Fußball: – Es war Anfang September 2019. Der FSV Rheinfelden hatte sich von seinen Trainern Anton Weis und Marc Jilg getrennt. Gut drei Jahre hatte Weis als Spielertrainer mit seinem Kumpel das FSV-Schiff auf Landesliga-Kurs gehalten und immer wieder gerade so eben den Ligaverbleib gesichert, als der Verein seinen Trainern die Kündigung präsentierte.
Es war seine erste Station als Trainer gewesen. „Ich habe nie Ambitionen gehabt, als Trainer zu arbeiten. Aber mit Marc hat es auch Spaß gemacht. Wir hatten ja nich.ts zu verlieren“, erinnert sich Anton Weis an jene Zeit. Dann war auf einmal Schluss. Was tun? Dass der heute 32-jährige Rheinfelder, der immer noch zu den besten Kickern der Region zählt, sich so klammheimlich in die Fußball-Rente verabschieden würde? Kaum vorstellbar – aber damals für ihn eine echte Option.
Sein Hobby ist seine Tochter
Ins Probetraining zog es ihn nochmals zum FV Lörrach-Brombach und zum SV Weil. Da hätte er hundert Prozent geben müssen. Durchstarten oder einen Gang zurück schalten? Das war für ihn die Frage. Der Lauf des Lebens machte ihm die Antwort leicht. Anton Weis hat mit seiner Freundin, mit der schon elf Jahre zusammen ist, eine heute eineinhalb Jahre alte Tochter. „Mein Hobby ist meine Tochter. Drei Mal in der Woche Zeit ins Fußballtraining zu investieren – das war es mir nicht wert“, sagt er ohne Wehmut.
Aufstieg ist keine Utopie
Dass manch einer sich die Augen reibt, wenn er in der Zeitung montags die Spielberichte der zweiten Mannschaft des FSV Rheinfelden liest, wundert natürlich nicht. Die Rheinfelder FSV-Reserve ist auch dank Anton Weis an der Tabellenspitze der Kreisliga A, West zu finden. Der Aufstieg in die Bezirksliga ist keine Utopie. Weis hat als Sechser der Mannschaft Stürmerqualitäten bewiesen. Mit zwölf Treffern in 16 Spielen war er bis zum Unterbruch der Saison Ende November bester Torschütze seines Teams.
Von seinen fußballerischen Fähigkeiten her wäre Anton Weis gewiss auch ein Kandidat für die von Werner Gottschling und Peter Johann trainierte erste Mannschaft, die in der Landesliga als bisher unbesiegter Tabellenführer ein heißer Kandidat für den Aufstieg in die Verbandsliga ist. Weis spielt lieber in der „Zweiten“. „Das mache ich auch als Plausch und um mich sportlich fit zu halten“, sagt er. Höchstens in Notsituationen würde er noch in der ersten Mannschaft aushelfen.
Die zweite Mannschaft ist also seine Heimat geworden. Die „Schuld“ dafür trägt Sascha Rueb, der Trainer der Reserve. „Sascha zählt zu meinen engsten Freunden. Er hat mich überredet, in der Zweiten noch ein paar Jahre dran zu hängen. Ohne ihn hätte ich aufgehört.“ Auch viele andere seiner Kumpels kicken in der zweiten Mannschaft. Weis: „Wir sind ein super Haufen. Deswegen macht es mir auch noch sehr viel Spaß.“
TuS Binzen Titelfavorit
Der Spaßfaktor ist Weis zwar wichtiger geworden, aber der Erfolg spielt dabei schon eine Rolle. Und als Tabellenführer ist der FSV Rheinfelden II bisher sehr erfolgreich. Weis will dennoch auf dem Teppich bleiben. „Der TuS Binzen wird den Titel holen. Da führt kein Weg vorbei. Aber der zweite Platz ist für uns möglich. Dann freuen wir uns riesig auf die Aufstiegsspiele“, so Weis. Dass es so gut laufen würde für die Rheinfelder Reserve, habe keiner vorher für möglich gehalten.

Auch vor seiner Rheinfelder Zeit war Anton Weis als Fußballer durchaus erfolgreich. Als Jugendlicher spielte er in der U14 und U15 des FC Basel, wechselte dann zum SC Freiburg, wo er in der U16 bis U19 ausgebildet wurde. Sein Trainer damals war übrigens kein Geringerer als Christian Streich, der heute als Cheftrainer für die Profis verantwortlich ist. „Ich hatte das Angebot, ins Fußballinternat des SC Freiburg zu wechseln, aber das war nicht so mein Ding. Ich war lieber bei meinen Kumpels in Warmbach, wo ich aufgewachsen bin“, erinnert sich Weis.
Auch im erweiterten Kader der U15- und U16-Nationalmannschaft war er. „In die erste Elf habe ich es dann aber nicht geschafft“, sagt Weis. Als er als U18-Spieler in der Freiburger U19 spielte, wurde er von einer schweren Knieverletzung ausgebremst. „Danach bin ich nicht mehr richtig reingekommen.“
Halbes Jahr in der Oberliga
Nach einem halben Jahr wechselte er zum FC Emmendingen, wo er in der Oberliga und nach dem Abstieg in der Verbandsliga spielte. Nach einer Saison beim damaligen FV Lörrach folgte ein zweijähriger Abstecher über die Grenze zum FC Lauffen, der damals noch in der dritthöchsten Schweizer Liga spielte. Als 24-Jähriger zog es ihn aber wieder zurück in die Heimat, und schon in der Saison 2015/16 war er als Mittelfeldregisseur beim Landesligisten FSV Rheinfelden gesetzt.
Ein Hauch von Luxus
Gespielt wurde damals noch auf der berühmt-berüchtigten Richterwiese, von der sich der Verein in dieser Saison verabschiedet hat. Viele schöne Erinnerungen habe er an diese Zeit, obwohl die sportlichen Rahmenbedingungen bei der Spielstätte eher grenzwertig gewesen seien. „Wir haben uns die Umkleidekabine in der nahe gelegenen Schule manchmal mit den Ringern teilen müssen“, erinnert sich Weis. Dagegen mutet die neue Spielstätte des FSV Rheinfelden in Warmbach schon fast paradiesisch an. Topfebenes Geläuf auf beiden Rasenplätzen, schmuckes Vereinsheim, moderner Umkleidetrakt. „Jeder Spieler hat in der Kabine seinen eigenen Spind. Das ist fast Luxus.“
Zukunft als Trainer ungewiss
Vielleicht hängt Anton Weis angesichts dieser angenehmer Bedingungen ja noch ein paar Jährchen dran. Als Spieler sicher, als Trainer weiß er nicht. Es sei nicht sein Plan, irgendwann als Trainer zu arbeiten. Ausschließen will er aber nichts. „Wenn ich selber nicht mehr laufen kann, lass ich eben andere laufen“ scherzt er.