Nicht nur bei der Villinger Narrozunft wird Brauchtum groß geschrieben. Auch andere Villinger Fastnachtsvereine achten sehr auf die Beibehaltung alter Bräuche. Sofort kommt einem da der Häs-TÜV der Narrozunft in den Sinn sowie das strikte Einhalten bekannter Abläufe an den hohen Tagen. Und auch bei den Umzugsabzeichen der Zuggesellschaft gibt es so etwas wie eine Tradition. Seit 1954 gibt es die begehrten Anhänger, auch in Jahren ohne Fasnet. Für die Fasnet 2022 wurden 8000 Exemplare produziert, die seit Ende vergangener Woche in verschiedenen Verkaufsstellen erhältlich sind.

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Umzugsabzeichen anpassen

Bernhard Dreher aus Villingen, seit 40 Jahren aktiver Fastnachter und Sammler dieser Umzugsabzeichen, hat den SÜDKURIER auf eine Abweichung aufmerksam gemacht. Gerne hätte er es gesehen, dass die Abzeichen vor der Fasnet noch geändert und neu produziert werden. „Sie verbinden alle Vereine symbolisch. Diese schöne Tradition sollte nicht über Bord geworfen werden“, sagt er gegenüber dem SÜDKURIER.

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Zu spät sei es dafür nicht, da ist er sich sicher und beruft sich auf Informationen von einem Fachmann aus der Branche. Innerhalb von zwei Wochen könnte man neue, überarbeitete „Umzugsplemben“ herstellen. „Das würde noch reichen bis zur Fasnet.“ Ein weiteres Stück Villinger Fasnet-Brauchtum ließe sich so bewahren.

Beschriftung nicht verpflichtend geregelt

Anselm Säger, Zunftmeister der Narrozunft und Vize-Vorsitzender der Zuggesellschaft, kennt die Argumente und räumt ein, dass das bei der Planung der Abzeichen „im Eifer des Gefechtes nicht bedacht oder übersehen wurde“. Das dominierende Thema Corona hatte wohl viel Aufmerksamkeit an anderer Stelle gefordert. Dass es sich dabei um einen groben Patzer handle stimme so nicht, sagt Säger.

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Es habe bei der Zuggesellschaft nie einen verbindlichen Beschluss gegeben, dass auf den Abzeichen vorne immer nur „Villinger Fasnet“ stehen darf, betont er. „Es wurde vor Jahren mal diskutiert, das ist richtig.“ Verpflichtend beschlossen sei das aber nicht geworden, das hätten seine Recherchen ergeben.

Potenzial zum Sammlerstück

Jetzt sei es außerdem zu spät, diesbezüglich noch aktiv zu werden. „Seit Ende vergangener Woche sind die Abzeichen in den Verkaufsstellen erhältlich“, begründet Säger. Schmerzlich wäre sicher auch der wirtschaftliche Schaden durch eine solche Rückrufaktion, gerade jetzt, in Zeiten der Pandemie ganz ohne Umzüge.

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Damit wird es dabei bleiben. 2022 ziert der Kater der Katzenmusik das Umzugsabzeichen – anlässlich des Vereinsjubiläums in diesem Jahr – umrandet von der Beschriftung „150 Jahre Katzenmusik Villingen“. Ein Novum und eine Besonderheit in der Geschichte dieses närrischen Symbols, an das man sich deshalb auch in vielen Jahren noch erinnern wird.

Das Umzugsabzeichen 2022
Das Umzugsabzeichen 2022 | Bild: Stadt Villingen-Schwenningen

Zudem sind die Abzeichen nur in limitierter Auflage verfügbar. Eines zu besitzen, da kommen Sammler und echte Villinger Narren eigentlich kaum herum, auch wenn die Fasnet 2022 noch einmal durch Corona ausgebremst wird. Von einer großen Nachfrage würden dann auch auch die Vereine profitieren in dieser schwierigen Zeit.

Zwei ähnliche Fälle

Bernhard Dreher ist seit 40 Jahren begeisterter Fastnachter. Bei der Narrozunft war er als Wuescht im Häs und bei den Glonkis als Blechtrommler aktiv. Bis heute ist er als Rietvogel während der Fasnet im Städtle unterwegs. In all diesen Jahren ist seine Sammlung mit Umzugsabzeichen stets gewachsen und umfasst auch Exemplare, die gar nicht verkauft wurden. Zweimal in der Geschichte sei es zu ähnlichen Fällen wie 2022 gekommen.

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Zum Beispiel 1985: Damals zierten auf einer ersten Version die Heringsdörfler das Abzeichen, samt Schriftzug. „Es wurden daraufhin neue Abzeichen produziert“, so Dreher.

Laut Bernhard Dreher passierte der Fehler 1985 zum ersten Mal. Damals war der Schriftzug der Heringsdörfler auf dem Umzugsabzeichen zu ...
Laut Bernhard Dreher passierte der Fehler 1985 zum ersten Mal. Damals war der Schriftzug der Heringsdörfler auf dem Umzugsabzeichen zu lesen (rechts). In den Verkauf gelangte jedoch die korrigierte Version (links). | Bild: Fröhlich, Jens

1993 gab es den zweiten Fall, anlässlich des 60. Geburtstags der Glonki Gilde. Auch hier reagierte man schnell und ließ neue Abzeichen herstellen.

Links im Bild, das Umzugsabzeichen aus dem Jahr 1993 mit korrekter Beschriftung „Villinger Fasnet“. Rechts daneben ist die ...
Links im Bild, das Umzugsabzeichen aus dem Jahr 1993 mit korrekter Beschriftung „Villinger Fasnet“. Rechts daneben ist die erste Version zu sehen, die noch den Schriftzug der Glonki-Gilde trug, dann aber geändert wurde. | Bild: Fröhlich, Jens

„Damals war auch immer genügend Zeit, da die Abzeichen meist schon am 11.11. vorgestellt wurden“, erinnert sich Dreher.

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Das erste Abzeichen aus Villingen überhaupt, soll übrigens aus dem Jahr 1938 stammen, erzählt Dreher. „Villinger Fastnacht“, stehe dort vorne drauf. Eine erste Abweichung vom Brauch also, der erst Jahre später ab 1954 ins Leben gerufen wurde.