Der Biber ist ein bemerkenswertes Nagetier und begnadeter Damm- und Burgenbaumeister. Bevorzugt lebt er in der Nähe von Flüssen, Bächen und Seen mit ausreichend Baumaterial für Dämme und Burgen. Rund um Rietheim haben sich vermutlich fünf Biberfamilien angesiedelt. Ortsvorsteher Bernd Bucher beziffert die Anzahl der Tiere auf 15 Stück.

Im Bereich Birkenwiese auf Rietheimer Gemarkung findet der Biber genügend Baumaterial am Drachengraben für seine Biberburg und zum Dämme ...
Im Bereich Birkenwiese auf Rietheimer Gemarkung findet der Biber genügend Baumaterial am Drachengraben für seine Biberburg und zum Dämme bauen. | Bild: Roland Dürrhammer

Wichtiger Platz im Ökosystem

Auf der einen Seite nehmen die Biber einen wichtigen Platz im Ökosystem ein, indem sie Feuchtgebiete schaffen als Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Auf der anderen Seite führt das aber auch zu Konflikten. Die Aktivitäten der Nager führen in Rietheim dazu, dass die landwirtschaftlich genutzten Flächen weit über zehn Meter vom Ufer aus durchnässt sind.

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„Wir verlieren zwei Hektar je Biberfamilie unserer schon knappen landwirtschaftlichen Flächen“, sagt Bucher. Zudem seien die Jungtiere, etwa drei pro Familie, inzwischen so groß, dass sie sich ihren eigenen Lebensraum suchen würden. Ein Revier könne sich bis zu zwei Kilometer entlang eines Bachlaufes erstrecken.

Ein tiefer Bach wird zur Gefahr für Kinder

Besonders deutlich zeigen sich die Auswirkungen im Gebiet Birkenwiese nahe der Rietheimer Sportanlagen mit Fußballplatz und Tennisanlage. In einer stattlichen Burg wohnt eine Biberfamilie, die ein kleines Bächlein, den Drachengraben, umgestaltet hat.

Hier hat der Biber in Rietheim ganze Arbeit geleistet und den Drachengraben bei den Sportanlagen gestaut. Im Hintergrund ist die ...
Hier hat der Biber in Rietheim ganze Arbeit geleistet und den Drachengraben bei den Sportanlagen gestaut. Im Hintergrund ist die Biberburg zu sehen. | Bild: Roland Dürrhammer

Ideal zum Tauchen und Schwimmen und für den unter Wasser gelegenen Eingang zur Biberburg. Die Idylle verbirgt aber auch Risiken. Der inzwischen tiefe Bach wird zur Gefahr für Kinder, beim Versuch einen Ball herauszuholen, der über den Spielfeldrand ins Wasser gelangt ist.

Bereich wird mit einem Zaun gesichert

Hier muss die Ortsverwaltung Rietheim einen Zaun errichten, damit Bälle vom Fußballplatz nicht in den vom Biber angestauten Bach fallen ...
Hier muss die Ortsverwaltung Rietheim einen Zaun errichten, damit Bälle vom Fußballplatz nicht in den vom Biber angestauten Bach fallen und so zur Gefahr für Kinder werden. | Bild: Roland Dürrhammer

„Wir müssen den Bereich jetzt mit einem Zaun sichern“, sagt Bucher. Für einen der drei Tennisplätze besteht die Gefahr der Überflutung, wenn der Bachpegel weiter steigt. Angelegte Umgehungsrinnen sollen das verhindern.

Umgehungsgerinne Drachengraben Rietheim Video: Roland Dürrhammer

„Alle zwei Tage werden die Rinnen von städtischen Mitarbeitern vom Schlamm befreit“, so Bucher.

Aufwendige Pflege erfordern die angelegten Umgehungsgerinne, damit der Bachpegel des Drachengrabens im Bereich der Sportanlagen in ...
Aufwendige Pflege erfordern die angelegten Umgehungsgerinne, damit der Bachpegel des Drachengrabens im Bereich der Sportanlagen in Rietheim nicht weiter ansteigt. | Bild: Roland Dürrhammer

Der Biber beschäftigt auch den Landtag

Der Landtagsabgeordnete Frank Bonath (FDP) wird sich am 12. April ein Bild von der Situation vor Ort zu machen. „Der Biber ist mittlerweile ein dauerhaftes Thema im Landtag mit unterschiedlichen Meinungen dazu“, sagt Bonath. Man sei auch im Gespräch mit Naturschutzverbänden.

Am 12. April ist der FDP-Landtagsabgeordnete Frank Bonath in Rietheim, um sich selbst ein Bild von den Schäden zu machen, die der Biber ...
Am 12. April ist der FDP-Landtagsabgeordnete Frank Bonath in Rietheim, um sich selbst ein Bild von den Schäden zu machen, die der Biber anrichtet. | Bild: DieHagens.com

„Wir haben bereits viele Anträge gestellt und kämpfen im Parlament darum, dass man Biber entnehmen kann, wenn es zu hohen Schäden für die Landwirtschaft kommt“, so Bonath.

Wichtig ist der Eindruck vor Ort

Deshalb sei es für ihn als lokaler Abgeordneter und umweltpolitischer Sprecher der FDP Landtagsfraktion wichtig, sich die Situation vor Ort anzuschauen. Wie mit dem Biber umgegangen werde, sei reine Landespolitik. Es sei völlig in Ordnung, wenn sich Biber ausbreiten würden. „Ab dann, wenn die Biber zur Plage und landwirtschaftliche Flächen nicht mehr nutzbar werden, muss man regulierend eingreifen“, so die deutliche Position der FDP-Fraktion.

Keine natürlichen Feinde für den Biber

Natürliche Feinde hätte der Biber nicht. Im Moment gäbe es im Parlament noch keine Mehrheit dazu. „Deshalb ist es wichtig, Beispiele vor Ort zu kennen, um dies in parlamentarischen Initiativen einzubringen “, so der Landtagsabgeordnete. Sprechen müsse man auch über Entschädigungszahlungen.

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„Die Landesregierung vertritt die Position, dass der Biber nicht angesiedelt wurde, sondern von allein gekommen ist“, so Bonath. Deshalb könne laut Landesregierung auch kein Entschädigungsfonds bereitgestellt werden.

Ortsvorsteher wünscht sich ein Miteinander

Ortsvorsteher Bernd Bucher zeigt sich glücklich darüber, dass die Rietheimer Situation nun auf Landtagsebene zur Sprache kommt. „Wir haben in Rietheim viele kleine Bäche, an denen sich die Biber ansiedeln“, so Bucher. Bei jedem Starkregen könnten die Bäche die Niederschläge nicht mehr aufnehmen, was zur zusätzlichen Überflutung der landwirtschaftlichen Flächen führen würde.

Ortsvorsteher Bernd Bucher zeigt auf einen Graben, den ein Biber zum Fischweiher in den Oberen Wiesen zwischen Rietheim und Villingen ...
Ortsvorsteher Bernd Bucher zeigt auf einen Graben, den ein Biber zum Fischweiher in den Oberen Wiesen zwischen Rietheim und Villingen Süd gegraben hat. | Bild: Roland Dürrhammer

„Ich wünsche mir, dass es zukünftig ein Miteinander gibt, was im Moment keines Falls gewährleistet ist“, sagt der Ortsvorsteher. Bucher erhofft sich von dem Besuch, dass ein Kompromiss zwischen verbesserte landwirtschaftlicher Nutzung der Flächen und dem Tierschutz gefunden wird „Ich bin in keiner Weise gegen den Biber“, betont der Ortsvorsteher ausdrücklich.