- Nur zwei Arten sind Dauergäste am Kaffeetisch
- Tipps, wie man sich ungestörte Bereiche schafft

Sommerzeit ist Wespenzeit. Dann kreisen sie wieder über den Kuchentellern, um Eistüten und Mülleimer und sie stranden bei den süßen Stückchen in den Auslagetheken von Bäckereien.
Vielen Menschen sind die wehrhaften Tiere daher ein Dorn im Auge. An entspannte Kaffeekränzchen im Garten ist kaum noch zu denken. Wespennester werden entfernt, besonders lästige Brummer fallen der Klatsche zum Opfer, manchmal kommt auch Gift zum Einsatz.
Doch es geht auch anders. Wespen sind nützlich und schützenswert. Wer einige Regeln beachtet, kann auch gut und unbeschwert mit einem Wespenvolk in unmittelbarer Nachbarschaft leben.
Ungemütlich: Ralf Claaßen aus Villingen ist Fachberater für Wespen und Hornissen und weiß genau, welche Insekten jetzt im Sommer häufig um unsere Getränke und Süßspeisen kreisen und das Kaffeekränzchen im Garten schnell ungemütlich werden lassen. Dies sind vor allem zwei Arten: Die Gewöhnliche Wespe und die Deutsche Wespe. Sie bauen seit etwa April bis Mai an ihren Nestern. Mittlerweile haben sie ihrer endgültige Größe erreicht. „Jetzt beginnt die Zeit, während der die Königinnen sterben“, so der Fachmann. Die Arbeiterinnen sind dann quasi führungslos und schwärmen unorganisiert aus. Immer weniger Nachwuchs muss versorgt werden, die Futtersuche dient mehr und mehr dem Eigenbedarf. Und der lässt sich mit süßen Lebensmitteln am einfachsten decken.
Artenvielfalt: Neben den beiden erwähnten Arten gibt es noch viele weitere Wespenarten. Die Feldwespen, die Sächsischen und die Mittleren Wespen kommen den Menschen zum Beispiel kaum in die Quere. Sie begnügen sich vornehmlich mit natürlichen Nahrunsquellen, wie andere Insekten, Blütennektar und Pollen. Die Feldwespen lassen sich bereits im Flug leicht anhand der lang nach unten hängenden Beine erkennen. Auch Hummeln machen in der Regel keine Probleme. Sollte es dennoch zum Kontakt kommen, sei ein angehobenes Beinchen ein eindeutiges Warnzeichen, bevor die Hummel sticht, weiß Claaßen.
Hornissen: Dies Wespenart macht vielen Menschen alleine wegen ihrer Größe Angst. Dabei sind sie vor allem für Wespen selbst gefährlich, die nämlich auf deren Speiseplan stehen. Wer ein Hornissen-Nest im Garten hat, wird also seltener Besuch von kleineren Artgenossen bekommen. Für den Menschen seien sie eher „harmlose Brummer“, so der Experte. Ein Hornissenstich – und auch ein Wespenstich – ist weniger giftig als der einer Honigbiene. Aufgrund der Größe des Stachels schmerzt jedoch der Einstich mehr. Weil Hornissen auch nachtaktiv sind, verfliegen sie sich gerne in offene, beleuchtete Wohnzimmerfenster. Dann hilft es, das Licht zu löschen und das Fenster kurz zu öffnen.
Nützlich: Ab August schlüpfen die neuen Königinnen. Noch im Spätsommer paaren sie sich mit den Drohnen und gehen wenig später auf die Suche nach einem Winterquartier. „Von 10.000 geschlüpften Königinnen, gründen am Ende nur acht erfolgreich einen eigenen Staat“, erklärt Claaßen. Wespenvölker versorgen ihren Nachwuchs, anders als Bienen, nicht mit pflanzlicher Nahrung. Vielmehr verputzen sie gemeinsam bis zu 3000 andere Insekten pro Tag, zum Beispiel Mücken, Fruchtfliegen und andere Schädlinge. Das ist eine ähnliche Menge, die auch fünf bis sechs Meisenpaare samt Junge ernährt. Somit leisten Sie einen wichtigen Beitrag für unser Ökosystem. Je nach Art bestäuben Wespen auch Pflanzen und Obstbäume.
