Fußball-Kreisliga A, Ost: – Was haben elf Fußball-Vereine am Hochrhein gemeinsam? Bei allen stand schon einmal – oder auch mehrmals – Giuseppe Pavano, genannt „Pepe“, als Trainer in der Verantwortung. Der umtriebige Coach aus Weilheim kennt den regionalen Fußball wie nur wenige Trainer.
Seit 2022 hat er bei der Spielgemeinschaft auf dem Höchenschwander Berg – gebildet vom SV Höchenschwand, dem SV Häusern und seit dieser Saison auch vom SV St. Blasien – die Zügel in der Hand. Pavano übernahm die Mannschaft von Markus Fehrenbacher nach dem Aufstieg in die Kreisliga A. Im ersten Jahr verpasste er mit dem Team überraschend nur knapp die Meisterschaft.
Begeisterung und Leidenschaft
Der 62-jährige Sizilianer blickt auf eine lange Karriere im Fußball zurück. In Italien hat er es einst zum Fußballprofi geschafft. Trotzdem ist er, wie seine gesamte Familie, immer noch voller Begeisterung für das runde Leder. Selbst nach unglaublichen 54 Jahren im Fußballgeschäft ist bei bei Giuseppe Pavano zu spüren, dass er noch immer für den Fußball brennt. Er will etwas bewegen, auch aktuell mit der SG Höchenschwand/Häusern/St. Blasien.

„Wir hatten im vergangenen Spieljahr eine tolle Saison. Erst fünf Spieltage vor Schluss ging uns verletzungsbedingt etwas die Luft aus. Vor der laufenden Runde war allerdings klar, dass wir nach einigen Abgängen und wegen fehlenden Spielern nicht das Niveau des Vorjahres erreichen werden“, erklärt er die aktuelle Situation. Aber genau das mache den Reiz aus: „Ich will mit neuen und jungen Spielern etwas entwickeln und so erreichen, dass sie Spaß am Fußball haben und mit Leidenschaft kicken“, formuliert Pavano seine Motivation.
Dabei hat er schon viel erlebt – auf und neben dem Platz. Wie kaum ein Zweiter am Hochrhein, kann Pavano auf einen reichen Schatz an Erfahrung zurückgreifen. Seine Meinung hat deshalb Gewicht. Und wenn er sagt, dass für ihn der richtige Fußball eigentlich erst in der Verbandsliga beginnt, werden die meisten seiner Trainerkollegen zustimmend nicken. Sie wissen, dass das nicht despektierlich gemeint ist.

Erkan Kanli – ein Vorbild und Freund
Das tut seinem Engagement in der Kreisliga keinen Abbruch, im Gegenteil. „Für mich ist entscheidend, dass ich mit der Mannschaft etwas bewegen kann. Ob das in der Kreisliga A oder B ist, oder wo auch immer. Das ist zweitrangig für mich“, erklärt Pavano, für den der interessanteste Trainer nicht aus dem Profifußball kommt. Dass er Erkan Kanli vom FC 08 Tiengen nennt, zeigt, wie sehr er mit dem Fußball am Hochrhein verwurzelt ist: „Erkan ist als Mensch und Fußballexperte einer der Besten, den ich kenne. Er ist ein echter Freund für mich“, beschreibt Pavano den Coach des Landesligisten.
40 Jahre lang stand Giuseppe Pavano selbst als aktiver Fußballer auf dem Platz. Begonnen hat er seine fußballerische Laufbahn allerdings nicht in seiner sizilianischen Heimat, sondern als kleiner Junge mit acht Jahren beim SV Borussia Wuppertal. Seine Eltern waren 1965 als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen. ließen sich im Rheinland nieder.
Bis zu seiner Rückkehr nach Italien entwickelte Pavano sein fußballerisches Talent so weit, dass er auf Sizilien bereits mit 17 Jahren in der 1. Mannschaft von Syrakus – eine Stadt mit rund 122.000 Einwohnern, südlich von Catania – spielte. Sein Ziel, bis in die höchsten Sphären des italienischen Profifußballs aufzusteigen, blieb ihm verwehrt. Doch es gelang Giuseppe Pavano immerhin, als Spieler der 2. Mannschaft des FC Bologna in der dritten italienischen Liga gut vom Fußball leben zu können.

