In Donaueschingen dümpelt ein vor Jahren angekündigtes Riedsee-Konzept, das Natur- und Erholungserfordernisse in Einklang bringen soll, dahin. Ein gemeinsames Konzept über die Gemarkungsgrenzen hinweg wäre ein denkbarer Ansatz für eine interkommunale Zusammenarbeit.
Es entspräche vermutlich auch den Interessen der Badegäste. Denen ist es vermutlich egal, ob sie auf Donaueschinger oder Hüfinger Gemarkung ins Wasser steigen. Hauptsache, sie können sich sicherer fühlen als bislang.