Geschützt: Wespen sind trotz ihrem schlechten Image geschützte Arten. Wespen, auch die oben genannten lästigen Arten, stehen in Deutschland unter allgemeinem Naturschutz. Demnach ist es verboten, sie zu beunruhigen, ohne Grund zu fangen, zu verletzen oder zu töten. Hornissen sowie weitere besondere Arten, wie zum Beispiel Kreiselwespen und Kopfhornwespen, stehen laut Bundesartenschutzverordnung sogar unter besonderem Schutz. Verstöße können mit Bußgeldern von 15.000 bis 50.000 Euro geahndet werden.
Umquartieren: „Es gibt keinen wespenfreien Garten“, sagt der Experte. Nur in Ausnahmefällen ist das Entfernen eines Wespennests zulässig. Das müsse im Einzelfall entschieden werden, so der Fachmann. Gründe für eine Entfernung, oder Umsiedlung, könnte zum Beispiel eine Allergie sein, oder wenn kleine Kinder durch ein Nest am Zimmerfenster bedroht sind. Dann dürfen nach einer Beratung sogar unter Artenschutz stehende Wespen von Experten umgesiedelt werden. Wer jedoch eigenmächtig handelt, macht sich strafbar. Auch der Einsatz von Gift ist verboten. Zudem können dabei Gefahren für Menschen und Tiere entstehen. „Es gibt kein harmloses Gift“, sagt Claaßen. Andere Tiere könnten die toten Wespen fressen und ebenfalls daran verenden. Wer sich von einem Nest bedroht fühlt sollte sich vielmehr an die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises wenden, die kostenlos Beratung und Hilfe vermittelt. Telefon: 07721/9137604, Email: naturschutz@lrasbk.de.

Verhaltensregeln: „Von einem Nest im Garten oder am Haus geht erst einmal keine Gefahr aus“, ist sich Claaßen sicher. In der Nähe von Nestern sollte man sich stets ruhig verhalten. Das Nest und die Wespen anzufassen und anzupusten macht die Tiere angriffslustig. Landet ein Exemplar auf der Haut, oder gerät unter die Kleidung, ist die beste Lösung Ruhe zu bewahren. Hektische Bewegungen und Druck könnten einen Stich zur Folge haben. Besser ist es, zu verharren und die Tiere selbstständig herauskrabbeln und wegfliegen zu lassen.
Tipps: Eine halbierte Zitrone mit eingesteckten Gewürznelken soll eine abstoßende Wirkung auf Wespen haben. Es empfielt sich, einige solcher Duftquellen um den zu schützenden Bereich aufzustellen. Damit Wespen erst gar nicht kommen, sollte man zuckerhaltige Lebensmittel nicht im Freien servieren und Tische nach Benutzung immer sauber wischen. Um ein Verschlucken zu vermeiden, können Getränke mit Abdeckung und Strohhalm serviert werden. Bei Dunkelheit sollte man Speisen und Getränke vor dem Verzehr noch aufmerksamer nach Wespen absuchen. Wird man dennoch gestochen, können zerriebene Spitzwegerich-Blätter zur Linderung auf die Stelle aufgetragen werden.
Ablenkfütterung: Eine wirksame Methode kann auch die gezielte Fütterung sein. Etwa fünf bis zehn Meter um den zu schützenden Bereich müssen kleine Futterschalen aufgestellt werden. Die Fütterung sollte jedoch schon zwei Wochen vor dem geplanten Gartenfest beginnen, damit sich die Tiere an die Stellen gewöhnen. Es sollte immer genügend Futter vorhanden sein.
Unter keinen Umständen darf Honig verfüttert werden. Dieser könnte Sporen der Amerikanischen Faulbrut enthalten. Die Krankheit rottete nämlich nicht nur ganze Bienenvölker aus, sondern kann auch Wespen, Hornissen und Hummeln zusetzen.
Rezept: Ein fester Futterteig lässt sich gut mit 250 Gramm Puderzucker und 30 Milliliter Wasser anrühren. Eine flüssige Lösung lässt sich aus 500 Gramm Frucht- oder Traubenzucker sowie 500 Milliliter Wasser herstellen.