St. Georgen – Es war die erste Sitzung nach der Wahl im Herbst, zu der der Jugendgemeinderat von St. Georgen im Roten Löwen zusammenkam. Im großen Sitzungssaal waren die Tische in U-Form aufgestellt. Mikrofone verschafften den Jugendlichen bei Bedarf das notwendige Gehör. Die Leitung der Sitzung hatte Bürgermeister Michael Rieger inne. Aus der Stadtverwaltung hatte er Nicole Dorer für die Führung des Protokolls mitgebracht. Als Zuhörer war der eine oder andere Gemeinderat zur Sitzung gekommen. Einzig die Süßigkeiten, die auf den Tischen der Gremiumsmitglieder bereit gelegt waren, und das große Schild im Hintergrund mit der Aufschrift „Jugendgemeinderat“ deuteten auf die Sitzung eines Jugendgremiums hin.
Gleich zu Beginn der Sitzung richtete Bürgermeister einen deutlichen Appell an die Jugendlichen: „Seid nicht schüchtern. Nutzt die Chance, mitzumachen.“ Ob es diese Worte waren oder nicht viel mehr der sowieso bestehende Wunsch der Jugendlichen, sich einzubringen, sei dahingestellt: Auf jeden Fall war gleich diese erste Sitzung ein Beispiel lebendiger Demokratie.
Je nach Thema werde das im Jugendgemeinderat Beschlossene im Gemeinderat zur Diskussion gestellt, erläuterte Michael Rieger. Zwei Mitglieder des Jugendgremiums seien zudem zu jeder Gemeinderatssitzung eingeladen. Anders als in der vergangenen zweijährigen Wahlzeit möchte er dieses Mal die Arbeit des Jugendgemeinderates noch intensiver begleiten. Bei den offiziellen Sitzungen des Jugendgremiums möchte der Bürgermeister künftig jedes Mal selbst dabei sein. Alle vier bis sechs Wochen wird sich der Jugendgemeinderat zu Sitzungen treffen. Wenn es nach dem Willen der Jugendlichen geht, gerne öfter. Michael Rieger allerdings musste den Enthusiasmus dann doch etwas bremsen. Für noch mehr Sitzungen habe er leider nicht die Zeit. Gerne könnten sich die Jugendlichen aber für eigene Besprechungen treffen, schlug er vor.
Zur Einführung in die Arbeit des Jugendgemeinderates gab der Bürgermeister einen Überblick über die aktuellen kommunalpolitischen Themen, wie die Sanierung des Rathauses und des Marktplatzes oder beispielsweise auch den Glasfaserausbau, die Arbeiten am Klosterweiher und den Ausbau der Radwege. Deutlich wurde, dass ihm eine Sache ganz besonders am Herzen liegt: der bald fertiggestellte Marktplatz. Zwar machte Michael Rieger deutlich, dass weggeworfene Kaugummis, Zigarettenkippen und Pizzakartons kein ausschließliches Problem der Jugendlichen sei, aber dennoch bat er sie, sich zu überlegen, wie man „in den Schulen Impulse zum Respekt für den sanierten Platz“ geben könnte.
In geheimer Wahl und sogar mit Stichwahl wurde Efe Özdemir zum Sprecher des Jugendgemeinderates gewählt. Sein Stellvertreter ist Leon-Fabian Langer. Zum Schriftführer wählten die Jugendlichen ebenfalls in geheimer Wahl Finn Rapp. Er wird durch Silas Palmer vertreten. Im Stadtentwicklungsbeirat wird Lenny Wingers das Gremium vertreten. Auch er wird durch Silas Palmer vertreten.
Als es dann um die eigenen Themen der Jugend ging, wurde deutlich, dass die Mitglieder des Jugendgemeinderates bereits gute Vorarbeit geleistet hatten. Efe Özdemir beispielsweise regte an, sich zu überlegen, wie man an den Schulden das Thema Bundestagswahl anbringen könnte. Wegen der Kürze der Zeit bis zur Wahl wird sich der Jugendgemeinderat aber eher mit der im kommenden Jahr anstehenden Landtagswahl befassen. Hierfür kann man sich eine Podiumsdiskussion mit allen Kandidaten vorstellen.
Fehlende Straßenlaternen auf Schul- und anderen Wegen haben mehrere Ratsmitglieder entdeckt. So gaben sie der Stadtverwaltung die Hausaufgaben mit, sich beispielsweise um die Beleuchtung auf dem Weg zum neuen Waldkindergarten, auf diversen als Schulweg genutzten Waldwegen oder auch an einer Bushaltestelle in Peterzell zu kümmern. Unter den Nägeln brennt den Jugendlichen auch eine überdachter Treffpunkt in der Stadtmitte. Fabienne Beha brachte diesen Wunsch vor. Eventuell bestehe die Möglichkeit, im Stadtgarten eine bereits bestehende Pergola zu überdachen, wurde als Lösungsmöglichkeit in der Sitzung entwickelt.
Beispielsweise am Klosterweiher wünschen sich Jugendliche, so Leon-Fabian Langer, sogenannte Calisthenics Geräte, Sportgeräte zum Training mit dem eigenen Körpergewicht. Im Bahnwärterhäusle könnte sich Efe Özedemir zudem auch wieder einen Treffpunkt für die Jugend vorstellen. Leon-Fabian Langer regte an, auf dem Marktplatz auch Sitzgelegenheiten mit Rückenlehne zu installieren. Finn Rapp hat beobachtet, dass es bei mehreren Einkaufsmärkten keine festinstallierten Fahrradständer gibt.
Netzwerke sollen verbinden
An die Jugendlichen richtete der Bürgermeister an diesem Abend aber auch den Appell, sich eigene Themen und Projekte zur Umsetzung zu geben. Er regte an, sich bei den Altersgenossen als Jugendgemeinderäte bekannt zu machen. So könnten noch mehr Themen der Jugendlichen zur Sprache kommen. In den in ihrer Altersgruppe gängigen digitalen Netzwerken wollen die Jugendlichen eigene Gruppen oder Kanäle zum Austausch einrichten. Ob die Bürger-App der Stadt St. Georgen dagegen genügend Jugendliche erreicht, das bezweifelten die Jugendgemeinderäte.
Die Mitglieder
Diese Jugendlichen wurden in St. Georgen von den Jugendlichen im Alter von 13 bis 21 Jahren zu Mitgliedern des Jugendgemeinderat gewählt:Amelie Werner (Realschule), Dennis Ermakov (Robert-Gerwig-Schule), Efe Özdemir (Feintechnikschule), Fabienne Beha (TSG), Finn Rapp (TSG), Jule Grathwohl (TSG), Leon Langer (Werkrealschule), Lenny Wingers (Robert-Gerwig-Schule), Lennart Broghammer (TSG), Letizia Bonomo (TSG), Lilly Dieterle (TSG), Mareen Simon (FSJ), Matteo Rieger (TSG), Milo Rojo (TSG) und Silas Palmer (RGS Furtwangen).