Die Zebrastreifen in der Vöhrenbacher Straße bei der Aral-Tankstelle bereiten Eltern von Südstadtschülern Bauchschmerzen. Das war schon im Sommer 2021 so: Wegen der Großbaustelle am Friedrichspark konnte die Fußgängerampel beim Familienzentrum St. Konrad nur über einen Umweg erreicht werden – die Kinder wichen deshalb auf die Zebrastreifen aus. Viele Autofahrer, so klagten die Eltern, würden die Kinder jedoch schlicht ignorieren.
„Als mein Sohn vor Jahrzehnten noch klein war, musste man schon immer aufpassen, um hier nicht überfahren zu werden.“Hans-Georg Reinsch, Anwohner aus der Südstadt
Die Stadt reagierte nach der Berichterstattung im SÜDKURIER. Die bis November eingerichtete Tempo-30-Zone entschärfte die Situation am Zebrastreifen. Nun gilt allerdings wieder Tempo 50. Warum? Und was wurde aus den angekündigten Geschwindigkeitsmessungen?
- So schnell wird tatsächlich gefahren: So lange Tempo 30 galt, habe die Stadt acht Geschwindigkeitsmessungen vorgenommen, sagt Oxana Brunner, Sprecherin der Stadtverwaltung. Dabei habe man 1907 Überschreitungen verzeichnet. Der Spitzenreiter sei ein Verkehrsteilnehmer mit 71 Stundenkilometern (nach Toleranzabzug: 68) gewesen. 38 Stundenkilometer zu schnell, das bedeutete nach altem Bußgeldkatalog (bis 8. November 2021) 160 Euro Bußgeld, zwei Punkte in Flensburg und einen Monat Fahrverbot. Nach neuem Bußgeldkatalog ab 9. November 2021 werden hier 260 Euro, ebenfalls zwei Punkte und ein einmonatiges Fahrverbot fällig.
- Warum wieder Tempo 50? Das temporäre Tempolimit habe auf den größeren Bauvorhaben und deren Auswirkungen auf den öffentlichen Verkehr beruht, so die Stadtverwaltung. Nachdem durch die Bauprojekte auf beiden Straßenseiten sämtliche Geh- und Radwege entfallen waren, sei keine gesicherte Ost-West-Verbindung mehr für Fußgänger und Radfahrer mehr vorhanden gewesen; zugleich habe man die Fußgängerampel vorübergehend abschalten müssen. Weil viele Schüler darauf die Zebrastreifen bei der Aral-Tankstelle nutzten und es zu Beschwerden über Raser gekommen sei, habe man reagiert. Als Mitte November die Ampel im Bereich St. Konrad wieder in Betrieb genommen wurde, habe man das Tempolimit wieder zurückgenommen. Auf Basis der geltenden Rechtslage sei das Tempolimit auf den Zeitraum einer Gefahrensituation beschränkt gewesen.
- Anwohner hält Übergang für gefährlich: Hans-Georg Reinsch wohnt in der Erlenstraße und ärgert sich über das aufgehobene Tempolimit. Das Argument, dass die Ampel bei St. Konrad wieder in Betrieb ist, lässt er nicht gelten: Der Mensch nehme nun einmal den kürzesten Weg. Der besagte Zebrastreifen sei schon seit jeher eine gefährliche Stelle. „Als mein Sohn vor Jahrzehnten noch klein war, musste man schon immer aufpassen, um hier nicht überfahren zu werden“, sagt der 76-Jährige. Daran habe sich bis heute nichts geändert. „Meine Frau holt sich öfter an der Tankstelle eine Zeitung und ärgert sich auch regelmäßig über rücksichtlose Autofahrer am Zebrastreifen“, sagt er.
- Ampel als Lösung vorgeschlagen: Als vor wenigen Jahren das alte Krankenhaus abgerissen wurde, sei am Zebrastreifen eine Baustellen-Fußgängerampel aufgestellt worden. Eine Ampel, die unmissverständlich klar macht, dass angehalten werden muss, sei hier das einzig Richtige, fordert er. Er verweist auf einen schweren Unfall Anfang Januar, als eine 52-jährige Fußgängerin in Schwenningen von einem Kleinwagen auf dem Zebrastreifen erfasst und schwer verletzt wurde. „Muss denn erst ein tödlicher Unfall passieren oder kann man nicht vorher reagieren?“