Der Biber ist ein bemerkenswertes Nagetier und begnadeter Damm- und Burgenbaumeister. Bevorzugt lebt er in der Nähe von Flüssen, Bächen und Seen mit ausreichend Baumaterial für Dämme und Burgen. Rund um Rietheim haben sich vermutlich fünf Biberfamilien angesiedelt. Ortsvorsteher Bernd Bucher beziffert die Anzahl der Tiere auf 15 Stück.

Wichtiger Platz im Ökosystem
Auf der einen Seite nehmen die Biber einen wichtigen Platz im Ökosystem ein, indem sie Feuchtgebiete schaffen als Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Auf der anderen Seite führt das aber auch zu Konflikten. Die Aktivitäten der Nager führen in Rietheim dazu, dass die landwirtschaftlich genutzten Flächen weit über zehn Meter vom Ufer aus durchnässt sind.
„Wir verlieren zwei Hektar je Biberfamilie unserer schon knappen landwirtschaftlichen Flächen“, sagt Bucher. Zudem seien die Jungtiere, etwa drei pro Familie, inzwischen so groß, dass sie sich ihren eigenen Lebensraum suchen würden. Ein Revier könne sich bis zu zwei Kilometer entlang eines Bachlaufes erstrecken.
Ein tiefer Bach wird zur Gefahr für Kinder
Besonders deutlich zeigen sich die Auswirkungen im Gebiet Birkenwiese nahe der Rietheimer Sportanlagen mit Fußballplatz und Tennisanlage. In einer stattlichen Burg wohnt eine Biberfamilie, die ein kleines Bächlein, den Drachengraben, umgestaltet hat.

Ideal zum Tauchen und Schwimmen und für den unter Wasser gelegenen Eingang zur Biberburg. Die Idylle verbirgt aber auch Risiken. Der inzwischen tiefe Bach wird zur Gefahr für Kinder, beim Versuch einen Ball herauszuholen, der über den Spielfeldrand ins Wasser gelangt ist.
Bereich wird mit einem Zaun gesichert

„Wir müssen den Bereich jetzt mit einem Zaun sichern“, sagt Bucher. Für einen der drei Tennisplätze besteht die Gefahr der Überflutung, wenn der Bachpegel weiter steigt. Angelegte Umgehungsrinnen sollen das verhindern.
„Alle zwei Tage werden die Rinnen von städtischen Mitarbeitern vom Schlamm befreit“, so Bucher.

Der Biber beschäftigt auch den Landtag
Der Landtagsabgeordnete Frank Bonath (FDP) wird sich am 12. April ein Bild von der Situation vor Ort zu machen. „Der Biber ist mittlerweile ein dauerhaftes Thema im Landtag mit unterschiedlichen Meinungen dazu“, sagt Bonath. Man sei auch im Gespräch mit Naturschutzverbänden.

„Wir haben bereits viele Anträge gestellt und kämpfen im Parlament darum, dass man Biber entnehmen kann, wenn es zu hohen Schäden für die Landwirtschaft kommt“, so Bonath.
Wichtig ist der Eindruck vor Ort
Deshalb sei es für ihn als lokaler Abgeordneter und umweltpolitischer Sprecher der FDP Landtagsfraktion wichtig, sich die Situation vor Ort anzuschauen. Wie mit dem Biber umgegangen werde, sei reine Landespolitik. Es sei völlig in Ordnung, wenn sich Biber ausbreiten würden. „Ab dann, wenn die Biber zur Plage und landwirtschaftliche Flächen nicht mehr nutzbar werden, muss man regulierend eingreifen“, so die deutliche Position der FDP-Fraktion.
Keine natürlichen Feinde für den Biber
Natürliche Feinde hätte der Biber nicht. Im Moment gäbe es im Parlament noch keine Mehrheit dazu. „Deshalb ist es wichtig, Beispiele vor Ort zu kennen, um dies in parlamentarischen Initiativen einzubringen “, so der Landtagsabgeordnete. Sprechen müsse man auch über Entschädigungszahlungen.
„Die Landesregierung vertritt die Position, dass der Biber nicht angesiedelt wurde, sondern von allein gekommen ist“, so Bonath. Deshalb könne laut Landesregierung auch kein Entschädigungsfonds bereitgestellt werden.
Ortsvorsteher wünscht sich ein Miteinander
Ortsvorsteher Bernd Bucher zeigt sich glücklich darüber, dass die Rietheimer Situation nun auf Landtagsebene zur Sprache kommt. „Wir haben in Rietheim viele kleine Bäche, an denen sich die Biber ansiedeln“, so Bucher. Bei jedem Starkregen könnten die Bäche die Niederschläge nicht mehr aufnehmen, was zur zusätzlichen Überflutung der landwirtschaftlichen Flächen führen würde.

„Ich wünsche mir, dass es zukünftig ein Miteinander gibt, was im Moment keines Falls gewährleistet ist“, sagt der Ortsvorsteher. Bucher erhofft sich von dem Besuch, dass ein Kompromiss zwischen verbesserte landwirtschaftlicher Nutzung der Flächen und dem Tierschutz gefunden wird „Ich bin in keiner Weise gegen den Biber“, betont der Ortsvorsteher ausdrücklich.