Historischer Moment in Villingen: Am 12. Mai fand, zwischen alten Kasernengebäuden und Schuttbergen, der erste Spatenstich zur Erschließung und Neugestaltung des Stadtquartiers „Oberer Brühl“ statt. Es soll ein urbanes Vorzeigeprojekt werden.

Politikprominenz auf Besuch: In der Mitte Ministerin Nicole Razavi, rechts der Landtagsabgeordnete und ehemalige Landtagspräsident Guido ...
Politikprominenz auf Besuch: In der Mitte Ministerin Nicole Razavi, rechts der Landtagsabgeordnete und ehemalige Landtagspräsident Guido Wolf (Tuttlingen), links Stadträtin Maria Noce. | Bild: Stadler, Eberhard

Landespolitischen Glanz verliehen Nicole Razavi, die Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, sowie die beiden Landtagsabgeordneten Frank Bonath und Guido Wolf diesem besonderen Anlass.

Die Stadt will auf dem ehemaligen sieben Hektar großen Kasernengelände, das von der Wehrmacht als Richthofen-Kaserne und seit den 1950er Jahren von der französischen Armee als „Quartier Mangin“ genutzt wurde und zuletzt 20 Jahren brach lag, in ein zukunftsweisendes urbanes Stadtquartier umwandeln.

Festlicher Akt: Oberbürgermeister Roth (links) begrüßt die Gäste zum Baustart des künftigen urbanen Stadtquartiers „Oberer ...
Festlicher Akt: Oberbürgermeister Roth (links) begrüßt die Gäste zum Baustart des künftigen urbanen Stadtquartiers „Oberer Brühl“. | Bild: Stadler, Eberhard

Vor zahlreichen geladenen Gästen, darunter Vertreter des Gemeinderates, der Stadtverwaltung, der beteiligten Planer und Baufirmen skizzierte Oberbürgermeister Jürgen Roth die Zielsetzung „dieses Quartiers in bester Innenstadtlage“.

Grünes und bezahlbares Wohnen

Auf rund der Hälfte des Areals, etwa 3,4 Hektar, ist eine Wohnbauung eingeplant. Hier sollen 685 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern entstehen: In einem weitgehend autofreien, begrünten sowie mit Energie aus Erdwärme und Photovoltaik klimaneutral versorgten Wohnviertel, durch das der offen gelegte Sägebach plätschert und das mit Baumalleen und Fahrradwegen eingesäumt wird.

Gemeinderäte und andere Offizielle beim Spatenstich im Quartier Oberer Brühl (von links): Martin Rothweiler (AfD), Baubürgermeister ...
Gemeinderäte und andere Offizielle beim Spatenstich im Quartier Oberer Brühl (von links): Martin Rothweiler (AfD), Baubürgermeister Detlev Bührer, Landtagsabgeordneter Guido Wolf, Bauministerin Nicole Razavi, Oberbürgermeister Jürgen Roth, Landtagsabgeordneter Frank Bonath, Oskar Hahn (Grüne), Sebastian Käppeler und Jonathan Mayer (Generalunternehmer Firma Peter Gross), Nicola Schurr (SPD) und Dirk Sautter (CDU). | Bild: Stadler, Eberhard

Zur Ökologie kommt eine soziale Zielsetzung. Angestrebt werde „bezahlbares Wohnen“, verdeutlichte OB Jürgen Roth. Bis zu 90 Prozent der Wohnungen sollen als Mietwohnungen auf den Markt kommen, 250 davon als sozialer Wohnungsbau und die anderen mit einer Miete, die zehn Prozent unter der ortsüblichen Miete liegt.

Die andere Hälfte des Geländes ist vor allem für die Stadtverwaltung vorgesehen. Hier werden zwei ehemalige Mannschaftsquartiere für Büros der Stadtverwaltung und des Stadtarchivs umgestaltet. Außerdem ist im nördlichen Bereich an der Kirnacher Straße ein Kindergarten mit acht Gruppen vorgesehen. Für drei weitere denkmalgeschützte Gebäude muss noch eine Nutzung gefunden werden.

Allerdings weisen die Wohnquartierpläne noch immer einen signifikanten Schönheitsfehler auf: Bislang hat die Stadt noch keinen Investor an der Hand. Drei örtliche gemeinnützige Wohnbau-Gesellschaften hatten sich angesichts der derzeit schwierigen Rahmenbedingungen aus dem Projekt zurückgezogen.

Entsorgungsmaterial vom Abriss auf dem alten Kasernengelände. Insgesamt wurde 70.000 Kubikmeter Material der alten Gebäude zurückgebaut. ...
Entsorgungsmaterial vom Abriss auf dem alten Kasernengelände. Insgesamt wurde 70.000 Kubikmeter Material der alten Gebäude zurückgebaut. 3000 Kubikmeter belastetes Material wurde auf Deponien entsorgt. Unbelastetes Material wurde vor allem für den Straßenbau recycelt. | Bild: Stadler, Eberhard

Immerhin drei Investoren bekunden Interesse

Die Stadt hat den Wohnungsbau dennoch ausgeschrieben und sucht europaweit nach einem Investor. Offenbar mit Erfolgschancen. Die positive Nachricht aktuell aus dem Rathaus: Es haben sich drei Interessenten bei der Stadt beworben, bestätigte Oberbürgermeister Jürgen Roth am Rande der Veranstaltung.

Im nächsten Schritt, so ergänzte Baubürgermeister Detlev Bührer auf Nachfrage, gehe die Ausschreibung in die zweite Phase. Es werde geprüft, ob die Interessenten in der Lage sind, das Projekt zu stemmen. In den nächsten Wochen werde sich dann zeigen, wie viele der drei Interessenten tatsächlich ein Angebot abgeben werden.

Kompliment von der Ministerin

Wohnungsbauministerin Nicole Razavi (CDU) beglückwünschte die Stadt und den OB, dass sie in diesen schwierigen Zeiten den Mut aufbringen, in großem Stile Wohnungen zu bauen. „Die Stadt hat die Zeichen der Zeit erkannt“, betonte sie. Denn der Wohnungsbau sie die große „soziale Frage“ der Gegenwart in Deutschland.

Lobte die Stadt für ihren Mut: Wohnungsbauministerin Nicole Razavi.
Lobte die Stadt für ihren Mut: Wohnungsbauministerin Nicole Razavi. | Bild: Stadler, Eberhard

Im Gepäck hatte die Ministerin auch einen symbolischen Scheck über 2,9 Millionen Euro aus ihrem Ministerium dabei: 1,3 Millionen Euro aus Mitteln der Städtebauförderung sind für das Quartier Oberer Brühl, weitere 1,6 Millionen Euro für das Sanierungsgebiet der Schwenninger Innenstadt.

Nicole Razavi (mitte) übergibt an Oberbürgermeister Jürgen Roth (rechts) einen Scheck über 2,9 Millionen Euro aus der Städtebausanierung ...
Nicole Razavi (mitte) übergibt an Oberbürgermeister Jürgen Roth (rechts) einen Scheck über 2,9 Millionen Euro aus der Städtebausanierung des Landes. 1,3 Millionen Euro davon sind für das Gebiet Oberer Brühl, 1,6 Millionen Euro für die Sanierung der Innenstadt Schwenningen. | Bild: Stadler, Eberhard

Mit einem symbolischen Spatenstich sowie anschließend Häppchen und Sekt wurde Start in die Neuerschließung des Geländes vollzogen.

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