„Das war eine tolle Zeit für mich. Ich war viel unterwegs, habe ganz Italien gesehen und mit meinem Sport Geld verdient. Irgendwann war allerdings abzusehen, dass es für ganz oben nicht reichen würde“, erzählt er mit leuchtenden Augen.
Vor über 30 Jahren in Jestetten gelandet
Es entspricht seiner selbst reflektierenden Art, dass er bei allem Ehrgeiz seine Grenzen kennt. Ohne sie zu leugnen, was im Gespräch immer wieder deutlich wird. Giuseppe Pavano entschied sich also vor etwas mehr als 30 Jahren, nach Deutschland zurückzukehren, um sich beruflich zu entwickeln. Heute ist er in einem Tiengener Möbelhaus für die Logistik zuständig.

Die professionelle Einstellung zum Fußball nahm er mit, als in die Hochrheinregion und als Fußballer zum SV Jestetten kam. Für den Verein war er acht Jahre lang in der Bezirksliga aktiv. Zunächst als Spieler, später als Spielertrainer. In Jestetten legte Pavano den Grundstein für seine zweite Karriere. „Ich hatte schon immer das Bedürfnis, meine Erfahrung und mein Können weiterzugeben“ freute er sich auf seine neue Rolle. Selbst mit 48 Jahren schnürte er noch beim SV Nöggenschwiel seine Kickschuhe, bevor endgültig an den Seitenrand wechselte.

Respekt und Engagement ist wichtig
„Ich muss das Gefühl haben, dass bei einem Verein ein gewisses Potenzial vorhanden ist. Entscheidend ist, dass alle an einem Strang ziehen. Wenn die Spieler nicht bei der Sache sind, sich fußballerisch nicht weiter entwickeln wollen und sie den Respekt für das Engagement vermissen lassen, dann bin ich der Falsche. Dann ziehe ich meine Konsequenzen“, beschreibt Giuseppe Pavano seine Trainermaxime deutlich und gibt zu, dass er manchmal Probleme habe, „die teilweise vorhandene Mentalität der jungen Spieler zu verstehen, was den Einsatz und die Verbindlichkeit angeht“.
Wer glaubt, dass es „Pepe“ Pavano mit seinen 62 Jahren etwas ruhiger angehen lässt, täuscht sich gewaltig. „Ich selbst gebe alles und erwarte dann auch, dass die Spieler Gas geben.“ So auch an einem stürmischen, kalten und verregneten Herbstabend beim Training in St. Blasien. Es ist für ihn selbstredend, trotz der unwirtlichen Bedingungen das Training eisern durchzuziehen.

Fußball ist bei Giuseppe Pavano auch Familienangelegenheit. Seine Frau Sabine liebt den Fußball genauso wie er und sein Stiefsohn Alexander Rindt ist ein Urgestein beim FC Rot-Weiß Weilheim. Sein Neffe Sandro Knab ist einer der Leistungsträger beim Landesligisten SV 08 Laufenburg. Knab stammt ebenso aus Weilheim wie Ex-Profi Johannes Flum, zu dem Pavano einen engen Kontakt pflegt.

Abschalten in den Alpen
So richtig abschalten vom Fußball kann er nur, wenn er bei seiner Stieftochter in Bergün/Graubünden ist. Dort führt sie mit ihrem Ehemann ein Sportgeschäft. „Ich genieße es beim Wandern sehr, die Berge und die Natur auf mich wirken zu lassen“, schwärmt Pavano von den Alpen.

In seine sizilianische Heimat – hier leben viele seiner Verwandten – hält er engen Kontakt: „Etwa vier Mal im Jahr bin ich dort. Ich kehre gern dorthin zurück, wo ich meine aufregendste Zeit im Fußball erlebt habe“ sagt Giuseppe Pavano. Ans Aufhören denkt er noch nicht. Dafür hat er einfach noch zu viel Spaß und Motivation, um den Fußball in der Region weiter voranzubringen.