VS-Villingen – Die überraschende Nachricht vom Tod von Fitnessstudiobetreiber Gaetano Cristilli im Februar hat viele Menschen der Doppelstadt bewegt, nicht zuletzt deswegen, weil sich der beliebte Unternehmer auch abseits seines Studios vielseitig engagierte, ehrenamtlich als Vereins-Chef oder politisch als OB-Kandidat. Nach seinem Tod gab seine Frau Carmen Cristilli bekannt, den Fitnessstudio-Betrieb fortzuführen.

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Jetzt setzt sie dafür ein erstes Signal und zeigt Perspektiven auf. „Viele Mitglieder sind verunsichert, ob und wie es weitergeht“, so die 54-Jährige. Um dem entgegenzuwirken, gewährte sie nun einen Blick hinter die G1-Kulissen und in ihre konkreten Pläne.

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Es geht weiter

„Wir sind bereit zu öffnen“, sagt sie. Wann genau das sein wird, hänge von den Entscheidungen der Politiker ab. „Hoffentlich bald“, fügt sie hinzu mit Blick auf die wirtschaftliche Lage der Branche. Aber auch wenn es noch etwas länger dauern sollte, ist die 54-Jährige optimistisch. Das Studio soll definitiv wieder öffnen. Sichtbarer Beweis dafür sind die am Montag angelaufenen Bauarbeiten im Gebäude. „Das G1 soll ein Studio im Premium-Bereich werden“, verrät die Inhaberin. Ein neuer Anstrich, ein Wellnessbereich, neue Umkleiden, Spinde, Saunen und Böden, alles soll nach und nach erneuert und umgebaut werden. Auch die Erweiterung der Studiofläche sei geplant. „Man kann es, wenn alles fertig ist, als eine Art Gesundheitszentrum beschreiben“, erklärt sie das neue Konzept. Reha-Angebote und die Zusammenarbeit mit Krankenkassen und Bildungsangebote in diesem Bereich seien denkbar. Ein Konzept, ganz ähnlich, wie es ihr verstorbener Mann mit dem geplanten Neubau im Sinn hatte.

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Neubaupläne vom Tisch

Bis zuletzt und trotz Pandemie hatte Gaetano Cristilli den Umzug des G1 in diesen Neubau am Vorderen Eckweg fest im Blick. Ein modernes Fitnesszentrum auf vier Stockwerken sollte dort entstehen. Anfangs war noch vom Spatenstich im Oktober die Rede, Eröffnung und Umzug waren für Ende 2021 geplant. Erste Investitionen für Planung und Grundstück waren bereits getätigt. Daraus wird nun aber nichts. Dieses Großprojekt wird Carmen Cristilli nicht umsetzen. „Gespräche mit dem Bauträger und der Stadt haben bereits stattgefunden“, erzählt die 54-Jährige vom Schlussstrich unter das Projekt. Das Grundstück gehe vermutlich zurück an die Stadt.

Schrittweiser Umbau

Seit Montag laufen die Umbauarbeiten. Mittlerweile haben die Wände einen neuen Anstrich erhalten. So sah im Studio vor einigen Monaten aus.

G1 vor Umbau Video: Fröhlich, Jens

Jetzt steht eine Hebebühne inmitten der Trainingsgeräte und einige Handwerker sind mit dem Umbau der rund 2500 Quadratmeter großen Fläche beschäftigt. Wie lange die Arbeiten dauern, darauf wollte sich Cristilli noch nicht festlegen. Sicher sei aber, dass wenn wieder geöffnet werden darf, der Umbau parallel zum Trainingsbetrieb fortlaufen soll. „Schön wäre, wenn zur Wintersaison alles fertig ist.“

Ein Hubwagen steht am Donnerstag inmitten der Trainingsgeräte.
Ein Hubwagen steht am Donnerstag inmitten der Trainingsgeräte. | Bild: Fröhlich, Jens

