Die Letzten beißen die Hunde. Etwa so müssen sich einige Häuslebauer in Obereschach vorkommen. Denn derzeit steigen nicht nur die Baukosten und Kreditzinsen. Auch die Preise für die erschlossenen Baugrundstücke galoppieren davon. Der Fall Obereschach wurde jetzt im Verwaltungsausschuss der Stadt kontrovers diskutiert.

Konkret geht es um eine Baulücke im Wohngebiet „Ob den Gärten Nord“. Der Ortschaftsrat hatte 2019 beschlossen, am nordöstlichen Siedlungsrand noch einige Bauplätze auszuweisen.

Blick vom Altweg auf das Baugebiet „Ob den Gärten Nord“. Hier entstehen die letzten acht Bauplätze.
Blick vom Altweg auf das Baugebiet „Ob den Gärten Nord“. Hier entstehen die letzten acht Bauplätze. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Allerdings stand nicht gleich die gesamte Grundstücksfläche zur Verfügung, sodass die Erschließung auf zwei Abschnitte gestreckt wurde. Während die Häuslebauer, die beim ersten Bauabschnitt zum Zuge kamen, die Grundstücke für 180 Euro pro Quadratmeter erwerben konnten, sieht es für die acht weiteren Bauplätze im zweiten Bauabschnitt deutlich kostspieliger aus.

Statt 180 nun 255 Euro

Der Stadt wurden von den acht Bauplätzen insgesamt vier zugeteilt, die nun verkauft werden sollen: Allerdings will die Stadt von den Häuslebauern nicht 180 Euro, sondern 255 Euro pro Quadratmeter. Damit müssen die Kaufinteressenten eine Steigerung des Grundstückspreises um über 40 Prozent hinnehmen.

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Ein Schock für die Betroffenen, meist junge Familien. Für sie bedeutet dies, dass ein 500 Quadratmeter großes Grundstück sich binnen weniger Monate von 90.000 auf 135.000 Euro verteuert.

Ortschaftsrat fordert Nachlass

Angesichts dieser Entwicklung schaltete sich der Ortschaftsrat von Obereschach ein und appellierte an die Stadt, den Bauplatzpreis zumindest auf 220 Euro den Quadratmeter zu senken. Den einheimischen Bauwilligen, so appellierte der Ortschaftsrat, sollte die Kostensteigerung aufgrund der Verzögerung beim Grundstückkauf und beim Umlegungsverfahren nicht aufgebürdet werden. Bei einem Verkaufspreis von 220 Euro sei die Erschließung noch immer kostendeckend.

Wann ist die Kostendeckung erreicht?

Das allerdings sieht das Liegenschaftsamt der Stadt nicht als gewährleistet an. Derzeit gehen die Verantwortlichen zwar davon aus, dass die Kostendeckung bei etwa 212 Euro pro Quadratmeter liege. Aber: Die bisherigen Zahlen beruhten aber nur auf inaktuellen Schätzungen. Es könnten noch einige Verteuerungen kommen.

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Deshalb hat das Liegenschaftsamt analog zur Kaufpreiskalkulation für das Baugebiet Gassenäcker in Pfaffenweiler einen 20-prozentigen Sicherheitszuschlag obendrauf gerechnet. Im Gebiet Gassenäcker lag der Verkaufspreis übrigens bei 240 Euro pro Quadratmeter.

Appell des Ortsvorstehers

Ortsvorsteher Klaus Martin appellierte an die Gemeinderatskollegen, den Verkaufspreis von 255 Euro abzusenken. Bestreben des Ortschaftsrates sei es, auch einheimischen jungen Familien eine Chance zu geben, im Ort zu bauen. „Wir können auch 300 Euro verlangen, dann kommen aber keine Einheimischen mehr, sondern Leute aus Stuttgart“, sagte Martin.

Ortsvorsteher Klaus Martin: „Wir können auch 300 Euro verlangen, dann kommen aber keine Einheimischen mehr, sondern Leute aus ...
Ortsvorsteher Klaus Martin: „Wir können auch 300 Euro verlangen, dann kommen aber keine Einheimischen mehr, sondern Leute aus Stuttgart.“ | Bild: Kurt Weiß

Allerdings scheiterte Martin mit seinem Versuch, die Herzen der Ausschussmitglieder für die jungen heimischen Familien zu erwärmen. Oberbürgermeister Jürgen Roth verteidigte den höheren Verkaufspreis. Über die vier Grundrechenarten brauch man nicht zu diskutieren. Die Stadt möchte bei dem Verkauf nicht drauflegen müssen.

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Die Mehrheit im Verwaltungsausschuss sah dies ebenso. Dem Gemeinderat empfahlen die Ausschussmitglieder den vorgeschlagenen Verkaufspreis von 255 Euro. Der Beschluss fiel bei zehn Befürwortern, vier Gegenstimmen und einer Enthaltung. Am Mittwoch, 28. Februar, entscheidet der Gemeinderat das Thema abschließend.