Handball, 2. Bundesliga: Das hat gesessen: Gegen den Tabellenführer HSV Hamburg hatte die HSG am Freitagabend keine Chance und verlor deutlich mit 29:40. Für den Trainer war dies eine zu erwartende Niederlage. Die Konstanzer müssen sich an anderen Gegnern orientieren.

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Es ist tragisch, dass der HSG im Heimspiel gegen den namhaften Ligaprimus ein vermutlich ausverkauftes Haus mit 2000 Zuschauern durch die Lappen ging. So sieht es auch Daniel Eblen. „Mit den ersten guten Aktionen wären sicher Euphorie und Selbstbewusstsein aufgekommen“, meint der HSG-Trainer, der jedoch anfügt: „Es hätten auch 10 000 Menschen in der Schänzlehalle sein können, gegen Hamburg wäre für uns trotzdem nichts zu holen gewesen.“ Zu groß sei der sportliche Vorsprung der Gäste, die nicht nur geographisch, sondern auch tabellarisch von ganz oben kommen.

Technische Fehler und Gegenstöße

Solche Spiele können Spaß machen oder schmerzhaft sein, hatte Eblen im Vorfeld der Partie gesagt. Anfangs schien seine Mannschaft tatsächlich Gefallen an der Herkulesaufgabe gefunden zu haben, denn der klare Außenseiter trat mutig und selbstbewusst auf. „Die ersten 15, 20 Minuten fand ich richtig gut, da haben wir gut gespielt. Das Spiel hatte ein wahnsinniges Tempo“, analysiert Eblen. „Dann kam jedoch eine Phase, in der wir einige Fehlwürfe hatten und Hamburg auf vier, fünf Tore davonzog. Das hat dazu geführt, dass wir überdrehten und zu viel wollten. Stattdessen machten wir technische Fehler und kassierten zu viele Gegenstöße.“ Von diesem Zeitpunkt an war es eine Machtdemonstration des Spitzenreiters, der zweifelsohne ganz andere sportliche Ziele verfolgt als die Konstanzer, jedoch auch keine Mühe hatte, die HSG-Abwehr ein ums andere Mal zu düpieren. Vorbei war der Spaß, da war der Schmerz.

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Und das nicht nur im übertragenen Sinne. Als in der 15. Minute HSG-Torhüter Moritz Ebert nach einer Parade im Torraum am Boden blieb, wusste wohl jeder der wenigen Anwesenden in der Schänzlehalle, dass diese Szene schwerwiegende Folgen haben dürfte. Ebert hielt sich sofort das linke Knie und konnte dieses nicht mehr belasten. „Die genaue Diagnose steht noch aus. Das hat überhaupt nicht gut ausgesehen, es könnte etwas Schlimmeres sein“, berichtet Eblen, der einen Kreuzbandriss befürchtet.

Für Ebert musste der ohnehin schon von Rückenproblemen geplagte Max Wolf in den Kasten, während der dritte Torhüter im Bunde, Michael Haßferther, angeschlagen auf der Tribüne saß. Bei beiden ist Eblen jedoch zuversichtlich, dass sie im Laufe der kommenden Woche wieder ins Training zurückkehren und am Sonntag in Dessau zur Verfügung stehen.

Zu „brav“ in den Zweikämpfen

Auch Peter Schramm musste mit einer Oberarm-Prellung samt Einblutung im Muskel passen. Seine Fähigkeiten im Mittelblock fehlten der Konstanzer Defensive ohne Frage, allein dadurch lassen sich die sage und schreibe 40 Gegentore jedoch nicht begründen. Zwar trug das schnelle Tempo des Spiels zu der hohen Zahl an Treffern bei, die HSG half dabei mit einer schwachen Defensive jedoch gehörig mit. „Die Zweikampfführung hat mir gar nicht gefallen. Wir haben zu wenig Physis aufs Feld gebracht und waren zu brav. Der HSV war uns immer einen Schritt voraus“, analysiert Eblen nüchtern.

Nach zuletzt 35 Gegentreffern in Dresden und nun 40 gegen die Hansestädter sieht der HSG-Trainer jedoch keinen Negativtrend, der ihm Sorgen bereiten würde: „Dass wir auch anders können, haben wir vor zwei Wochen in Rimpar gezeigt. Es wird wichtig sein, dass wir in den kommenden Spielen wieder unser eigentliches Niveau erreichen.“

Noch alles selbst in der Hand

Nach der Hälfte der absolvierten Saisonspiele hat die HSG, die auf dem drittletzten Rang steht, weiterhin alle Chancen auf den Klassenerhalt. Daran ändert auch die Klatsche gegen den HSV nichts. „Wir wissen, dass es Spiele gibt, in denen wir richtig auf den Deckel bekommen“, sagt Eblen. „Wir steigen nicht ab, wenn wir gegen Gummersbach und Hamburg verlieren, sondern dann, wenn wir in jenen Spielen, in denen wir eine Chance haben, diese nicht nutzen.“