Fußball, Aufstieg zur Bezirksliga: – Zu gern wäre er am Samstag dabei gewesen. „Leider klappt es nicht“, sagt Andreas Rutschmann mit leichter Enttäuschung in der Stimme: „Ich bin privat verhindert – und das hat sich nicht mehr verschieben lassen.“ Es wäre das definitive Abschiedsspiel für den Leiter des Polizeipostens in Jestetten gewesen: „Nun war es eben das 3:1 aus dem Hinspiel.“

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So drückt der 37-Jährige seinen Teamkollegen vom FC Hochrhein Hohentengen-Stetten fest die Daumen, wenn sie beim SV Eichsel das entscheidende Spiel um die Rückkehr in die Bezirksliga absolvieren. Der 3:1-Vorsprung klingt komfortabler, als er ist: „Wir müssen aufpassen“, mahnt Rutschmann, als wäre er nicht nur gedanklich in der Kellermatten dabei: „Ich hoffe stark, dass unser Kapitän Philipp Jedlicka spielen kann“, so Rutschmann: „Er wird es schon schaffen, mich in der Abwehr zu ersetzen. Die Rückkehr in die Bezirksliga wäre ein krönender Abschluss für mich.“

Andreas Rutschmann gegen SV Eichsel in Aktion Video: Scheibengruber, Matthias

Über 20 Jahre hinweg zählte Andreas Rutschmann zum festen Inventar im Bohnenviertel. Zunächst bei Eintracht Stetten und ab 2011 beim gemeinsam mit dem SC Hohentengen neu formierten FC Hochrhein: „Ich hatte in dieser Zeit schon die eine oder andere Anfrage“, gibt der bodenständige Abwehrspieler aus Bergöschingen zu: „Aber es hat mich nie wirklich von hier weggezogen.“ Seine Verwurzelung im Verein zeigte sich nicht nur auf dem Platz, sondern bis vor zwei Jahren mit seiner Funktion als Beisitzer auch am Vorstandstisch.

Freund und Helfer: Der Polizeibeamte Andreas Rutschmann hilft bei jeder Gelegenheit – hier seinem Torwart Simon Krause.
Freund und Helfer: Der Polizeibeamte Andreas Rutschmann hilft bei jeder Gelegenheit – hier seinem Torwart Simon Krause. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Konstanz ist sein Thema. Wenn die Mannschaft auf den Platz gelaufen ist, Rutschmann war fast immer dabei. Einzig nach einer Knie-Operation vor über zehn Jahren legte er mal eine längere Pause ein. Nun aber ist Feierabend. Gemeinsam mit den langjährigen Teamkollegen Francesco Melina, Stefan Fels und Sebastian Meier räumt er zum Saisonende die Kabine: „So langsam zwickt es im anderen Knie – und jetzt sind wir in einem Alter, in dem man aufhöre darf“, lacht Rutschmann.

Andreas Rutschmann zum Aufstiegsspiel Video: Scheibengruber, Matthias

Er hat viel erlebt, nachdem er die Jugendabteilung des FC Eintracht Stetten verlassen hat und ins Kader der „Ersten“ aufgerückt war. Als junger Spieler erlebte er gleich die erfolgreichsten Jahre mit. Erst die Vizemeisterschaft 2006 unter Trainer Bruno Blum mit den Aufstiegsspielen. Dabei handelte sich die Elf gegen den FSV Rot-Weiß Stegen eine der nur acht Niederlagen in zwei Jahren ein, blieb in der Liga, um 2007 souveräner Meister zu werden. Nach einem Jahr war Eintracht Stetten zurück in der Bezirksliga, um aber erneut durchzustarten.

Erinnerungen: In der Saison 2006/07 traf Andreas Rutschmann (rechts) mit dem Landesliga-Aufsteiger auf Michael Wasmer und den SV 08 ...
Erinnerungen: In der Saison 2006/07 traf Andreas Rutschmann (rechts) mit dem Landesliga-Aufsteiger auf Michael Wasmer und den SV 08 Laufenburg. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Kurioses Aufstiegsspiel im Juni 2009

„Wir wurden Vizemeister und erlebten diese denkwürdigen Aufstiegsspiele“, erinnert sich Rutschmann an den Juni 2009. Das Hinspiel beim FC Denzlingen II ging mit 1:3 verloren: „Im Rückspiel lagen wir nach 90 Minuten mit 2:0 vorn. Der Schiri bat zur Verlängerung und danach zum Elfmeterschießen, das wir unglücklich verloren haben“, erzählt Rutschmann von einem seltsamen Spiel, in den gleich drei Stettener (Stefan Schmidle, Alex Michla und Jan Tschentscher) vorzeitig mit Gelb-Rot vom Platz mussten. Der Knall-Effekt kam aber zwei Tage später, als dem Verein – und auch dem Verband – klar wurde, dass ab 2009 die „Auswärtstor-Regelung“ galt. Also wäre Eintracht Stetten nach 90 Minuten beim Stand von 2:0 als Aufsteiger festgestanden. Der Fehler wurde dahin gehend salomonisch korrigiert, dass beide Kontrahenten aufsteigen durften.

Andreas Rutschmann blickt zurück Video: Scheibengruber, Matthias

Für die Eintracht wurde er erneut ein nur einjähriges Gastspiel, ehe es 2010 wieder in die Bezirksliga ging. Fünf Jahre später erfolgte der Abstieg in die Kreisliga A. 2019 kehrte er FC Hochrhein unter Philip Brandl zurück. Eine Saison die Andreas Rutschmann noch sehr präsent ist: „In den letzten Spielen vor dem Titelgewinn haben wir mehrfach Spiele noch in der Schlussphase gedreht. Für mich eine sehr emotionale Zeit.“ In jener Saison kassierte er seine einzige Rote Karte als Abwehrspieler: „Eine Notbremse in Weizen“, schmunzelt Rutschmann und er erzielte sein letztes Tor für den FC Hochrhein: „Ein Handelfmeter gegen den SV Rheintal.“

Abschied beim FC Hochrhein: Die Routiniers Andreas Rutschmann, Sebastian Meier, Marius Risch, Francesco Melina und Stefan Fels (von ...
Abschied beim FC Hochrhein: Die Routiniers Andreas Rutschmann, Sebastian Meier, Marius Risch, Francesco Melina und Stefan Fels (von links) wurden nach dem Aufstiegsspiel gegen den SV Eichsel vor heimischer Kulisse in den „Fußball-Ruhestand“ verabschiedet. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Dabei waren Rutschmann-Tore einst an der Tagesordnung: „In der Jugend war ich noch Stürmer“, blickt der 37-Jährige zurück: „Aber mit steigendem Alter bin ich immer weiter nach hinten gerückt.“ Nun also ganz raus aus dem Team: „Ich freue mich auf die Zeit mit meiner Frau und meinen beiden Kindern, die mussten wegen des Fußballs oft zurückstecken.“ Und vielleicht kehrt er ja alsbald aufs Grün beim FC Hochrhein zurück, denn der Dreijährige zeigt schon gute Ansätze, dass er dereinst in die Fußstapfen des Papas zu treten.“