Schwierige Zeit

Dass sich das G1 nun in einer Umstrukturierung befindet und vor der Wiedereröffnung steht, das war nicht immer klar. „Ich bin eigentlich keine Unternehmerin“, sagt Cristilli von sich selbst. Das änderte sich im Januar und Februar schlagartig, als ihr Mann im Krankenhaus lag. „Ich wurde ins kalt Wasser geschmissen, musste über Nacht einspringen“, erinnert sie sich. „Das war nicht einfach, aber man kann alles lernen.“ Nach seinem Tod sei relativ schnell klar gewesen, das G1 fortzuführen. Viele Gespräche, neue Aufgaben und Entscheidungen standen an. „Da war Chaos im Kopf.“ Zwischendurch habe sie sich gefragt: „Will ich das überhaupt und schaff ich das überhaupt?“ Dieser Stress hatte aber auch eine gute Seite. „Ich war extrem abgelenkt durch die vielen Aufgaben.“ Zeit zum Grübeln bleibt meist nur am Wochenende, wenn das Erlebte Raum bekommt, erneut hoch zu kochen. „Dann falle ich schon mal in ein Loch“, gibt sie zu. Meist überwiegt aber die Motivation und der positive Stress, das G1 zu verändern und wieder zu öffnen. Viel Kraft hätten ihr auch die vielen tollen Zuschriften gegeben, die sie in den vergangenen Wochen erreicht hätten.

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Helfende Hände

Den Neustart wird Cristilli jedoch nicht ganz alleine stemmen. Als Unterstützung hat sich die 54-Jährige einen Fachmann in Sachen Fitnessstudios zur Seite geholt, der ihr beratend zur Seite steht. Mit im Boot ist auch der Vermieter der Immobilie in der Gottlieb-Daimler-Straße. „Er glaubt an das G1 und das neue Konzept“, so Carmen Cristilli. Dieser werde alle nötigen Umbaumaßnahmen übernehmen. Neben Cristilli, die vor allem im Büro im Eingangsbereich sowie an der Theke präsent sein will, quasi als Vorzeigegesicht des G1, bleibt auch die langjährigen Kursleiterin als eine von drei Vollzeitkräften mit an Bord. „Unsere 30 geringfügig Beschäftigten und freien Mitarbeiter haben ebenfalls schon ihrer Unterstützung zugesagt“, freut sich Cristilli. Bleibt noch eine offen Stelle: „Wir suchen einen Studioleiter in Vollzeit, kein Laie und jemand, der das G1 mit Elan voranbringt“, so Cristilli. Die Aufgaben: Alle geschäftlichen Angelegenheiten, die im Hintergrund anfallen. Eigene Yogakurse wird Carmen Cristilli als neue G1Chefin aus Zeitgründen in Zukunft allerdings nicht mehr anbieten.

G1-Schild am Eingangsbereich
G1-Schild am Eingangsbereich | Bild: Fröhlich, Jens

Eingeschränkte Möglichkeiten

Noch immer dürfen Fitnessstudios wegen Corona nicht regulär öffnen. Viele Studios bieten daher Onlinekurse an, live oder zum Nachsehen über das Internet. In machen Studios hat man aber auch Wege gefunden, zumindest in einem kleinen Rahmen wieder ein Sportangebot bieten zu können. So ist es zum Beispiel im Villinger Fitnessstudio Injoy für Mitglieder möglich, den kompletten Trainingsbereich gegen eine Gebühr stundenweise ganz für sich alleine zu mieten. Besser gesagt: alle Mitglieder eines Haushaltes können dann zusammen trainieren. VIP-Training nennt sich dieses Angebot, vergleichbar mit den Angeboten von einigen Skiliftbetreibern im vergangenen Winter. Wirtschaftlich gesehen rechne sich das zwar nicht, es sei vielmehr ein Angebot für die Mitglieder, wieder einmal die Trainingsmöglichkeiten im Injoy zu nutzen, erklärt Geschäftsführerin Maria-Elisabeth Göppinger.

In der Kletterhalle des Upjoy kann ebenfalls der gesamte Kletterbereich für Erwachsene, oder alternativ der Kinderbereich, stundenweise gemietet werden. Erlaubt sind dort in den räumlich getrennten Bereichen jeweils fünf Personen aus zwei Haushalten, Kinder unter 14 Jahren werden nicht gezählt.

Auch ärztlich verordneter Reha-Sport ist grundsätzlich erlaubt mit bis zu 15 Personen. „Allerdings“, so Göppinger, „wollen viele Teilnehmer dieses Risiko nicht eingehen.“ Daher habe man derzeit nur etwa ein Drittel der Kurse im Angebot.