Der Angeklagte sagt, eigentlich sei er ein ganz ruhiger Mensch. Doch der Mann soll im Zeitraum von Oktober bis Dezember in Villingen-Schwenningen Menschen verletzt, mit dem Tode bedroht und Sachen zerstört haben.

In der Verhandlung vor dem Landgericht in Konstanz ist er nur schwer zu bewegen, auf Fragen präzise zu antworten. Der 34-Jährige räumt mit Hilfe eines Dolmetschers eine psychische Erkrankung ein.

Das sagt die Anklage

Er sei eine Gefahr für die Allgemeinheit, heißt es in der Anklage vor dem Landgericht Konstanz. Schon vor den angeklagten Taten hatte der 34-Jährige in mehreren Einrichtungen in Villingen-Schwenningen Hausverbot. Dem Angeklagten werden 13 verschiedene Taten zu Last gelegt, die er aber möglicherweise im Zustand der Schuldunfähigkeit und in Folge einer Psychose begangen hat.

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Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass er in die forensische Psychiatrie für psychisch kranke Straftäter eingewiesen wird. Dort hält er sich derzeit auf.

Bekifft und unberechenbar

Dass der Mann psychische Probleme hat, zeigte sich schon früh. Ihm wurde ein rechtlicher Betreuer zur Seite gestellt. Nach einigen Zwischenstationen zog er zu seinem großer Bruder nach Villingen-Schwenningen. Der Angeklagte kifft nach eigenen Angaben seit er 16 Jahre alt ist. Zeugen schildern ihn als unberechenbar.

Es hagelt Fäust und Todesdrohungen

Beschuldigt wird er in der Verhandlung, mehrfach Menschen durch Faustschläge und einen Biss in den Oberschenkel verletzt zu haben. Er soll mit schweren Gegenständen um sich geworfen und eine Autoscheibe sowie ein Fenster zertrümmert haben. Im werden wüste Beschimpfungen und Bedrohungen zur Last gelegt. Einmal soll er jemandem gesagt haben, er werde ihm den Kopf abschneiden, einem anderen, er werde ihn „tot machen“.

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Der Angeklagte selbst streitet viele der Vorwürfe ab oder gibt an, er habe sich selbst verteidigen müssen. Die Zeugen sehen das ganz anders.

Zeugen filmen die Tat

Ein Video aus einem Friseursalon zeigt, wie präzise ein 55 Jahre alter Zeuge die Tat schildert. Zu sehen ist, wie der Angeklagte in den Frisiersalon kommt. Erst schiebt er ein Rad, dann schmeißt er es mit Gewalt auf den Boden. Dasselbe macht er mit Fußmatten und Teppichen, reißt große Friseursessel um.

Zeugen filmen die Attacke auf eine Kneipe in der Färberstraße.
Zeugen filmen die Attacke auf eine Kneipe in der Färberstraße. | Bild: Göbel, Nathalie

Er geht auf einen Mitarbeiter des Salons mit den Fäusten los. Dieser sagt als Zeuge vor Gericht, er sei mindestens fünf Mal mit der Faust ins Gesicht geschlagen worden. Dabei sei seine Brille kaputt gegangen. Warum es zu dieser Attacke kam, sei ihm ein Rätsel. Er vermute, dass Alkohol oder Drogen im Spiel waren, und Unmut über ein Geschäft mit einem Auto.

Der Angeklagte, habe auch sehr schlimme Worte gesagt, die er vor Gericht nicht wiederholen möchte. Den Sachschaden an Friseurstühlen, Sofa, Boden, Haarschneidemaschinen und Tische beziffert er auf über 10.000 Euro. Es handele sich um das Geschäft seines Sohnes.

Eskalation in der Eisdiele

Die 46 Jahre alte Servierkraft einer Eisdiele berichtet, der Angeklagte sei ein Stammkunde gewesen. „Er war nett.“ Er habe immer einen schwarzen Tee getrunken, der mit stillem Wasser gereicht wurde. Am Tattag sei der Angeklagte im Freien gesessen und habe sehr viele Worte an eine Kollegin gerichtet, die gerade rauchte. Diese sei genervt gewesen, und habe sie gebeten, beim Angeklagten zu kassieren.

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Dies habe sie machen wollen, doch der Angeklagte, habe mit einem Zehn-Euro-Schein bei der Kollegin bezahlt. Daraufhin habe sie zum Angeklagten gesagt, dieser solle doch künftig bei ihr die Rechnungen begleichen.

Da habe er ihr einen weiteren Zehn-Euro-Schein übergeben. Als sie diesen zurück geben wollte, sei der Angeklagte ausgeflippt. Er habe das Geld zerrissen und habe ihr einen Stoß versetzt. Nach dem Vorhalt aus der Akte bestätigt die Zeugin Beschimpfungen mit Worten wie Hure, Schlampe und Arschloch.

Gutachter widerspricht Verteidigerin

Die Verteidigerin wirft die Theorie auf, ihr Mandant sei nur deswegen so aggressiv gewesen, weil er Spritzen mit einem bestimmten Stoff nicht bekam, die ihm üblicherweise einmal im Monat verabreicht wurden. Weil sein Arzt in den Ruhestand gegangen war, sei diese Praxis ausgesetzt gewesen.

Dieser These widerspricht der Gutachter. Nach seinen Unterlagen hatte der Angeklagte die besagte Spritze bekommen, sei aber elf Tage später in völlig verwirrten Zustand wieder in die Psychiatrie eingewiesen worden.

Im Kopf gerät alles durcheinander

Der Angeklagte sagt selbst auf die Frage, wie er sich zum Zeitpunkt der Taten psychisch gefühlt habe: „Ich war eine andere Person. Ich bin eigentlich keiner, der Probleme macht.“ In seinem Kopf sei alles so durcheinander gewesen.

Über sich berichtet er zudem: „Ich habe mein Leben lang nur gearbeitet und gearbeitet.“ Seit Mai diesen Jahres bezieht er die Grundsicherung. Davor arbeitete er bei Reinigungsfirmen und Imbissen. Es scheiterte mit dem Versuch, den Imbiss seines Bruders zu übernehmen.