In Kürze soll der dritte Versuch starten, einem schwierigen Thema gerecht zu werden: Erneut wird daran gearbeitet, die Stolpersteine, Mahnmale für die ermordeten Juden, auf die Tagesordnung des VS-Gemeinderats zu bringen. Voraussetzung: Es sollte sich im Vorfeld eine Mehrheit für diese besondere Form des Gedenkens abzeichnen, hofft Friedrich Engelke, Vorsitzender des Vereins Pro Stolpersteine. Ein ähnlicher Fehlschlag, als zuletzt 2013 der Gemeinderat denkbar knapp die Stolpersteine ablehnte, will er verhindern. Seitdem sind sechs Jahre vergangen, der neu gewählte Gemeinderat hat sich konstituiert. Es wäre also an der Zeit, sich jetzt wieder diesem Thema zuzuwenden. Hinter den Kulissen passiere tatsächlich auch einiges, bestätigt der Fraktionssprecher der Bündnisgrünen, Joachim von Mirbach, auf Anfrage.

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Nicht weiter konkretisiert hat sich derzeit die Idee, statt der Stolpersteine ein zentrales Mahnmal zu erstellen, was beispielsweise im OB-Wahlkampf noch Jürgen Roth unterstützt hatte. Das war nach der 2013er Abstimmung unter anderem von der damaligen CDU-Fraktionssprecherin Renate Breuning ins Gespräch gebracht worden. Allerdings summierten sich die Kosten inzwischen auf 200 000 Euro, für die Kritiker ein weiteres Argument, diese Form des Gedenkens abzulehnen. So sollte zudem das Mahnmal im Gemeinderatswahlkampf nicht problematisiert werden, weil befürchtet wurde, den Rechtspopulisten in die Hände zu spielen.

Der Verein Pro Stolpersteine hält das Gedenken wach, hier mit dem Vorsitzenden Friedrich Engelke.
Der Verein Pro Stolpersteine hält das Gedenken wach, hier mit dem Vorsitzenden Friedrich Engelke.

Von Mirbach favorisiert die Verlegung von Stolpersteinen, vergleicht den Erfolg dieses Kunstprojekts mit einem Rhizom, einem Wurzelgeflecht, das sich unterirdisch fortentwickelt und an vielen Stellen zum Vorschein komme. So sollte auch Villingen-Schwenningen Teil dieses Projekts werden. Den Bau eines Mahnmals zu verfolgen, sieht er derzeit als wenig aussichtsreich an. Nicht nur seine Befürchtung: Wegen der Kosten würde das Projekt erneut zerredet werden. Bei den Stolpersteinen ist die Finanzierung dagegen geklärt. Für alle 19 Messingplatten hätten sich Paten gefunden, der Stadt kostet es also nichts, berichtet Engelke. Auch weitere Kritikpunkte, wie dass es zu einer „Inflation von Stolpersteinen komme“, weist der Vorsitzende des aktiven Vereins zurück. Derzeit sind 19 Stolpersteine angefertigt, 13 würden in der Innenstadt verlegt, davon allein vier in der Gerberstraße um die frühere Synagoge. Insgesamt würden an fünf Plätze die Messingplatten an die Opfer des NS-Terrors erinnern, berichtet Engelke.

Eindrucksvolles Erinnern am Bahnhof in Karlsruhe. Auch das ist möglich, man muss es nur wollen.
Eindrucksvolles Erinnern am Bahnhof in Karlsruhe. Auch das ist möglich, man muss es nur wollen. | Bild: Hauser, Gerhard

Die Platten verblassen mit der Zeit, Engelke hält es für eine schöne und eindrückliche Form des Erinnerns. Vor allem hätte er auch eine Möglichkeit, jüdischen Gästen, wie zuletzt der amerikanischen Familie Gideon im Juli, zu einem Ort des Gedenkens führen zu können. Wann dies der Fall sein könnte, ist derzeit noch offen: Ein Jahr sollte es nicht mehr dauern, meint von Mirbach, doch ein Zeitpunkt stehe noch nicht fest. Erfolg verspricht solch ein Antrag aber nur, wenn sich fraktionsübergreifend Stadträte dafür einsetzen, die letzte Abstimmung verlief denkbar knapp.