Damit hatte kaum einer gerechnet. Obwohl die Wild Wings kurz zuvor etliche Spieler verkauft hatten, gewannen sie gegen die Kölner Haie mit 1:0 (0:0, 0:0, 1:0) Toren. 3271 Zuschauer sahen eine leidenschaftlich kämpfende Schwenninger Mannschaft, die mit zahlreichen jungen Kräften bestückt war, und die Rheinländer in eine tiefe Depression stürzte.
Beim Duell gegen die Haie zeigten sich die ersten Folgen des Schwenninger „Winterschlussverkaufs“, bei dem am Donnerstag kurz vor Transferschluss innerhalb weniger Stunden vier Profis vorzeitig an andere Klubs abgegeben worden waren. Etliche Fans hatten kein Verständnis dafür, dass die Wild Wings angesichts der aussichtslosen sportlichen Situation in der Endphase der Saison Personalkosten einsparen wollten und mieden die Helios-Arena.
Die Daheimgebliebenen mochten vermutlich nicht akzeptieren, dass die Qualität der Mannschaft zumindest auf dem Papier zwar erheblich geschwächt, der Ticketpreis im Umkehrschluss jedoch nicht gesenkt wurde. Die Quittung folgte auf dem Fuß: Für ein Spiel gegen Köln war die Besucherzahl enttäuschend gering und weit unter dem bisherigen Schnitt von 4000 Besuchern pro Heimspiel.
Wie tief der Stachel der Enttäuschung bei den Schwenninger Anhängern sitzt, musste Christoph Sandner bereits vor dem Spiel erfahren. Als er auf dem Eis ein Fernseh-Interview gab, wurde er von den Zuschauern ausgepfiffen. Die über weite Strecken leblose Stimmung in der Halle nahm erst in der Schlussphase richtig Fahrt auf, als die Wild Wings auf die Siegerstraße einbogen.
Während für Schlusslicht Schwenningen die Saison längst gelaufen ist, haben die Haie immer noch – wenn auch geringe – Chancen, die Playoff-Runde zu erreichen. Auch deshalb hatte der Ausverkauf im Schwenninger Team einen Tag vor dem Spiel einen faden Beigeschmack. Schließlich befanden sich in dem Quartett der Abgänger mit Jordan Caron, Matt Carey und Markus Poukkula drei Kontingentspieler, die vermeintlichen Säulen einer DEL-Mannschaft. Keine Frage: Bei einem Auswärtserfolg der zuletzt 13 Mal in Folge sieglosen Haie hätte der Vorwurf einer Wettbewerbsverzerrung die Runde gemacht.
Das wollten die Schwenninger unbedingt verhindern. Entsprechend engagiert traten sie im ersten Drittel auf und ließen keinen Gegentreffer zu. Sie schossen allerdings auch kein Tor, obwohl sie ein Chancenplus und bei eigener Unterzahl durch Daniel Pfaffengut eine tolle Chance (6.) hatten.
Abschnitt Nummer zwei endete ebenfalls torlos. Was vor allem daran lag, dass die Gastgeber auch in dieser Phase beste Gelegenheiten versemmelten. Boaz Bassen, Pat Cannone und Andreas Thuresson hatten je zweimal den Führungstreffer auf dem Schläger, brachten den Puck aber nicht über die Linie. Während die Kölner auf der ganzen Linie enttäuschten, stimmten bei den Wild Wings Einsatz und Wille. „Es ist gut für die jungen Spieler, dass sie nun mehr Eiszeit bekommen“, gewann der 23-jährige Pfaffengut dem Ausverkauf auch positive Seiten ab.
Kurz vor Schluss schlugen die Wild Wings doch noch zu. Andreas Thuresson krönte in Minute 57 sein Comeback nach zweimonatiger Verletzungspause mit dem golden Tor zum 1:0-Sieg. Er war nach der Schlusssirene neben Torhüter Dustin Strahlmeier, dem ein „shutout“ gelang, der gefeierte Mann des Abends. Nun endlich stimmte auch die Stimmung in der Helios-Arena wieder. Am Sonntag gastieren die Wild Wings in Nürnberg.
SERC-Trainer Niklas Sundblad kommentierte den Sieg seiner Mannschaft so: „Das war ein enges Spiel mit zwei starken Torhütern. Wir wollten viele Checks zu Ende fahren. Boaz Bassen hat sein bislang bestes Spiel gemacht.“