Herr Elser, der Film dauert gut zweieinhalb Stunden. War das so geplant oder hat sich die Zusammenstellung der Szenen etwas verselbständigt?
Als wir die Idee vor Saisonbeginn hatten, gingen wir von 30, vielleicht 45 Minuten aus. Aber dann entwickelte sich das Spieljahr ja so unglaublich und es wurde immer mehr. Am Ende nimmt ja alleine das entscheidende Aufstiegsspiel gegen Wilhelmshaven mit seinem einzigartigen furiosen Finale über eine halbe Stunde ein.
Wie viel Rohmaterial gab es denn zu sichten und bewerten?
Allein die Interviews zu den einzelnen Spielen brachten es auf sieben Stunden. Über die sieben Spiele der Aufstiegsrunde habe ich 750 Clips gedreht, die zu den 100 der Vorrunde hinzu kamen. Schließlich noch die kompletten Streamvideos der Spiele und rund drei Stunden mit der 360-Grad-Kamera. Alleine daraus hätte man eine Serie machen können.
Wie viele Helfer hatten Sie, um daraus den Film zu schneiden?
(schmunzelt): Nette Frage – keine! Seit Mitte Juli 2022 bis kurz vor Weihnachten bin ich jedes Wochenende und fast jede Nacht drangesessen. Tagsüber ging‘s ja wegen meiner Arbeit nicht.
Haben Sie die Stunden gezählt, die Sie investiert haben?
Aufgeschrieben habe ich sie nicht. Es werden rund 400 Stunden plus x gewesen sein. Dazu hat freilich auch ein überalterter Rechner mit seinen ebenfalls nicht taufrischen Programmen beigetragen. Komplette PC-Abstürze gab‘s leider auch.
Was hat Sie angetrieben und wie oft waren Sie der Verzweiflung nahe?
Wenn ich mir etwas vornehme, möchte ich es immer so perfekt wie möglich machen – das wurde dann schon anstrengend. Groß war der Spaß beim Sichten und Schneiden der Szenen, weil da automatisch die tollen Erlebnisse beim Drehen wieder lebendig wurden, gerade die speziellen von den langen Auswärtsfahrten. Aber klar, Erschöpfung und, ja, Verzweiflung waren auch dabei.
Erzählen Sie.
Das Niederschreiben der Interviews, das erforderlich war, um das Gesagte den Spielen zuzuordnen, kostete Zeit und Nerven. Dann schneidet man Szenen, merkt, dass es so nicht passt und beginnt mit dem Abschnitt wieder bei Null.
Und die Frage, was nehme ich und was lasse ich weg, war als HSG-Insider sicher auch nicht gerade einfach?
Stimmt. Irgendwie ist doch jede Aussage einzigartig und zeigt das Herzblut der Spieler. Da schnöde zu kürzen oder wegzulassen, fiel mir total schwer.
Das Budget des Films bestand sozusagen einzig und allein aus ihrem Einsatz. Waren Sie nervös, als jetzt der Film einem ausgewählten Publikum gezeigt wurde?
Natürlich. Aber dann gab es ja immer wieder spontanen Beifall, das entspannt. Und wenn ich die Reaktionen und die Gespräche danach Revue passieren lasse, dann hat sich der ganze Aufwand, hat sich die große Mühe gelohnt. Und Spieler und Trainer der HSG haben es ja auch verdient.